Karlsruhe - Filmfestival 2013

11. Karlsruher Stummfilmtage


14. - 17. März 2013

"Es wäre logischer gewesen, wenn sich der Stummfilm aus dem Tonfilm entwickelt hätte, als umgekehrt."
"It would've made more sense if silent film developed from sound film instead of the other way around"
Mary Pickford

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Reihe: Fritz Lang

La Madonna della neve

(Das wandernde Bild), Regia:   Fritz Lang, Germania - 1920
Casa produtrice: May-Film AG, Berlin - Produttore: Joe May - Direttore: Fritz Lang - Scenaggiatore: Fritz Lang - Thea von Harbou - Direttore della Fotografia: Guido Seeber - Architetto-scenografo: Otto Hunte - Erich Kettelhut Modellbauten - Interpreti: Harry Frank - Hans Marr Georg Vanderheit - John Vanderheit - Mia May Irmgard Vanderheit - Loni Nest Irmgards Tochter - Rudolf Klein-Rogge Georgs Vetter Wil Brand -
Sinossi (in Tedesco): Eine Frau auf der Flucht in die Berge. Verfolgt von einem Mann, der ihr nach dem Leben trachtet. Irmgard (Mia May) ist die Geliebte des Philosophen Georg Vanderheit (Hans Marr). Dieser hat einst mit einem Buch über die freie Liebe Aufsehen erregt. Weil er an seinen Grundsätzen festhielt, durfte er Irmgard, die er liebte, nicht heiraten. Nicht einmal, nachdem sie ein Kind von ihm erwartet hat. Irmgard ehelichte daraufhin pro forma John, den skrupellosen Bruder Georgs. Als Georg von der Scheintrauung erfuhr, täuschte er einen Selbstmord vor. Tatsächlich zog er sich als Eremit in die Berge zurück. Zufällig genau in jene, in die Irmgard gerade flüchtet. Die beiden erkennen einander, während eine Lawine über sie hereinbricht. Doch Georgs Gelübde ist nicht so leicht zu lösen. Erst wenn eine im Schnee aufgestellte Madonnenstatue sich bewegen würde, dürfe er "in die Welt" zurückkehren. Als Irmgard während eines Sturms ein Waisenkind über jenes Schneefeld trägt, meint Georg die Statue wandern zu sehen. Er darf nun seine Einsamkeit aufgeben. Freudig willigt Irmgard ein, mit ihm in die Berge zu gehen und fern von den Menschen, die er auch ferner meiden will, mit ihm zu leben. Fest aneinandergeschmiegt gehen Georg und Irmgard, vereint durch die wahre reine Liebe, einer neuen, glücklichen Zukunft entgegen. (Filmarchiv Austria)
Riviste (in Tedesco): "Ein Alpenfilm. Auch Stroheim (BLIND HUSBANDS) und Lubitsch (MEYER AUS BERLIN) drehten um 1920 in den Bergen, und Lang, der zu diesem Zeitpunkt noch sehr elementar mit den Schauwerten des Kinos experimentiert, macht die Gegend um den Lago Maggiore zum exotischen Ort. Es beginnt mit einer unruhigen Frau. Der Zug fährt in eine ländliche Gegend, aber die Telegrafie holt sie auch hier noch ein: ,Du entgehst mir nicht". Irmgard Vanderheit (Mia May) ist auf der Flucht vor ihrem Mann John (Hans Marr). Der hilfreiche Wil Brand (Rudolf Klein-Rhoden) arrangiert ihre überfahrt über den See, und dann beginnt die Alpenüberquerung. Nebel fällt ein, Irmgard stützt sich auf den Wanderstab, es ist ein ,chase movie" in Bergschuhen. In der Felslandschaft trifft sie auf den Einsiedler Georg, in dem sie einen Menschen wieder erkennt. Es ist der Schauspieler Hans Marr, der hier eine Zwillingsrolle spielt. Nach dem zweiten Akt sitzen Irmgard und Georg in einer Schutzhütte fest, die unter einer Gerölllawine begraben liegt. Und erst jetzt, nach diesem ausführlichen Beginn, der sich ganz der Dramatik der Bewegung überantwortet, hält Lang inne, und erzählt die Vorgeschichte dieser Flucht in die Berge: Es ist ein Ehedrama in der Stadt. Irmgard liest ein Buch über freie Liebe, und gleich darauf lernt sie den Autor kennen: Georg Vanderheit ist philosophischer Gegner der Ehe. Seine Theorie ist ihm wichtiger als seine Erfahrung, und obwohl er Irmgard liebt und sie ein Kind von ihm erwartet, kann und will er sie nicht heiraten. Irmgard löst dieses Dilemma, indem sie John heiratet, der zwar Georgs Zwillingsbruder ist, aber in seinen Eigenschaften eher ein Spiegelbild: John ist impulsiv, besitzergreifend, masslos, und Hans Marr spielt dies auch deutlich aus. Georg zieht sich in die Berge zurück. Er gilt als tot, und das Element Wahrheit in dieser zeitkritischen Geschichte liegt eben in dieser Verwandlung eines Libertins in einen mönchischen Unverstandenen, der sich von einem Wunder erlösen lassen muss. Lang trifft hier zum ersten Mal auf den müden Tod: Die Hand eines Skeletts zieht an einem Totenglöckchen. In den Bergen wird der magische Zusammenhang ganz selbstverständlich genommen, aber Lang ist aufgeklärt genug, zu der entscheidenden Szene eine natürliche Erklärung mitzuliefern: Das Wunder vom ,wandernden Bild" bedarf dann doch der Hebelwirkung, und der Einsiedler fällt zum letzten Mal einer Verblendung zum Opfer. Die Schlussszene spielt in einem Restaurant, in das Georg tritt wie der Idiot der Gesellschaft." (Filmarchiv Austria)

Der Schriftsteller Georg Vanderheit ist ein scharfer Ehegegner und verwehrt seiner Geliebten Irmgard auch dann noch die Hochzeit, als sie schwanger wird. In ihrer Verzweiflung heiratet sie Georgs Zwillingsbruder John. Als Georg davon erfährt, geht er als Einsiedler in die Berge und schwört, erst wieder herabzusteigen, wenn die steinerne Madonna sich bewegt… Märchenhaftes Drama mit beeindruckenden Landschaftsbildern (Kamera: Guido Seeber). (www.filmfest.de)
Osservazione generali: "Die Zwangslagen des deutschen Spielfilms der 1920er-Jahre sind hier musterhaft ausgebreitet: Es gibt immer nur eine Option, Konflikte werden sprachlos ausgetragen, und hinter jeder Entscheidung lauert ein Abgrund. Wo keine überstimmung zu erzielen ist oder das Schicksal es befiehlt, da gilt es zu flüchten. Vorzugsweise in zivilisationsfreie Territorien, denn nur dort gibt es die Chance auf Zukunft." (cr, Filmarchiv Austria)

Der Film galt als verschollen, wurde 1985 durch Walther Seidler in der Cineteca von Sao Paolo in Brasilien entdeckt.

