Bologna - Filmfestival 2016

Bologna - Il Cinema ritrovato

June 25 to July 6, 2016

Reihe: 1916

La Gelosia

(Eifersucht), Directed by:   Augusto Genina, Italien - 1915
Production: Milano Film, Milano - Regisseur: Augusto Genina - Drehbuch: Augusto Genina - Story : Augusto Genina - Kamera: Ferdinando Martini - Architekt: Augusto Genina - Darsteller: Amedeo Mustacchi - Mary Letty - Tranquillo Bianco - Bianca Virginia Camagni Contessa Laura di Valmonte, la moglie - Luigi Serventi il marito -

Il figlio della guerra

Directed by:   Ugo Falena, Italien - 1916
Production: Film d'Arte Italiana, Roma - Galatea - Distribution: Pathé Frères, Italien - Regisseur: Ugo Falena - Story : Bianca Virginia Camagni - Darsteller: Bianca Virginia Camagni Contessa d'Algo - Alfonso Cassini Don Elia - Gioacchino Grassi Ninkas - Signorina Miotti Marta - Luigi Serventi Gaston / Barone Massimo Odder - Romano Zampieri il generale -

Intolerance

(Intoleranz, Intoleranz 2. Teil - Triumph der Liebe, Götzen der Menschheit, Die Tragödie der Menschheit, Der Kreislauf der Liebe durch die Jahrtausende), Directed by:   D.W. Griffith, USA - 1916
Production: Wark Producing - Triangle Film Corporation - Distribution: Triangle Distributing Corporation - Producer: D.W. Griffith presenter - Regisseur: D.W. Griffith - Regieassistent: Tod Browning - Edward Dillon - Joseph Hennaberry - W. S. Van Dyke - Erich von Stroheim - Lloyd Ingraham 2nd AD Modern Story (/xx/) - Drehbuch: D.W. Griffith - Kamera: G.W. Bitzer - Karl Brown - Schnitt: D.W. Griffith - James Smith - Rose Smith - Architekt: R. Ellis Wales - Darsteller: Spottiswoode Aitken Brown Eyes's Father (AKA Spottiswoode Aitkin) - Mary Alden Uplifter - Frank Bennett Charles IX. - Barney Bernard Attorney for the Boy - Monte Blue he Strike Leader - Lucille Brown Uplifter - Tod Browning Owner of the Racing Car - Kate Bruce A Babylonian Mother - Jewel Carmen Sklavin / Tänzerin - Elmer Clifton The Rhapsode - Lotta Clifton The 2nd Dancer of Tammuz - Rev. A. W. Clure Father Farley - Miriam Cooper The Friendless One - Jack Cosgrave Chief Eunuch - Josephine Crowell Catherine de Medici - James Curley The Charioteer of Cyrus - Ruth Darling Girl of the Marriage Market - Dore Davidson The Kindly Neighbor - Sam de Grasse Arthur Jenkins - Edward Dillon Crook - Charles Eagle Barbarian Chieftain - Pearl Elmore Uplifter - George Fawcett A Babylonian Judge - Howard Gaye The Christ / Cardinal de Lorraine - Lillian Gish Woman who rocks the cradle - Olga Grey Maria Magdalena - Ruth Handforth Brown Eyes' Mother - Mildred Harris Favorite of the Harem - Robert Harron The Boy - Clyde Hopkins Jenkins' Secretary - Luray Huntley - Lloyd Ingraham The Judge - Martin Landry Auctioneer - Lillian Langdon Mary, the Mother - Alberta Lee Wife of the Kindly Neighbor - Jennie Lee Woman at Jenkins' Dance - Ralph Lewis The Governor - Vera Lewis Mary T. Jenkins - Elmo Lincoln The Mighty Man of Valor - Walter Long The Musketeer of the Slums / Babylonian Warrior - Bessie Love The Bride of Canaa - Mae Marsh The Dear One - Marguerite Marsh Debutante at the Ball - Tully Marshall High Priest of Bel / Friend of the Musketeer - Margaret Mooney Girl of the Marriage Market - Carmel Myers Tänzerin - Loyola O'Connor Attarea's Slave - Seena Owen Attarea, the Princess Beloved - Alfred Paget Belshazzar - Eugene Pallette Prosper