Una donna sulla luna

(Die Frau im Mond), Regia:   Fritz Lang, Germania - 1929
Casa produtrice: Fritz Lang Film - Universum-Film AG (UFA), Berlin - Produttore: Fritz Lang - Direttore: Fritz Lang - Scenaggiatore: Fritz Lang - Thea von Harbou - Direttore della Fotografia: Oskar Fischinger - Otto Kanturek - Musica: Willy Schmidt-Gentner - Architetto-scenografo: Emil Hasler - Otto Hunte - Karl Vollbrecht - Interpreti: Margarete Kupfer Helius' Haushälterin Hippolt - Julius E. Herrmann - Max Maximilian Helius' Chauffeur Grotjan - Alexa von Porembsky Veilchenverkäuferin - Karl Platen Mann am Mikrofon - Gerhard Dammann Werkmeister der Helius-Flugwerften - Heinrich Gotho Mieter vom 2. Stock - Edgar Pauly Eindeutige Existenz - Alfred Loretto Eindeutige Existenz - Mahmud Terja-Bey Gehirn und Scheckbuch - Max Zilzer Gehirn und Scheckbuch - Hermann Vallentin Gehirn und Scheckbuch - Tilla Durieux Gehirn und Scheckbuch - Gustav von Wangenheim Ingenieur Hans Windegger - Gustl Stark-Gstettenbaur Gustav - Fritz Rasp - Klaus Pohl Prof. Georg Manfeldt - Gerda Maurus Astronomiestudentin Friede Velten - Willy Fritsch Wolf Helius -
Sinossi (in Tedesco): Der Mondexperte Professor Georg Manfeldt ist sich sicher: Auf dem Mond gibt es nicht nur Wasser und Sauerstoff, sondern auch jede Menge Gold. Doch von seinen Kollegen wird er nur belächelt. Sein größter Traum ist es, eine Mondexpedition durchführen, um endlich seine Theorie beweisen zu können. Der Raumfahrtingenieur Wolf Helius teilt Manfeldts Traum. Er arbeitet bereits auf vollen Touren mit dem Ingenieur Windegger und dessen Verlobten, der Astronomiestudentin Friede, an einem imposanten Raketenraumschiff für die erste Fahrt zum Mond. Als Manfeldt und seine zwei Gefährten, die beide in Friede verliebt sind, endlich zum Mond aufbrechen, schleicht sich nicht nur der kleine Gustav als blinder Passagier an Bord. Auch ein Agent des Finanzsyndikats, das die Goldwirtschaft der Erde kontrolliert, erpresst seinen Mitflug. Nach der Landung bewahrheitet sich Manfeldts Theorie - mit dem Ergebnis, dass ein tödlicher Kampf um das Gold ausbricht. Als dabei das Raumschiff beschädigt und der Sauerstoff für die Rückfahrt knapp wird, muss Friede eine folgenschwere Entscheidung treffen... (arte Presse)
Riviste (in Tedesco): Frau im Mond Der alte stumme Film hat einen großen unbestrittenen Sieg errungen. Die "Frau im Mond" steht begründet in der deutschen Filmgeschichte in der vordersten Reihe und wird ohne jede Frage, was an dieser Stelle vielleicht am stärksten zu betonen ist, sich in die Reihe der Kassenrekorde, in die Reihe der Millionenfilme rücken. Es ist ein echter Fritz-Lang-Film. Eine wundervolle Mischung von Phantasie, technischer Vollendung und starker Dramatik. Ein Stück Detektiv-Film, Geschichte einer großen, reifen und ernsten Liebe, Realisierung eines der kühnsten Träume der ernsten Forscher. Wäre dieser Film vor zehn oder fünfzehn Jahren erschienen, hätte man gelächelt, hätte die Fahrt nach dem Mond vielleicht so beurteilt wie die Zeitgenossen Jules Vernes seine Romane. Aber heute haben wir darüber anders denken gelernt. Wir sehen und hören in die Ferne. Ernste Männer der Wissenschaft halten es für möglich, daß in zwei, drei Jahren tatsächlich, von Raketenkraft getrieben, Menschen zum Mond aufsteigen, um zu forschen, um zu berichten. Dieser Professor Georg Manfeldt, von Klaus Pohl vielleicht mit etwas Übertreibung dargestellt, wird heute nicht mehr verlacht, findet heute nicht Hohn, sondern Unterstützung. Genau so wie die Ufa diesem grandiosen Spiel nun das ernste wissenschaftliche Experiment folgen läßt, das eine Rakete mit Registrierapparaten demnächst wenigstens 50 Kilometer in die Höhe rasen läßt. Aber nicht die Idee, die in diesem Film wohnt, nimmt allein gefangen, man steht bewundernd und erschüttert vor einer hohen Leistung kinematographischer Technik, vor einer unerhörten, überraschenden Vollendung der Illusionstechnik, vor Höhenleistungen der Kamerakunst und vor einer vollendeten Zusammenarbeit zwischen Arbeit und Wissenschaft. (...) Man bedauert seit langem das erstemal nicht, daß Millionen in ein Filmwerk gesteckt wurden. Weil hier wirklich ein Standardwerk vor uns abrollt, das erneut in der Welt verkündet, daß wir im Film ein gewichtiges Wort mitzusprechen haben. Ein Standardwerk, das außerdem verkündet, daß der stumme Film noch lange nicht tot ist. Daß es Dinge zwischen Western und Tobis gibt, von denen sich die Electro-Trustleute nichts träumen lassen wollen. Eine kleine, wichtige filmhistorische Feststellung. Der Rundfunk überträgt zum erstenmal eine große Premiere. Erst Schilderung des grandiosen Bildes vor dem Theater. Kurze Skizzierung der ausgezeichneten Außenausstattung, die Rudi Feld entwarf. Dann ein Stimmungsbild von dem eleganten Publikum, das die weiten Hallen füllt. Kurz vor dem Anfang Interviews mit Fritz Lang, Thea von Harbou, Willi Fritsch und Gerda Maurus, ähnlich wie damals bei Henny Porten. Die Schauspieler wissen nicht viel zu sagen. Sind reichlich nervös und aufgeregt oder tun wenigstens so. Dann ein Blick aus der Prominentenloge in den großen gefüllten Saal und schließlich Übermittlung der einleitenden Musik, die Schmidt-Gentner zusammenstellte und dirigierte. (...) Kinematograph, Nr. 242, 16.10.1929
Osservazione generali: "Ein Science-Fiction-Abenteuer, das nicht zufällig in der historischen Nachbarschaft zu METROPOLIS seinen Ort hat: Hier wird das technische Großprojekt selbst zum Thema, und die Interessen bündeln sich in einem Unternehmen, bei dem sich Konkurrenz verbietet - es müssen also die verschiedenen Fraktionen in eine Raketenbesatzung integriert werden. Das führt zu komplizierten Manipulationen, wie Thomas Elaesser beschreibt: „In DIE FRAU IM MOND etwa instrumentalisiert der Bösewicht (gespielt von Fritz Rasp) für seine Pläne die Ambition des Wissenschaftlers, der erste Mann auf dem Mond zu sein; der Wissenschaftler beutet seinerseits das Unglück von Helius aus, der auf die Loyalität und das Pflichtgefühl von Friede angewiesen ist, die sich wiederum auf die Eifersucht ihres Verlobten verlassen kann: Das Leitmotiv hinter der Reise zum Mond wird somit zu einer Verschachtelung verschiedener Motivationen, von denen jede Einzelne bis zu einem Punkt verdinglicht ist, an dem sie als kalkulierbare Variante in der technisch-technologischen Operation der Mondlandung berechenbar wird. Die menschlichen Akteure werden zu reinen Prothesen der Apparatur, nur hängt ihnen ein gewisser Risikofaktor an, der für den Zuschauer Spannung erzeugt, den die überlegene Macht des Bösewichts jedoch lediglich wie eine logistische oder technische Aufgabenstellung zu verwalten hat." Elsaesser nennt diese Struktur „zynisches Plotting", es trainiert das Publikum in seiner „Flexibilität von Wissen und Glauben", um „gleichzeitig mit sich widersprechenden Hypothesen jonglieren zu können". In der Figur des Jungen, der sich als blinder Passagier in die Rakete schmuggelt und sich dort als Experte aus dem Geist der zeitgenössischen Trivialliteratur zu erkennen gibt, kommt aber auch eine gegenläufige Bewegung zum Tragen: Sie unterliegt jedoch am Ende, wenn der Junge zu einem kleinen Ingenieur geworden ist, und die mythologischen Anteile der Mondbegeisterung völlig verloren gegangen sind. Lang arbeitet mit Skizzen und Diagrammen, die Startvorbereitungen sind eine große Liturgie des technischen Zeitalters, der das Publikum von einer Empore in großer Entfernung aus zusieht. Die Mondexpedition wird von einer imaginären Globalgesellschaft getragen, deren gemeinsamer Nenner das Unternehmerische an sich ist: Wissenschaft und Wirtschaft integrieren sich zu einer Welttechnik, die am Ende das Liebespaar aus ihrer Ordnung verdrängt, den Jungen aber zu einem Pfadfinder der neuen Zeit macht. Und Lang hat ein Ende, wie er es schätzt: Die Liebe erfüllt sich im Tod. " (Filmarchiv Austria) Hintergrundinformationen: Viele der utopischen Vorstellungen dieses fantastischen Abenteuerfilms mögen heute naiv erscheinen. Zugleich verblüfft Fritz Langs Film "Frau im Mond" (1929) durch seinen Ideenreichtum, durch die wissenschaftlich fundierte Darstellung der Mondlandschaft und der technischen Details von Start, Flug und Landung der Weltraumrakete. Das liegt nicht zuletzt an der engen Zusammenarbeit der Filmemacher mit ihrem technischen Berater und Pionier der Raketenforschung Professor Hermann Oberth. Am Drehort des Films, den Filmstudios Babelsberg, wurden Unmengen von Sand für die Darstellung einer möglichst realistischen Mondlandschaft aufgeschüttet und eine imposante Mondrakete erbaut. Quasi im Vorbeigehen erfand Lang bei seinen Dreharbeiten den Countdown: "Als ich das Abheben der Rakete drehte, sagte ich mir: Wenn ich eins, zwei, drei, vier zehn, fünfzig, hundert zähle, weiß das Publikum nicht, wann die Rakete losgeht. Aber wenn ich rückwärts zähle, zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, null! - dann verstehen sie." Der Film "Frau im Mond" (1929) gilt als einer der letzten großen Stummfilme der deutschen Filmgeschichte. Seine Aufführung fällt bereits in die Phase der ersten Tonfilme während der Jahre 1929 und 1930, als die meisten Kinos technisch auf den neuen Standard umgestellt werden. Der Film basiert auf einer Romanvorlage von Thea von Harbou, die von 1922 bis 1934 mit Fritz Lang verheiratet ist und Drehbücher für mehrere seiner Filme schreibt. Mit Stummfilm-Epen wie "Dr. Mabuse - Der Spieler" (1922), "Die Nibelungen" (1924) oder "Frau im Mond" (1929) setzt Lang während seiner Schaffenszeit als Stummfilmregisseur neue ästhetische und technische Maßstäbe. Seine Filme erzählen meist utopische und fantastische Geschichten in expressiv düsterer Atmosphäre. (ARTE Presse) “Quattro uomini, una donna e un bambino: un piccolo gruppo di persone unite dal fato. Viaggiando in un veicolo mai visto, la nave spaziale, verso un luogo mai toccato, la solitudine infinita della luna, rimangono tuttavia legati ai propri destini, alle leggi del loro sangue, delle loro passioni, alla felicità e alla tragedia. Esprimere questo era il mio sogno.” (Fritz Lang).