Latour - Wallace Reid A Boy killed in the Fighting - Alma Rubens Girl of the Marriage Market - Howard Scott A Babylonian Dandy - Alfred D. Sears The Mercenary - George Siegmann Cyrus, The Persian - Ah Singh The 1st Priest of Nergel - Ranji Singh The 2nd Priest of Nergel - Ruth St. Denis Solo Dancer - Maxfield Stanley Mons. La France, Duc d'Anjou - Pauline Starke Favorite of the Harem - Carl Stockdale King Nabonidus - F.A. Turner Father of The Dear One (AKA Fred Turner) - Charles van Courtlandt Gobyras, Lieutenant of Cyrus - Erich von Stroheim Pharisäer - George Walsh The Bridegroom of Cana - Winifred Westover Favorite of Egibi - Grace Wilson The 1st Dancer of Tammuz - Margery Wilson Brown Eyes - Tom Wilson The Kindly Policeman - Erich von Ritzau Pharisäer (AKA Gunther von Ritzau) - David Butler Extra - Constance Talmadge Marguerite de Navarre / The Mountain Girl (AKA Georgia Pearce) - Carol Dempster Favorite of the Harem - Raymond Wells Counselor of the King - Nigel de Brulier - Anna Mae Walthall Favorite of the Harem / Dancer - Dell Henderson Extra - Frank Borzage Extra - DeWolf Hopper Extra - William H. Brown Father of the Bride of Cana / Warden (AKA William Brown) - Taylor N. Duncan Captain of the Gateg / Bodyguard of the Princess Beloved (AKA Ted Duncan) - Joseph Henabery L'amiral de Coligny / Defendant - Chandler House Page - William Lawrence Henri de Navarre - Morris Levy Le duc de Guise (scenes deleted) - Julia Mackley Uplifter (AKA Mrs. Arthur Mackley) - John P. McCarthy Prison Guard (AKA J.P. McCarthy) - A.W. McClure Father Fathley - Billy Quirk Bartender - W.S. Van Dyke Cana Wedding Guest - Eleanor Washington Uplifter - Karl Brown Extra - Frank Campeau Extra - Constance Collier Extra - Donald Crisp Extra - Max Davidson Kindly Neighbor - Douglas Fairbanks Man on White Horse - Natalie Talmadge Favorite of the Harem - Ethel Grey Terry Favorite of the Harem - Herbert Beerbohm Tree (--??--) Extra - Madame Sul-Te-Wan Girl at the Marriage Market (/xx/) - Virginia Lee Corbin Child in Epilogue - Dark Cloud Ethiopian Chieftan (/xx/) -
Synopsis in German: Vier Ereignisse der Weltgeschichte verdichten sich in diesem Film von Filmpionier David W. Griffith zu einem essayistischen Spielfilm, dessen vier Handlungsstränge eines gemeinsam haben: das Elend, welches selbstherrliche Herrscher immer wieder den Menschen auferlegten.
Babel, 539 vor Christus: Der junge Prinz Belshazzar kann den Untergang Babels nicht aufhalten, da starrköpfige alte Männer an ihren überholten religiösen Ideen festhalten und durch ein Komplott dem Fortschritt Einhalt gebieten.
Jerusalem, circa 30 nach Christus: Hier wird die Intoleranz der Pharisäer thematisiert. Der Verrat an Jesus und seine Verurteilung gipfelt in der Kreuzigung.
Paris 1572: Der religiöse Konflikt zwischen protestantischen Hugenotten und Katholiken und das daraus resultierende Massaker werden in dieser Episode erzählt. In der Bartholomäusnacht werden 50.000 Protestanten in Paris ermordet, während sich zur gleichen Zeit ein Liebespaar unwissend auf eine Hochzeit vorbereitet, die nie stattfinden wird ...
USA 1910: Hohe Lohnkürzungen in der Jenkins-Fabrik führen zu einem Arbeiterstreik, der brutal niedergeschlagen wird. Betroffen davon sind auch eine junge Frau und ihr Geliebter, der des Mordes angeklagt wird und erhängt werden soll ... (arte Presse)


Die Handlung des Films teilt sich in vier selbständige Geschichten, die durch ein Leitmotiv miteinander verwoben sind:
1. The Modern Story - Die moderne Geschichte
2. The Babylonian Story - Die babylonische Geschichte
3. The Huguenot Story - Die hugenottische Geschichte
4. The Judean Story - Die biblische Geschichte
Reviews in German: "Mit seiner Dauer von rund 177 Minuten ist INTOLERANCE nur als ein Torso überliefert, aber der Film ist auch heute noch ein ungemein beeindruckendes Werk. Die von Griffith gewählte Erzählweise, vier historisch so unterschiedliche Geschichten miteinander zu verweben, hat für die damalige Zeit einen ungemein revolutionären Charakter. Hier wurde Filmgeschichte im wahrsten Sinne des Wortes geschrieben! - Griffith hatte den Film als Reaktion auf die Kritiken zu seinem BIRTH OF A NATION gedreht, in der Absicht, Intoleranz als Ursache für menschliches Unglück in allen Zeiten darzustellen. Die kühne Montage, die vier Geschichten 'wie vier Ströme, die von einem Berg herabfliessen' miteinander zu verweben, und so nicht nur die Grenzen des Ortes, sondern auch jene der Zeit zu sprengen, ist genial bahnbrechend, weil hier dem Film eine völlig neue Perspektive eröffnet wurde: nämlich hinter der Storyline tendenziöses Kino zu machen, Kino das Ideen unabhängig von der linearen Geschichte vermittelt. Vieles in der Darstellung der Schauspieler wirkt heute nach mehr als achtzig Jahren Filmgeschichte antiquiert, doch nach wie vor sind manche Sequenzen atemberaubend, etwa die Kamerafahrten in der babylonischen Sequenz oder die Szenen in der modernen Sequenz, in der streikende Arbeiter von der Privatarmee des Fabrikbesitzers niedergemetzelt wurden." (lhg)

"Wie sollte jemals ein geringfügiger gemeinsamer Zug, ein gemeinsames äusseres Kennzeichen der metaphysisch und mit wenig Einsicht verstandenen Unduldsamkeit im Bewusstsein so empörende, historisch unvereinbare Erscheinungen miteinander verbinden können wie den religiösen Fanatismus der Batholomäusnacht und den Streikkampf in einem hochkapitalistischen Land! Oder die blutigen Kapitel des Kampfes um die Hegemonie über Asien und den komplizierten Prozess des innerkolonialen Kampfes des jüdischen Volkes zur Zeit der Unterjochung durch Rom!" (Sergeij M. Eisenstein)

"Eine unbeschreibliche Verwirrung, in deren Verlauf Katharina de Medici die Armen New Yorks besucht, während Jesus die Kurtisanen des Königs Belsazar segnet und die Armeen des Darius die Stromschnellen von Chicago im Sturm nehmen." (Louis Delluc)

"Jede Episode wurde in einem anderen Stil gefilmt. Die Passion Christi ist eine Folge simpler, idealisierter lebender Bilder, die an die Passions-Filme der Firma Pathé erinnern. In der ausführlicheren Bartholomäus-Nacht-Episode überwiegen die Totalen im Stil von DIE ERMORDUNG DES DUC DE GUISE. "Der Untergang von Babylon" orientiert sich an der italienischen Schule und kommt dem mächtigen Stil von CABIRIA nahe. Die einfache und sehr realistische Geschichte "Die Mutter und das Gesetz" ist durch ihre Länge und ihre Vollkommenheit das Zentrum des Werkes, um das herum sich die übrigen Episoden ranken." (Georges Sadoul: Histoire du cinéma mondial; Flammarion, Paris 1972)
Remarks and general Information: «Hintergrundinformationen:
"Ich habe immer gesagt, dass ich Babel wieder aufbauen würde", kommentiert Regisseur und Drehbuchautor Griffith sein Werk "Intolerance". Das erste Monumentalwerk der Filmgeschichte mit einer sagenhaften Länge von dreieinhalb Stunden wird oft als spektakulärster Film aller Zeiten zitiert. Der Stummfilm von 1916 prangert Vorurteile und Grausamkeiten der Menschheit an und verurteilt über 2000 Jahre menschlicher Missstände. Couragiert ist dabei Griffiths Ziel, Intoleranz und Schwäche zu überwinden und ein neues, positiv besetztes Babel der Gegenwart zu errichten.
D.W. Griffith gilt aus vielerlei Gründen als Pionier des Kinos. So ist er der erste Regisseur, der einen Spielfilm dreht, welcher erstmals länger als die bisherigen Filme von maximal eine Stunde ist. Zudem macht er die Technik des Cross-Cuttings populär, indem er zwischen verschiedenen Szenen alterniert. Revolutionär ist auch das verschachtelte Handlungsmuster von "Intolerance": Die vier Parallelgeschichten werden nicht nacheinander erzählt, sondern immer wieder in Ausschnitten fortgesetzt. Es herrscht ein reger Wechsel zwischen Raum und Zeit, der immer von einem Vers Walt Whitmans flankiert wird: "Out of the cradle, Endlessly rocking" - Aus der Wiege, Unendlich schaukelnd.
Der "Vater der Filmgrammatik", wie ihn seine Anhänger nennen, wird sehr kontrovers diskutiert. Dies ist vor allem seinem Kassenschlager "Geburt einer Nation" von 1915 zuzuschreiben. Im ersten Propagandafilm der Kinogeschichte führt Griffith rassistische Pro Sklaverei- und Ku-Klux-Klan- Parolen vor und verteidigt die Position der amerikanischen Südstaaten vor dem Sezessionskrieg.» (arte Presse)