La peste a Firenze

(Die Pest in Florenz), Regia:   Otto Rippert, Germania - 1919
Casa produtrice: Decla-Bioscop AG., Berlin - Produttore: Erich Pommer - Direttore: Otto Rippert - Scenaggiatore: Fritz Lang - Basato: Edgar Allan Poe - Direttore della Fotografia: Willy Hameister - Carl Hoffmann - Emil Schünemann - Musica: Bruno Gellert - Architetto-scenografo: Hermann Warm - Franz Jaffé - Walter Röhrig - Walter Reiman - Interpreti: Otto Mannstaedt Cesare, der Machthaber von Florenz - Anders Wikman Lorenzo, Cesares Sohn - Hans Walter Julias Vertrauter - Auguste Prasch-Grevenberg Julias erste Bedienerin - Erich Bartels - Franz Knaak Kardinal - Marga von Kierska Julia, Kurtisane / Circe (AKA Marga Kierska) - Erner Hübsch Mönch - Julietta Brandt Die Pest - Karl Bernhard Lorenzos Vertrauter - Theodor Becker Franziskus, Einsiedler -
Sinossi (in Tedesco): Franziskus erliegt einer Kurtisane und herrscht über Florenz. Sie stirbt bei der Pest, er geht zurück in die Einsamkeit. (German Early Cinema Database)
Die Kurtisane Julia stürzt das sittenstrenge Florenz in einen Rausch der Leidenschaften: Cesare, der Herr der Stadt, verliebt sich in sie, aber sie zieht seinen Sohn Lorenzo vor. Cesare lässt Julia daraufhin foltern, und Lorenzo tötet den Vater.
In Florenz herrscht inzwischen Zügellosigkeit und Wollust. Selbst die Kirche ist dem Sinnenrausch verfallen. Der Einsiedler Franziskus mahnt zur Einkehr und Busse, aber auch er verfällt der schönen Kurtisane. Am Ende bricht die Pest aus und tötet alle. (filmportal.de)
Florenz als Sündenbabel verwandelt sich durch den Tod in einen Ort des Schreckens.
Riviste (in Tedesco): Premièrenstimmung im Marmorhaus. Eine Menge, die sich drängt, erregt ist, nicht erwarten kann, daß die feierlichen Klänge der Musik anheben, daß er Vorhang aufgeht, daß die fremde Welt die Pforten öffnet, und der Alltag schweigt mit all der Not und Sorge, ohne die es heute nicht mehr gehen will.
Dunkel wird’s . . . die ersten Klänge rauschen hoch. ”Sieben Kapitel der italienischen Renaissance”, ein komprimiertes Wiederauferstehen jenes Taumels von Liebe und Haß, von Unduldsamkeit und wildem Kampfe aller gegen alle, von dem die alten Chroniken erzählen, und der, trotz aller Brutalität, immerhin ein wenig noch graziöser war als unser Kampf von heute aus dem gleichen Urgrund alles Seins, aus Haß und Hunger und Liebe. . . .
Herrliche Bilder (Baurat Jaffé zeichnet verantwortlich für die Außen-, Maler Warm für die Innenarchitektur) um den ganzen wilden Kampf: Die Piazza del Signorii mit dem schwerwuchtenden Palast, mit der luftig-zierlichen Loggia del Lanzi . . . Die Prozession der Feinde aller Schönheit zieht vorbei, der pfäffischen Pächter des Himmels. Und den Büßern begegnet die irdische Liebe: die Kurtisane aus Venedig, von Mohren getragen – Symbol der Venus und der Schönheit, die sich frei verschenkt.
Und dann rollt das Schicksal vorüber durch die sechs Kapitel, das Schicksal der Stadt, der Menschen und der Priesterin der Venus. . . . Die schöne Marga Kierska spielt so, als ob sie das hergäbe, was ihr Allereigenstes ist. Das Parkett fühlt es, denn noch ist die Tragödie nicht ausgereift, da füllt sich die Loge, in der die schöne Frau persönlich sitzt, mit kostbaren Blumen. Bescheiden wehrt sich Otto Rippert, der vielleicht Verdienstvollste des Abends, vor der von der Menge gewünschten Ovation. Freunde ziehen ihn ”ans Tageslicht”, neben die Kierska und die andern. Und nun wird der Beifall Sturm.
Einem Chargenspieler noch möchte man ganz besonderen Dank sagen, Erner Hübsch, der ein ergebenes, verschlagen eifriges, unheimlich komisches Pfäfflein auf zwei Beine gestellt hat, das einfach unübertrefflich ist. Man wird von Hübsch sicher noch bald anderes sehen, sehr zum Besten des deutschen Films. –
Man hat, wenn man wieder auf die Straße tritt, das Bewußtsein: es war, alles in allem genommen, ein starker Publikums-Erfolg, war ein Stück weiter auf dem raschen Weg empor, den die deutsche Filmkunst jetzt angetreten hat. (Fgd. (= Karl Figdor), Erste Internationale Film-Zeitung, Nr. 42, 25.10.1919)