"Der Film besteht aus vier Episoden, die aber nicht in geschlossenen Kapiteln, sondern gleichsam parallel erzählt werden. Neben einer als roter Faden fungierenden Geschichte über das Unrecht, das Arbeitern durch einen Fabrikbesitzer und Gerichte zugefügt wird, hat Griffith zur Verdeutlichung seiner Absicht, Vorurteile und Grausamkeiten anzuprangern, noch drei Parallelgeschichten hinzugefügt: die Eroberung Babylons, die Verschwörung der Pharisäer gegen Jesus und die Bartholomäusnacht im Frankreich des 16. Jahrhunderts sollen das Elend bezeugen, das selbstherrliche Herrscher während vieler Jahrhunderte verursacht haben.

Intolerance wurde in jeder Hinsicht ein Mammut-Unternehmen. Griffith liess am Rand des damaligen Hollywood die grössten Dekorationen aufbauen, die bis heute für einen Film errichtet wurden. Rund 70 Meter hoch waren die massiven Türme Babylons; Belsazars Festhalle fasste mehr als 5000 Menschen. In einer Kampfszene in der babylonischen Episode befehligte er von einem Ballon aus 16000 Komparsen.

Die Dreharbeiten bewältigte Griffith ohne Drehbuch, beschäftigte dafür aber sechs Regieassistenten: George Siegman, W.S. Van Dyke, Joseph Henabery, Erich von Strohheim, Edward Dillon und Tod Browning. Nebenbei spielten fast alle auch kleinere Rollen.

Die zeitgenössische Kritik monierte die "seltsame" oder "schier unverständliche" Erzählstruktur des Films. Zweifellos war es ungewohnt und kühn, die einzelnen Episoden miteinander zu vermischen, anstatt sie fein säuberlich hintereinander zu erzählen. Während zunächst der Schnitt und damit der Wechsel zwischen den einzelnen Episoden eher gemächlich ist, wird der Rhythmus des Films später immer schneller bis zum Höhepunkt: der "Junge" wird in die Todeszelle geführt, Christus wird gekreuzigt, die Hugenotten werden hingemetzelt, Babylon fällt...

Intolerance war einer der ersten Monumentalfilme der Filmgeschichte und hatte mit seinen bis dahin einmaligen Bildern und seiner Schnittechnik wesentlichen Einfluss auf spätere Werke wie "Die zehn Gebote" oder "Ben Hur". Durch Lenin gelangte Intolerance in die Sowjetunion, wurde dort jahrelang gezeigt und beeinflusste die Filme von Eisenstein und Pudowkin." (EXGROUND, Wiesbaden 1998)