Pest in Florenz - Endlich ist der seit langem in Wort und Bild angekündigte Declafilm der Öffentlichkeit vorgeführt worden. Der Uraufführungsabend im Marmorhaus wurde ein Ereignis. Aufs neue bewies hier die deutsche Filmindustrie, daß sie gesonnen ist, mit allen Kräften den Wettkampf gegen das Ausland aufzunehmen, und daß ihre Chancen durchaus gut sind. Der vom Autor Fritz Lang in sieben Kapitel eingeteilte Film führt uns in abwechslungsreichen, stimmungsvollen Szenen nach Florenz zur Zeit der Renaissance. Stilechte, bis ins Kleinste der Zeit entsprechende Kostüme, buntbewegte Festszenen, groß angelegte Massenbilder, dramatische Geschehnisse fesseln von Anfang bis zu Ende das Auge und beweisen wieder einmal das vorzügliche Organisationstalent, den hochentwickelten Kunstsinn des Regisseurs Otto Rippert. Ein riesiges Heer wohldisziplinierter Komparsen stellt unter seiner zielbewußten, energischen Leitung Massenszenen, denen gegenüber man fast vergißt, hier Theater zu sehen – wie lebendigste Wahrheit muten die Bilder, die sich vor uns in geschickter Gliederung abrollen, an. (...)

Besonders reizvolle Bilder bieten die Florentiner Prozessionen, das glänzende Gartenfest bei der Kurtisane, die Palazzi und die Eremitage des Franziskus. Blendende, technisch vollendete Photographien erhöhen die Bildwirkung. Herr Kunstmaler Warm und Baurat Jaffé, die in unermüdlicher Zusammenarbeit Architektur und Interieurs schufen, verdienen ein Wort besonderer Anerkennung.
Im Ganzen also: in bezug auf Inhalt, Ausstattung und Regie ein vollkommen gelungenes Werk, eine Augenweide fürs Publikum, das auch mit lautem Beifall nicht kargt. – –
Marga Kierska, eine neue Filmkünstlerin, spielt die Hauptrolle. Sie weiß sich bildwirksam zu geben, hat einen schönen Körperbau und viel angeborenes Temperament aufzuweisen, was ihr in ihrer Kurtisanenrolle sehr zu statten kommt. Theodor Becker und Anders Wikmann sind ihr ganz angenehme Partner – wenngleich sie die ihren Rollen zu gedachte Wirkung nicht gänzlich auszulösen vermochten. In kleineren Rollen fielen durch wirkungsvolles Spiel und gute Mimik Otto Mannstedt und Julietta Brandt angenehm auf.
Hoffen wir, daß der Film auch in anderen Lichtspielhäusern mit demselben Erfolge läuft, ist er doch (wie bereits anfangs gesagt) in seiner amerikanisch angelegten Art ein lebendiges Zeugnis für die Leistungsfähigkeit unserer Industrie, die mit derartigen Erzeugnissen den Weltmarkt wahrlich nicht zu fürchten braucht. (Erich Effler, Der Film, Nr. 44, 2.11.1919) (Kritiken zitiert nach www.filmportal.de)

Hilde Warren e la morte

(Hilde Warren und der Tod), Regia:   Joe May, Germania - 1917
Casa produtrice: May-Film AG, Berlin - Produttore: Joe May - Direttore: Joe May - Scenaggiatore: Fritz Lang - Direttore della Fotografia: Curt Courant - Architetto-scenografo: Siegfried Wroblewsky - Interpreti: Georg John Der Tod - Bruno Kastner Hector Roger - Fritz Lang Alter Priester - Junger Bote - ? - Ernst Mátray Egon, Hilde Warrens Sohn - Mia May Hilde Warren - Hans Mierendorff Intendant Hans von Wengraf - Aud Egede-Nissen - Hermann Picha Hotelarzt -
Sinossi (in Tedesco): Bei einer Probe des Theaterstückes “Der Meister von Palmyra“ sagt die gefeierte, lebensfrohe Schauspielerin Hilde Warren zu ihrem Intendanten Wengraf, sie verstehe nicht, wie jemand den Tod herbeisehnen könne. Obwohl Wengraf sie liebt, heiratet Hilde den eleganten Hector Roger, der jedoch wenig später als Mörder verfolgt und bei der Verhaftung erschossen wird. Hilde, die mit Roger einen Sohn hatte, ist am Boden zerstört. Wengraf bietet ihr erneut eine Heirat an, allerdings unter der Bedingung, daß sie ihr Kind verläßt. Doch trotz aller Widrigkeiten schlägt sie das Angebot aus und versucht, dem Kind des Mörders eine gute Mutter zu sein. Aber auch aus Egon wird ein Verbrecher, der seine Mutter im Stich läßt und erst zurückkehrt, als die Polizei ihn wegen Mordes sucht. Da erschießt die gebrochene Frau ihren eigenen Sohn. Im Gefängnis blickt Hilde Warren auf ihr durch fremde Hand verpfuschtes Leben zurück und sehnt den Tod herbei, auf das er sie erlöse.... (www.filmportal.de)
Osservazione generali: "Diese „Phantasie von Joe May" ist Mays zweite Verfilmung eines Drehbuchs von Fritz Lang (nach DIE HOCHZEIT IM EXZENTRIC-CLUB, 1917). Sie gehört zur Mia May-Serie mit Mays Frau in der Hauptrolle. Georges Sturm schreibt: „Hilde Warren ist eine Frau, die sich von Berufs wegen auf der Bühne zeigt, Rollen spielt, in andere Identitäten schlüpft, sich verwandelt: indem sie imitiert, stellt sie sich dar und verwirklicht sich selbst. Wie es das Klischee von der Schauspielerin verlangt, steht sie nicht mit beiden Beinen auf der Erde, sondern lebt in einer fiktiven Welt. Ohne Bezug zur Realität gerät sie mit den bürgerlichen Werten in Konflikt: ,Ihr steht die Kunst höher als alles andere.' Nach einer damals noch lebendigen Vorstellung ist die Schauspielerin eine Verführerin, eine Frau, die nicht zu den in die Gesellschaft integrierten Frauen gehört, die als Bürgerinnen, Adelige, Dienerin oder Arbeiterin anerkannt sind. Sie gehört nicht zum häuslichen Umfeld wie die verheiratete Frau. Mit der Zurückweisung des ehrenwerten Theaterintendanten (...) weist sie auch die Sicherheit eines komfortablen gesellschaftlichen Lebens zurück und entscheidet sich für Hector Roger, den Kriminellen. (...) Hilde erfährt während der Schwangerschaft, dass der Vater ihres Kindes ein Mörder ist. Erfolglos versucht die tief getroffene Mutter alles, um ihn zu retten, und wird schließlich zur Mörderin. Indem sie ihren Sohn erschießt, befreit sie ihn und begeht zugleich eine gesellschaftliche, ,öffentliche Wohltat'. Anschließend befreit sie sich selbst, indem sie sich das Leben nimmt. Weil sie sich selbst bestraft, entkommt sie der menschlichen Justiz. Für sie kommt nur noch eine Heirat in Frage, mit dem Tod, im Gefängnis. Der Tod wendet sich in einem der letzten Zwischentitel an Hilde: ,Ich bin der Tröster, auch der Sorgenlöser, der müde Häupter auf das Kissen legt, die Türe öffnet, ins Freie führt.' Zum ersten Mal erscheint hier in einem von Fritz Lang geschriebenen Drehbuch der Tod in persona, und zwar zu drei verschiedenen Zeiten in Hilde Warrens Leben, und zum ersten Mal nimmt Lang eine Phantasmagorie in Form einer Doppelbelichtung zu Hilfe und eine Tür ins Jenseits. Wie in HOCHZEIT IM EXZENTRIC-CLUB geht es in Hilde Warren um eine Frage der Abstammung, aber von der Vererbung von Kapital wird zur unabänderlichen, ,naturalistischen' Vererbung übergegangen: Der Sohn erbt die kriminelle Veranlagung seines Vaters, der Kriminelle reinkarniert sich als sein Sohn." Der frühe Lang begriff sich retrospektiv als „apolitisch", aber er registriert die Stimmungen in der Gesellschaft genau." (Österreichisches Filmarchiv)