"Noch waren die Diskussionen um THE BIRTH OF A NATION nicht beendet, als Griffith die Arbeit an dem schon vor dem Bürgerkriegsepos fertiggestellten Film THE MOTHER AND THE LAW wieder aufnahm. Anfangs wollte er dem alten Projekt bloss einige Szenen hinzufügen, kam aber bald auf die Idee, es mit weiteren Geschichten, die von der Intoleranz der Mächtigen handeln, zu vergrössern. Er gab seinem Mitarbeiter Joseph Henabery den Auftrag, umfangreiche Recherchen über Babylon, das Massaker in der Bartholomäusnacht und die Kreuzigung Christi zu beschaffen. Eine Unmenge von Büchern wurden durchgearbeitet und das ausgewählte Material in Sammelalben festgehalten. Auf Grund des grossen finanziellen Erfolgs von THE BIRTH OF A NATION konnte Griffith seinen neuen Film in völliger ökonomischer und künstlerischer Freiheit vorbereiten und drehen. Sämtliche Gestaltungsebenen von INTOLERANCE wurden von ihm kontrolliert. Allein die Tatsache, dass Griffith ohne Drehbuch arbeitete, lässt darauf schliessen, wie sehr das von seinen Mitarbeitern herangeschaffte Material eine subjektive Ausprägung erfuhr. Für die Ausstattung jeder einzelnen Geschichte wurde ein anderer Stil gewählt. Liegen dem Ausgangsmaterial von INTOLERANCE, dem Film THE MOTHER AND THE LAW, die Bilder der realistischen "Ashcan School" zugrunde, so waren es für die "Babylonian Story" historische Maler wie Georges Rochgrosse, John Martin und Edwin Long. Die Ausstattung der Szene, die in Judäa spielen, basieren wiederum auf Abbildungen aus J.J.J. Tissots Buch über das Leben Christi (1895). Was die "French Story" betrifft, kann kam am Einfluss des "Film d'Art" gezweifelt werden, war doch z.B. L'ASSASINAT DU DUC DE GUISE (1908) für Griffith eine "Offenbarung". Wie bei der Ausstattung orientierte sich Griffith bei der Wahl seiner Handlungsmuster an der Literatur des vorigen Jahrhunderts. Er lässt sich nicht nur von realistischen bzw. melodramatischen Methoden anregen, auch die moralisierende Tendenz seiner Vorbilder kann man in Griffith' Werk erkennen. Dieser Tradition entsprach auch ein realistischer Schauspielstiel. In langwierigen Proben wurde eine vollständige Identifikation der Darsteller mit den Filmfiguren angestrebt. Auch bei der Montage des abgedrehten Materials ging Griffith intuitiv vor, denn erst im Vorführraum bei der täglichen Sichtung entschied er über den Platz von bestimmten Einstellungsgrössen bzw. löste er dramaturgische Probleme.

Griffith' Selbstverständnis wurzelt gleich seinen literarischen Vorbildern im 19. Jahrhundert. Es geht ihm um die Idee des idealistischen Ganzen, die sich allerdings schon im vorigen Jahrhundert als trügerisch erwies. Dieses Ganz in seiner immerwährenden Gefährdung zu zeigen, hat bei Griffith geradezu obsessiven Charakter und bestimmt auch den Inhalt von INTOLERANCE. Die Handlung der ersten Geschichte, die "Modern Story", beruht auf dem authentischen Bericht einer Kommission über den Tod von 19 Beschäftigten bei einem Lohnstreik in einem chemischen Betrieb. Im Mittelpunkt der "French Story" steht das Massaker in der Bartholomäusnacht. Eine glückliche Familie wird durch religiöse Unduldsamkeit vernichtet. In "The Babylonian Story" wird eine grosse Kultur durch Intoleranz zu Fall gebracht. Die vierte Geschichte, "The Judean Story", spielt zur Zeit Christi in Jerusalem und erzählt einige Episoden aus dessen Leben. Der Film endet mit der Vision einer immerwährenden Frieden gewährleistenden Liebe: Die Waffen werden weggeworfen, die Gefängnisse verschwinden, und Blumenfelder ersetzen die Stätten der Intoleranz. (...)

Gerade Griffith' Methode der Montage machte sein Werk, und nicht zuletzt seinen Film INTOLERANCE, für den auf Wirkung bedachten jungen sowjetischen Film interessant. Allerdings entstanden dessen neue Montageprinzipien nicht in Nachfolgeschaft, sondern in kritischer Auseinandersetzung. Wsewolod Pudowkin nannte ihn den "bedeutendsten Regisseur der Gegenwart" und erläuterte in seinen filmtheoretischen Texten wiederholt filmtechnische Probleme an Hand von Griffith' Filmen. Sergej M. Eisenstein blieb es jedoch vorbehalten, in einer seiner wichtigsten filmtheoretischen Arbeiten auf die grosse Bedeutung Griffith' für die sowjetische Kinematographie hinzuweisen."
(Gottfried Schlemmer: Das frühe Filmepos: INTOLERANZ (INTORLANCE, 1916), in: Fischer Filmgeschichte I: 1895-1924; Frankfurt/M. 1994)