Metropolis

Regia:   Fritz Lang, Germania - 1926
Casa produtrice: Universum-Film AG (UFA), Berlin - Produttore: Erich Pommer - Direttore: Fritz Lang - Assistente al Direttore: Slatan Dudow Volontär - Scenaggiatore: Fritz Lang - Thea von Harbou - Basato: Thea von Harbou novel - Direttore della Fotografia: Helmar Lerski Shufftan-Prozess - Karl Freund - Günther Rittau - Eugen Schüfftan - Schwenker: Robert Baberske /xx/ - Musica: Frank Strobel Rekonstruktion 2010 - Giorgio Moroder Neue Version 1984 color - Gottfried Huppertz Originalpartitur - Architetto-scenografo: Karl Vollbrecht - Otto Hunte - Erich Kettelhut - Costumi: Aenne Willkomm - Trucco: Otto Genath - Weiteres Team: Horst von Harbou Standfotos - Interpreti: Erwin Vater Arbeiter - Rolf von Groth Sohn in den Ewigen Gärten - Olaf Storm Jan - Helen von Münchhofen Frau in den Ewigen Gärten - Helene Weigel Arbeiterin - Arthur Reinhardt Arbeiter - Hans Leo Reich Marinus - Fritz Rasp Grot - Hilde Woitscheff Frau in den Ewigen Gärten - Margarete Lanner Dame im Auto - Lisa Gray Arbeiterin - Fritz Alberti der Schöpferische Mann - Grete Berger Arbeiterin - Erwin Biswanger Georgy, Nr. 1181 - Olly Böheim Arbeiterin - Max Diete Arbeiter - Ellen Frey Arbeiterin - Gustav Fröhlich Freder Fredersen - Beatrice Garga Frau in den Ewigen Gärten - Heinrich George Contrem - Theodor Loos Josaphat - Heinrich Grotto Zeremonienmeister - Brigitte Helm Maria - Anny Hintze Frau in den Ewigen Gärten - Georg John Arbeiter am Moloch - Rudolf Klein-Rogge Rotwang - Walter Kühle Arbeiter - Alfred Abel Johann Fredersen - Rose Liechtenstein Arbeiterin -
Sinossi (in Tedesco): Johann Fredersen ist der Schöpfer der gigantischen Zukunftsstadt Metropolis. Unerbittlich herrscht er über ein Heer von Arbeitssklaven, die in unterirdischen Fabriken an den Maschinen für das süße Nichtstun der Privilegierten in der Oberstadt schuften. In das Paradies der Reichen verirrt sich eines Tages das Mädchen Maria. Fasziniert von ihrer Schönheit, folgt ihr Fredersens Sohn Freder in die Unterstadt. Er lernt das Elend der Arbeiter kennen und wendet sich gegen den Vater. Fredersen zwingt den Erfinder Rotwang, einen Roboter mit der Gestalt Marias, die von den Arbeitern respektiert, ja verehrt wird, zu schaffen. Dieser Roboter hetzt die Arbeiter auf, sie zerstören ihre Maschinen und bringen sich selbst in höchste Gefahr. Im letzten Moment können Freder und die richtige Maria die Katastrophe aufhalten... (3Sat Presse) "Metropolis": In einer Klassengesellschaft leben die Arbeiter versklavt in unterirdischen Fabriken, die Reichen genießen ein luxuriöses Dasein in der Oberstadt. So auch Freder, der Sohn von Joh Fredersen, dem mächtigsten Mann von Metropolis. Eines Tages begegnet er Maria, die den Arbeitern mit ihren Predigten von Liebe und Klassenlosigkeit Hoffnung schenkt, und folgt ihr in die Unterwelt. Als er die Lebensverhältnisse der Arbeiter sieht, ist er erschüttert und will einer von ihnen werden. Um das zu verhindern und Maria auszuschalten, beauftragt sein Vater den Erfinder Rotwang, eine Doppelgängerin von Maria zu erschaffen, die zu Kampf und Zerstörung aufruft. Rotwang erfüllt diesen Wunsch, doch nicht um Fredersen zu helfen, sondern um ihn und seine Stadt zu vernichten. Der Grund: Rotwang hasst Fredersen, da er an ihn seine Geliebte Hel verloren hat, die dann bei Freders Geburt gestorben ist. Rotwang wollte schon Hel als Menschmaschine wiedererschaffen; nun verleiht er ihr die Gestalt Marias. Fredersens Plan geht zunächst auf. Von Marias Doppelgängerin aufgestachelt, revoltieren die Arbeiter und verwüsten die Unterstadt. Als sie erkennen, dass sie dabei eine Überschwemmung ausgelöst haben und ihre Kinder in Gefahr sind, wollen sie sich an Maria rächen. Die unheilbringende Doppelgängerin wird gefasst und verbrannt, während die wahre Maria mit Freder die Kinder der Arbeiter vor den Wassermassen rettet. Beim Showdown zwischen Freder und Rotwang wird der Erfinder getötet und die Arbeiter erkennen den fatalen Betrug. Die Bewohner von Metropolis sind geeint und der Weg ist frei für eine Welt ohne Klassenunterschiede. (Arte Presse Rekonstruktion 2010)
Riviste (in Tedesco): "METROPOLIS ist nicht ein Film. METROPOLIS sind zwei Filme, Bauch an Bauch aneinanderklebend, aber mit verschiedenen geistigen Beweggründen von extremer Widersprüchlichkeit. Wer das Kino als zurückhaltenden Geschichtenerzähler sieht, wird bei METROPOLIS eine schwere Enttäuschung erleben. Was uns hier erzählt wird, ist trivial, schwülstig, schwerfällig und von überkommenem Romantizismus. Wenn wir aber der Story den Aspekt der plastischen Photogenie vorziehen, wird METROPOLIS alle unsere Erwartungen übertreffen und uns als das herrlichste Bilderbuch begeistern, das man sich nur ausmachen kann. Was für eine begeisternde Symphonie der Bewegung! Das gesamte Kristallwerk der ganzen Welt, romantisch in Reflexe zerlegt, versammelt sich in diesem modernen Kanon des Kinos." (Luis Bunuel) "In einer visionären Zukunftsstadt wird mit gigantischen Mitteln der Kampf zwischen Arm und Reich ausgetragen. Berühmter Stummfilmklassiker mit Nachvertonung" (Falter, Studio München) "In seinem Hang zum Ornamentalen ging Fritz Lang so weit, dass er die Massen selbst da noch in dekorative Muster zwängte, wo sie sich vor der Überschwemmung der Unterstadt verzweifelt zu retten versuchten. Gerade diese Szenen, filmisch geglückt und technisch meisterhaft, wie sie waren, drängten sich dem menschlichen Gefühl als empörend misslungen auf. METROPOLIS beeindruckte das deutsche Publikum. In Amerika schätzte man die technisch hervorragenden Leistungen des Films, in England verhielt man sich kühl; die Franzosen fühlten sich beunruhigt von einem Film, der ihnen als eine Kreuzung von KRUPP und WAGNER und alles in allem als ein warnendes Anzeichen deutscher Vitalität erschien." (Siegfried Kracauer, Von Caligari bis Hitler) "Ich habe neulich den törichsten Film gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich sein könnte, einen noch dümmeren zu machen. Er heisst METROPOLIS, kommt von den grossen UFA-Ateliers in Deutschland, und dem Publikum wird bekanntgegeben, dass seine Herstellung ein enormes Geld gekostet hat. Er verabreicht in ungewöhnlicher Konzentration nahezu jede überhaupt mögliche Dummheit, Klischee, Plattheit und Kuddelmuddel über technischen Fortschritt überhaupt, serviert mit einer Sauce von Sentimentalität, die in ihrer Art einzigartig ist... Das Schlimmste ist, dass dieser phantasielose, verworrene, sentimentale und dummtäuschende Film einige wirklich schöne Möglichkeiten verschwendet. Mein Glaube an den Unternehmungsgeist der Deutschen hat einen Schock erlitten. Ich bin ausserordentlich enttäuscht über den schlauen Schlendrian, der sich hier zeigt. Ich dachte, dass Deutschland selbst in seiner schlechtesten Form sich wenigstens Mühe geben könnte. Ich dachte, man hätte sich dort entschlossen, industriell modern zu sein." (H.G. Wells, Frankfurter Zeitung vom 3. Mai 1927) "Wir haben in METROPOLIS ein Werk, das sowohl in der Kühnheit des Manuskriptes als auch in der technischen Durchführung kaum mit irgendeinem deutschen Erzeugnis verglichen werden kann." (Der Kinematograph Nr. 1039, 16. Januar 1927) "In METROPOLIS entwarf Lang das Schreckensbild einer Zukunftswelt, in der Massen von Sklaven einer Herrenkaste dienen, die für sie an Stelle des Schicksals getreten ist." (Enno Patalas in Abendzeitung, München, vom 4. Mai 1965) «Das expressionistische Meisterwerk setzte mit phantasievoll futuristischer Architektur, Effekten und Montagetechnik Standards für das SF-Genre. Die Revolution der versklavten Arbeiter unter Führung eines weiblichen Roboters mündet in einem schiefen Happy End, aber das tut dem von Fritz Lang mit gewohnt monumentaler Pose präsentierten Epos keinen Abbruch. Unvergessen: Der Roboter nimmt in einem Energiefeld aus wandernden Strahlungsringen die Gestalt des Mädchens Maria an. » (Cinema, 2000) "Nicht nur visuell ein revolutionärer Klassiker..." (tele 10/2009)
Osservazione generali: Thea von Harbou im Vorwort zu Metropolis Dieses Buch ist kein Gegenwartsbild. Dieses Buch ist kein Zukunftsbild. Dieses Buch spielt nirgendwo. Dieses Buch dient keiner Tendenz, keiner Klasse, keiner Partei. Dieses Buch ist ein Geschehen, das sich um eine Erkenntnis rankt: Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein. Thea vo Harbou, METROPOLIS, Berlin 1926
Die Drehzeit des Films betrug 31 Wochen in der Zeit vom 22. März 1925 bis 30. Oktober 1926, Produktionskosten 1'300'000 Mark (Luc Moullet: Fritz Lang) 1984 wurde eine colorierte Version hergestellt, für welche der südtiroler Komponist Giorgio Moroder die Musik schrieb.
"METROPOLIS, Fritz Langs inzwischen 75 Jahre alte Zukunftsvision unserer Welt im Jahre 2000 war seit seiner Entstehung ein Film der Widersprüche, der Extreme: extrem die Produktionszeit, die 17 Monate, von Mai 1925 bis Oktober 1926 dauerte; extrem der Verbrauch an Filmmaterial, unglaubliche 620 Tausend Meter sollen es gewesen sein; extrem auch der beispiellose Aufwand an Ausstattung und Tricktechnik. Ebenso beispiellos wie der Etat: mehr als umgerechnet 50 Millionen Mark hatte die Ufa in ihr bis dahin teuerstes Projekt gesteckt. Und dann wollten den Film nach seiner Berliner Premiere im Januar 1927 gerade mal 15.000 Besucher sehen. Um das totale Fiasko abzuwenden, wurde damals getan, was in solchen Fällen auch heute noch üblich ist: METROPOLIS wurde für weitere Einsätze in Deutschland umgeschnitten und gekürzt. Man orientierte sich dabei weitgehend an einer gekürzten Fassung des Films, die für den US-Markt auf ,normale' Kinolänge zurechtgestutzt worden war. Von den 4189 Metern des Films (das entspricht bei einer Vorführgeschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde etwa 153 Minuten) blieben nach der Kürzung nur noch ca. 3200 Meter übrig. Das herausgeschnittene Material, so müssen wir heute befürchten, wurde vernichtet. METROPOLIS wurde aber nicht nur gekürzt, sondern auch umgeschnitten. Der amerikanische Theaterautor Channing Pollock, der im Auftrag des US-Verleihs Paramount die gekürzte Fassung hergestellt hatte, sagte, die Urfassung des Films sei schierer Symbolismus gewesen und niemand hätte verstanden, von was der Film eigentlich handeln würde. Pollock verpasste dem Film also sein Verständnis von Handlung, ohne Rücksicht auf inhaltliche Zusammenhänge oder das dramaturgische Gesamtkonzept. Offenbar wurden Fritz Lang und Thea von Harbou nie zu dieser radikalen Umgestaltung befragt, geschweige denn mit einbezogen. Man sieht: Urheberrecht wurde damals beim Film noch nicht so groß geschrieben. Von dem Werk, das Fritz Lang und Thea von Harbou im Winter 1926 abgeliefert hatten, war ein halbes Jahr später nicht mehr als ein Torso übrig. Der Regisseur schäumte. In einem Interview, das Lang im Herbst 1927 einer englischen Zeitung gab, sagte er: "Ich werde nie mehr nach Amerika fahren. Die Amerikaner haben meinen Film ruiniert." METROPOLIS gilt heute als der bekannteste Torso des deutschen Films. Dieser Torso landete aber nicht etwa auf dem Friedhof der Filmgeschichte (wie es die lange Liste vergleichbarer Flops nahe legen würde), sondern dieser Torso erwies sich als extrem lebensfähig. In den 60er Jahren wurde METROPOLIS weltweit wiederentdeckt (in der erwähnten Paramount-Fassung), in den 80er Jahren dann stieg er zum Kultfilm auf - und beflügelt seither die Fantasie von Filmemachern: Die Stadtvisionen von Ridley Scotts BLADE RUNNER wären ohne METROPOLIS nicht denkbar; der Film beflügelt die Fantasie von Architekten, Designern oder Musikern, Musikvideos von Madonna oder Freddy Mercury zitieren aus METROPOLIS oder die Techno-Versionen Jeff Mills. Der Film beschäftigt wegen seiner Unvollständigkeit schon lange die Restauratoren. In den späten 60er Jahren hatte es beim staatlichen Filmarchiv der DDR einen Rekonstruktionsversuch von METROPOLIS gegeben, der aus verschiedenen Überlieferungen des Films zusammengesetzt wurde. Mitte der 80er Jahre hat dann unter Leitung von Enno Patalas das Münchner Filmmuseum eine Fassung hergestellt, die sich an den Vorgaben des Drehbuchs, an der Partitur der Originalmusik von Gottfried Huppertz und an den Zensurkarten orientieren konnte - die alle drei erhalten geblieben