Die verschiedenen Versionen von Intolerance

Griffith hatte bei verschiedenen Änderungen des Films das Negativ umgeschnitten und brachte 1919 INTOLERANCE in einer zweiteiligen gekürzten Fassung heraus, in welcher er auch das Ende des Films änderte und Constance Talmadge überleben liess. Die ursprüngliche Version des Films hatte eine Länge von circa acht (!) Stunden, wurde dann aber noch von Griffith selbst auf circa dreieinhalb Stunden zusammengeschnitten. Da viele Teile des Negativs verloren sind, lässt sich bis heute der Film in einer ursprünglichen Fassung nicht mehr rekonstruieren. Eine Version im Museum of Modern Art ist unter Verschluss und öffentlich nicht zugänglich, ein Protokoll des Films wurde von Theodore Huff 1940 erstellt. Die meisten der verfügbaren Kopien besitzen eine Länge von circa zwei Stunden und fünfzig Minuten und haben eine musikalische Untermalung durch Klavier oder Kinoorgel. Der Filmhistoriker Kevin Brownlow produzierte 1989 eine Version mit der von grossem Orchester gespielten Musik unter der Leitung von Carl Davis.

Die Qualität des Bildes ist leider nicht der Qualität des Films angepasst - die meisten Kopien scheinen auf Dups mehrerer Generationen zurückzugehen, und viel ist von dem grossartigen Aufwand Griffiths durch unsorgsamen Umgang mit dem Negativ verloren gegangen.

Die bei EUREKA erschienene DVD Edition von INTOLERANCE ist gegenüber den meisten Kopien um ein paar Minuten länger (total 177 Minuten), in der optischen Qualität trotz digitaler Bearbeiten leider nicht auf der Höhe der wohl technisch möglichen (und sehr aufwendigen !) optischen Restaurierung. Auch die musikalische Qualität mit der doch eher monotomen Kinoorgel ist bescheiden, wohl aus linzenzrechtlichen Gründen stand die Tonversion mit der Musik von Carl Davis nicht zur Verfügung. Als interessantes Feature bietet die DVD die Möglichkeit, die miteinander verbundenen Geschichten einzeln zu sehen. (lhg)

L' Angélus de la victoire

Directed by:   Léonce Perret, Frankreich - 1916
Production: Société des Etablissements L. Gaumont - Regisseur: Léonce Perret - Kamera: Georges Specht - Darsteller: Fabienne Fabrèges Jacqueline Brizel - Emile André Le marquis de Rambrun - Armand Dutertre L'organiste Raphaël Brizel - Paul Manson Roger de Rambrun - Emile Matrat François - Alice Tissot - Renée Carl - Yvette Andréyor -

Le Pied qui etreint

Directed by:   Jacques Feyder, Frankreich - 1916
Production: Société des Etablissements L. Gaumont - Distribution: Les Films français C. Halley - Producer: Léon Gaumont - Regisseur: Jacques Feyder - Drehbuch: Jacques Feyder - Darsteller: René Poyen Bout-de-Zan - André Roanne Clarin Justel - Musidora Irma Vep - Kitty Hott Eliane - Georges Biscot - Marcel Lévesque - Édouard Mathé - Suzanne Delvé -

Les gaz mortels

Directed by:   Abel Gance, Frankreich - 1916
Production: Le Film d'Art - Producer: Louis Nalpas - Regisseur: Abel Gance - Drehbuch: Abel Gance - Kamera: Léonce-Henri Burel - Schwenker: Louis Dubois - Darsteller: Léon Mathot Mathus - Émile Keppens Edgar Ravely - Henri Maillard Hopson - Doriani Ted - Jean Fleury André - Maud Richard Maud - Germaine Pelisse Olga Ravely -

Life's Harmony

Directed by:   Lorimer Johnston, USA - 1916
Production: American Film Manufacturing Company (Flying A) - Distribution: Mutual Film - Regisseur: Frank Borzage - Lorimer Johnston - Regieassistent: Park Frame - Drehbuch: Lorimer Johnston - Kamera: L. Guy Wilky - Darsteller: Vivian Rich Faith Pringle - George Periolat Josiah Pringle - Gayne Whitman Gordon Howard (AKA Alfred Vosburgh) - Louise Lester Letitia Pringle - Antrim Short (--??--) -

Madame Tallien

Directed by:   Mario Caserini, Italien - 1916
Production: Palatino Film, Roma - Distribution: Universum-Film AG (UFA), Berlin (Germany) - Regisseur: Mario Caserini --??-- - Enrico Guazzoni - Drehbuch: Enrico Guazzoni - Nach einer Vorlage von: Victorien Sardou play - Kamera: Gabriele Gabrielian - Kostümbild: Enrico Guazzoni - Darsteller: Lyda Borelli Madame Tallien - Renzo Fabiani Robbespierre - Amleto Novelli Tallien - Ettore Baccani Fontenay - Ruggero Barni Guery - Orlando Ricci - Roberto Spiombi un abatino -