sind. Der Film konnte zwar nicht mehr in seine ursprüngliche Länge, doch zumindest in seine ursprüngliche Schnittfolge zurückversetzt werden. Diese Münchner Fassung war Grundlage der neuen von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Auftrag gegebenen Restaurierung, die in diesem Jahr abgeschlossen wurde, und die der Premierenfassung am nächsten kommen dürfte. Die Restaurierung von METROPOLIS ist nur ein - wenn auch sehr prominentes - Beispiel für die Arbeit der Murnau-Stiftung. Seit 35 Jahren engagiert sich die Stiftung für den Erhalt und die Pflege des deutschen Filmerbes, dessen überwiegenden Teil sie besitzt. Zum Rechtebestand zählen neben METROPOLIS die frühen Filme Fritz Langs, darunter DER MÜDE TOD, DIE NIBELUNGEN oder SPIONE, Ernst Lubitschs SUMURUN, MADAME DUBARRY oder ANNA BOLEYN oder die Arbeiten Friedrich Wilhelm Murnaus, dem Regisseur von NOSFERATU, FAUST oder DER LETZTE MANN. Zahlreiche Stummfilme wurden in den vergangenen Jahren mit Unterstützung des Bundesarchivs-Filmarchivs durch Umkopierungen von leicht brennbarem Nitro-Material auf Azetat oder Polyester gesichert und restauriert. Hinzu kommen etwa 1000 Tonfilme aus den Jahren 1930 bis 1960. Die meisten Produktionen der Firmen Ufa, Terra, Tobis oder Bavaria, darunter DER BLAUE ENGEL, DIE DREI VON DER TANKSTELLE oder MÜNCHHAUSEN. Auch sie benötigen ein Bild ohne Laufschrammen, einen besseren Ton oder frische Farben, um auch Zuschauern von heute den Zugang zu diesen besonderen Zeugnissen der Vergangenheit - man könnte auch sagen: zum Gedächtnis des 20. Jahrhunderts - zu erleichtern. Dies ist Denk-mal-pflege im wahrsten Sinne: wenn wir unsere filmischen Zeugnisse nicht pflegen, verlieren wir unser historisches und kulturelles Gedächtnis. Eine besondere Rolle bei der Restaurierung alter Filme spielen die digitalen Techniken. Sie ermöglichen Retuschen, Reparaturen, Stabilisierungen am beschädigten Bild, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Diese Verfahren sind sowohl in finanzieller wie in zeitlicher Hinsicht noch sehr aufwändig. Aber diese Verfahren sind eigentlich nicht mehr wegzudenken. Da sich bekanntlich die Leistungsfähigkeit der Rechner etwa alle 18 Monate verdoppelt, ist leicht auszurechnen, wann eine digitale Restaurierung nur noch einen hohen fünfstelligen, statt hohen sechsstelligen Betrag und statt ein Jahr nur noch ein paar Monate Arbeit kosten wird. An einigen Beispielen aus METROPOLIS lässt sich zeigen, mit welcher Art und welchem Ausmaß an Schäden wir bei der Restaurierung von METROPOLIS zu tun hatten und wie sie behoben wurden: Zittriger Bildstand, Laufschrammen, Klebestellen, Beschädigte Perforation, Einzeichnungen, Zerstörte Bildteile, Retuschen von Untertiteln. Das Verfahren der digitalen Restaurierung: Der Originalfilm wird eingescannt, im Computer Bild für Bild bearbeitet, anschließend auf Zelluloidfilm ausbelichtet und ist so wieder vorzeigbar. " (FRIEDEMANN BEYER, Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, stellte den Film METROPOLIS als deutschen Beitrag zum Memory of the World-Programm anlässlich der Tagung "Kulturelles Gedächtnis - das UNESCO-Programm Memory of the World" am 6. Dezember 2001 im Haus der Geschichte in Bonn vor. - UNESCO Heute)
"Fritz Langs großartiger, einflussreicher Stummfilmklassiker "Metropolis" wurde 2001 als einziger Film ins UNESCO-Register "Memory of the World" aufgenommen. Damit repräsentiert "Metropolis" neben Beethovens 9. Sinfonie, Goethes "Faust" und der Gutenberg-Bibel das schutzwürdige geistesgeschichtliche Erbe Deutschlands. Bei seiner Uraufführung im Januar 1927 hatte "Metropolis", der einflussreiche Filmklassiker von Fritz Lang, eine Länge von etwa 150 Minuten. Für die amerikanische Verleihfassung wurde der Film um fast ein Viertel gekürzt. Auf der Grundlage einer Rekonstruktion von Enno Patalas wurde auf Initiative der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung erstmals eine Fassung hergestellt, in der die Schnittfolge des Films soweit wie möglich wieder hergestellt wurde und eine photographische Qualität erreicht wurde, die dem Bildeindruck der Premierenkopie sehr nahe kommen dürfte. Die neue Fassung wurde auf den Berliner Filmfestspielen 2001 mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Frank Strobel uraufgeführt. Der Auftrag für eine neue "Metropolis"-Musik ging an Bernd Schultheis, der sein Konzept so beschreibt: "Die Musik soll die Gleichzeitigkeit der Ober- und Unterwelt/-schicht von 'Metropolis' vermitteln, den Fluss und den Puls des Films betonen und an Stellen, wo dieser aufgrund fehlender Szenen gefährdet ist, unterstützen." Bernd Schultheis, geboren 1964, gehört international zur ersten Wahl junger Filmkomponisten. Seine Stummfilm-Musiken, international aufgeführt und für ARTE und 3sat aufgezeichnet, vereinen die komplexe Klangsprache Neuer Musik und filmdramaturgische Funktionalität." (3Sat Presse)
"METROPOLIS ist das prototypische offene Kunstwerk der Filmgeschichte: editorisch für immer unabschließbar, hermeneutisch unendlich ergiebig, ideologisch ausgesprochen anfechtbar. Thomas Elsaessers Zwischenbilanz: „Vielleicht übersteht Langs Film die widersprüchlichen Behandlungen, denen er über die Jahrzehnte ausgesetzt war, so gut, weil er die robuste Gestalt eines Märchens hat. Solche Geschichten überstehen raue Behandlungen unversehrt, dank ihrer Redundanzen und archetypischen Konfigurationen. Die Ufa konkurrierte nicht nur in Größe und Spezialeffekten mit dem US-Film, sondern wollte auch eine Romanze für das Zeitalter der Maschinen präsentieren - eine epische Geschichte, wie sie zuvor nur die Amerikaner zu erzählen wußten. Auch wenn METROPOLIS die Hoffnungen der Ufa nicht erfüllte, reproduzierte der Film doch sehr akkurat die doppelte Plot-Struktur der klassischen Hollywood-Narration, in der Märchen und Romanze mit einer Abenteuerhandlung und einer Suche verwoben werden. (...) Neben der Romanze zwischen Freder und Maria gibt es das romantisch-gotische Märchen des Zauberlehrlings: Ein Erfinder erschafft ein künstliches menschliches Wesen, das Zerstörung über alle Beteiligten bringt. Dagegengestellt