Nelli Raintseva

Directed by:   Jevgenij Bauer, Russland - 1916
Production: Aleksandr Khanzhonkov & Co - Producer: Aleksandr Khanzhonkov - Regisseur: Jevgenij Bauer - Drehbuch: Aleksandr Amfiteatrov - Kamera: Boris Zavjeljev - Darsteller: Zoja Barantsevich Нелли Раинц - Olga Rakhmanova мать Нелли /Nelli's M - Aleksandr Kheruvimov отец Нелли / Nelli's - Konstantin Zubov письмоводиm - Vera Pavlova горничная Т - Janina Mirato Корецкая / Koretskaja / Kor - Mikhail Stalskij Леонид Андр -

Oltre la vita, oltre la morte

Directed by:   Ernesto Maria Pasquali, Italien - 1916
Production: Pasquali e C., Torino - Distribution: Pasquali e C., Torino - Producer: Ernesto Maria Pasquali - Regisseur: Ernesto Maria Pasquali - Story : Alberto Capozzi - Darsteller: Alberto Capozzi Alberto Sperelli - Diana Karenne Diana Fauro -

Pikovaja Dama

(Pique Dame), Directed by:   Jakov Protazanov, Russland - 1916
Producer: Iosif N. Ermoljev - Regisseur: Jakov Protazanov - Regieassistent: Georgij Azagarov - Drehbuch: Fjodor Ozep - Jakov Protazanov - Nach einer Vorlage von: Aleksandr Pushkin - Kamera: Fjodor Burgasov - Architekt: Vladimir Balljuzek - S Lilijenberg - Valerij Pshibytnjevskij - Darsteller: Georgij Azagarov Tomskij - Nikolaj Panov Count of Saint-Germain - Polikarp Pavlov The Count - Tamara Duvan The Countess as a young woman - Jelizavjeta Shebueva The Countess / La contessa - Vera Orlova Lizaveta / Liza - Ivan Mosjoukin Hermann / Germann -

Signori giurati...

Directed by:   Giuseppe Giusti, Italien - 1916
Production: Corona Film, Torino - Distribution: Corona Film, Torino - Regisseur: Giuseppe Giusti - Drehbuch: Fabienne Fabrèges - Kamera: Giacomo Angelini - Darsteller: Didaco Chellini Cott. Nancey - Valeria Creti Elena - Attilio de Virgiliis Barone George de Brion - Fabienne Fabrèges Lina Santiago - Bonaventura Ibáñez Marchese André de Saint Vallier -

The Half Breed

(Das Halbblut), Directed by:   Allan Dwan, USA - 1916
Production: Fine Arts Film Company - Producer: D.W. Griffith - Regisseur: Allan Dwan - Drehbuch: Anita Loos - Story : Bret Harte - Darsteller: George Beranger Jack Brace - Jack Brownlee Winslow Wynn - Jewel Carmen Nellie - Sam de Grasse Sheriff Dunn - Douglas Fairbanks Lo Dorman - Alma Rubens Teresa - Tom Wilson Curson -
Reviews in German: Dwann spricht in diesem Film u.a. das Thema der Toleranz an

The Mystery of the leaping fish

Directed by:   John Emerson, USA - 1916
Production: Keystone Film Company - Triangle Film Corporation - Regisseur: John Emerson - Drehbuch: Anita Loos - Nach einer Vorlage von: Tod Browning - Kamera: Victor Fleming - Darsteller: Douglas Fairbanks Coke Ennyday - Bessie Love Inane - Alma Rubens Companera del caballero rico - Alfred D. Sears Caballero rico - Charles Stevens - Tom Wilson -

Tsvjety zapozdalye

Directed by:   Boris Sushkevich, Russland - 1916
Regisseur: Boris Sushkevich -

Umirajushchij lebed'

(Der sterbende Schwan), Directed by:   Jevgenij Bauer, Russland - 1917
Production: Aleksandr Khanzhonkov & Co - Producer: Aleksandr Khanzhonkov - Regisseur: Jevgenij Bauer - Drehbuch: Zoja Barantsevich - Kamera: Boris Zavjeljev - Darsteller: Andrej Gromov Valerij Glinskij, The Artist - Vera Karalli Gizella, a mute dancer - Aleksandr Kheruvimov Gizelle's Father - Ivan Perestiani Glinskij's Friend - Vitold Polonskij Viktor Krasovskij -

Vingarne

(Ikarus), Directed by:   Mauritz Stiller, Schweden - 1916
Production: AB Svenska Biografteatern - Regisseur: Mauritz Stiller - Drehbuch: Mauritz Stiller - Axel Esbensen - Nach einer Vorlage von: Hermann Bang novel - Kamera: Julius Jaenzon AKA J. Julius - Musik: Umberto Prandini - Darsteller: Lars Hanson Eugène Mikael, ung målare - Lili Bech Lucia de Zamikow, furstinna (AKA Lili Bech) - Albin Lavén Charles Schwitt, vän till Zoret - Julius Jaenzon filmfotograf i filmens ramhandling - Egil Eide Claude Zoret, konstnär - Bertil Junggren konstnärsvän till Zoret - Julius Hälsig konstnärsvän till Zoret - Alfred Lundberg konstnärsvän till Zoret - Thure Holm läkaren - Nils Asther ung skådespelare i filmens ramhandling - Axel Esbensen filmscenograf i filmens ramhandling - Mauritz Stiller Regisseur in der Filmrahmenhandlung -
Remarks and general Information: «Frühes Metakino, nur zum Teil überliefert, was seine Modernität noch steigert: Vingarne basiert auf jenem Roman von Herman Bang, den Dreyer 1924 als Michael verfilmen wird. Stiller gibt der Geschichte vom Bildhauer, der sein Meisterwerk einem jungen Modell verehrt, von diesem aber zurückgewiesen wird, eine verblüffende Rahmenhandlung: „Wie der Regisseur Mauritz Stiller auf die Idee kommt, den Film Vingarne zu drehen“ - das sorgte damals für Verwirrung und wurde radikal gekürzt.(...)» (C.H., filmmuseum.at)

Zhizn za zhizn

Directed by:   Jevgenij Bauer, Russland - 1916
Production: Aleksandr Khanzhonkov & Co - Distribution: Pathé Exchange, Inc. (USA) - Producer: Aleksandr Khanzhonkov - Regisseur: Jevgenij Bauer - Drehbuch: Jevgenij Bauer - Nach einer Vorlage von: Georges Ohnet novel: Serge Panine - Kamera: Boris Zavjeljev - Architekt: Aleksandr Utkin - Darsteller: Vera Kholodnaja Nata Khromova - Lidija Korenjeva Musja Khromova / Муся, дочь - Ivan Perestiani Zhurov - Vitold Polonskij Prinz Vladimir Bartinsky / Principe - Olga Rakhmanova Mrs. Khromova / Signora Chromova -
Synopsis in German: Die reiche Frau Khromova hat eine eigene Tochter, Musya (Lydia Koreneva), und eine Adpotivtochter, Nata (Vera Kholodnaya). Der Kaufmann Zhurov hat sich in Nata verliebt...
Remarks and general Information: "Khanzhankov explained in a 1937 interview what he wanted to achieve with A Life for a Life. “I wanted to stagger the cinema world with a production of great artistic worth, which would immediately place our firm’s reputation at its rightful level... From a whole range of scenarios offered to him, Bauer, our chief director, selected a dramatization of the French novel by Georges Ohnet. All the studio’s technical resources were mobilized for the production, and the main roles were allocated among the best actors in our company... We had no more than one month to spend on the production and all departments set to work at a feverish pace. Bauer liked this sort of urgent ‘spontaneous’ work and even finished it a few days ahead of the deadline.” [Silent Witnesses, ed. Tsivian et al, London/Pordenone: 1989]

Khanzhankov’s hopes were realized. The Russian film press hailed A Life for a Life as an “artistic treasure” and “a film that deserves a place alongside the best foreign productions,” although Bauer’s taste for columns was also gently mocked, and it was hinted that perhaps he was trying too hard to imitate foreign models. But all hopes of building on this achievement were swept away in the following year; and in 1919 the most-admired star of Russian cinema, Vera Kholodnaia, died in Odessa. Her vast funeral marked the end of on era." (Milestone Films and Video)

The Moving Picture World gibt in der Rezension des Films A. Arkatatov als Regisseur an. (lhg 2019)