ist die Intrige um den ,Schmalen' - Auge und Ohr des Herrschers über Metropolis - und der schließlich vereitelte Plan, die Helfer des Helden zu neutralisieren. Die zweite Intrige ist Rotwangs Rache, der versucht, den Sohn des Mannes zu zerstören, der ihm seine Liebe raubte. (...) Neben den Elementen aus Volkserzählungen war weder der Symbolismus von der Jungfrau Maria noch die Aufteilung in Jungfrau und Hure vorherigen Kommentatoren entgangen, doch in der zynischen Berliner Atmosphäre von 1927 wurde die Figur der Maria mit unverhüllter Häme begrüßt. (...) In seinem einflußreichen Essay The Vamp and the Machine nimmt Andreas Huyssen zwei traditionelle Motive der Weimarer Republik auf: den ängstlichen Mann und den technophoben Kulturpessimismus der Intellektuellen. Seine Hauptthese lautet, dass dem Film eine sinnreiche und originelle Lösung dieser beiden Komplexe gelingt, indem eine Geschichte konstruiert wird, in der die kulturell verhältnismäßig junge Furcht vor ,unkontrollierbarer Technologie' auf die archaischere Furcht vor ,unkontrollierbarer weiblicher Sexualität' projiziert wird. Der Stil korrespondiert mit dieser Bewegung auf der ideologischen Ebene: Das expressionistische Pathos in der Sprache der Figuren wird schließlich von der kühlen Maschinenästhetik der Neuen Sachlichkeit begrenzt." (Thomas Elsaesser, Metropolis, 77-81, gekürzt)
Die DVD-Edition von Euroka-Video besticht durch die optische Qualität der sorgfältigen Restaurierung des Films und zeigt den Film in einer wohl einmaligen Brillianz. Höchst interessant sind auch die Beiträge über den 'Fall Metropolis' sowie die Dokumentation über den Restaurierungsprozess. (lhg) 2008 wurden in Argentinien verschollene Fragmente aus der Originalfassen gefunden. Sie sollen restauriert und in einer neuen Version integriert werden.
«Entdeckt wurde diese weltweit einzigartige "Metropolis"-Fassung von Fernando Martín Peña und der Direktorin des Museo del Cine, Paula Félix-Didier, in Argentinien. Im Museo del Cine in Buenos Aires lagerte ein 16-mm-Negativ des Films, das 30 Minuten Filmmaterial enthielt, das in keiner anderen überlieferten Kopie zu sehen war. Dank dieser Szenen vermittelt die aktuelle Restaurierung einen authentischen Eindruck von der ursprünglichen Fassung des Films, auch wenn noch immer etwa 300 Meter fehlen. Die Verstümmelung des Monumentalfilms begann kurz nach seiner Premiere am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo. Die Uraufführungsfassung von 4189 Metern lief vier Monate ohne Erfolg, weshalb die Ufa den Film zurückzog und um circa 30 Minuten auf 3241 Meter kürzen ließ. Dabei orientierte sie sich an der amerikanischen Verleihfassung von 1926. Der von Paramount beauftragte Theaterautor Channing Pollock hatte den Film damals um etwa ein Viertel auf die gängige Kinolänge von 3100 Meter gekürzt und alle "kommunistischen Tendenzen" eliminiert. Kurz nach der Premiere und noch vor den Kürzungen erwarb der argentinische Filmverleiher Adolfo Wilson eine Kopie, die er ab 1928 in argentinischen Kinos einsetzte. Nach der kommerziellen Auswertung gelangte diese Kopie in den privaten Besitz des Filmkritikers Manuel Peña Rodriguez, dessen Sammlung später an das Museo del Cine Pablo C. Ducrós Hicken gegeben wurde. In den 70er-Jahren wurde von der inzwischen stark beanspruchten Nitrokopie eine Sicherheitskopie als 16-mm-Negativ gezogen. Das leicht entflammbare Nitromaterial, dessen Beschädigungen im Duplikat nun verewigt sind, wurde anschließend vermutlich vernichtet. Eine der großen Herausforderungen der Filmrestaurierung ist der problematische Zustand des in Argentinien wiederentdeckten 16-mm-Materials, das von einer stark abgenutzten 35-mm-Verleihkopie gezogen wurde. Trotz modernster Restaurierungstechnik wird der Unterschied der wiederentdeckten Teile zur Qualität der Fassung von 2001 immer sichtbar sein. Das 16-mm-Material wurde bei ARRI in München gescannt und unter Einsatz einer individuell entwickelten Software bei alphaω im Einzelbildverfahren retouchiert. Eine weitere Herauforderung lag in der Wiederherstellung der ursprünglichen Montage des Films. Dafür spielt die überlieferte Originalmusik von Gottfried Huppertz eine entscheidende Rolle. Archiviert sind im Filmmuseum Berlin seine handschriftliche Partitur für großes und kleines Orchester sowie ein handschriftliches Particell und der gedruckte Klavierauszug, der 1028 Synchronmarken enthält. Mit Hilfe dieser originalen Musikmaterialien wurde sowohl die Platzierung des wiederentdeckten Materials verifiziert, als auch eine Korrektur der Schnittfassung der bisher kursierenden "Metropolis"-Kopie vorgenommen, die zuletzt 2001 überarbeitet worden war. Für die Rekonstruktion der Musikfassung zeichnet Frank Strobel verantwortlich, der als Dirigent und Musikhistoriker zusammen mit Anke Wilkening (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung) und Martin Koerber (Deutsche Kinemathek) die aktuelle Restaurierung betreut hat. Parallel liefen die Vorbereitungen zur Wiederaufführung und Musikeinspielung, koordiniert von der Filmredaktion ZDF/ARTE in Zusammenarbeit mit dem RSB, Deutschlandradio und der Europäischen Filmphilharmonie. Dabei entstand ein komplett neuer Notensatz auf der Grundlage der überlieferten handschriftlichen Musikmaterialien, der von der Filmphilharmonie sowohl als Urtextausgabe wie auch als kritisch-editorische Aufführungsausgabe veröffentlicht wird. Restauriert wurde "Metropolis" von der in Wiesbaden ansässigen Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Kooperation mit ZDF und ARTE, gemeinsam mit der Deutschen Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen (Berlin) und in Zusammenarbeit mit dem Museo del Cine Pablo C.» (Nina Goslar, Presse ZDF / Arte, Februar 2010)

Vier um die Frau

Regia:   Fritz Lang, Germania - 1920
Casa produtrice: Decla-Bioscop AG., Berlin - Produttore: Erich Pommer - Direttore: Fritz Lang - Scenaggiatore: Fritz Lang - Thea von Harbou - Basato: Rolf E. Vanloo - Direttore della Fotografia: Otto Kanturek - Architetto-scenografo: Hans Jacoby - Ernst Meiwers - Interpreti: Paul Rehkopf Gauner - Gerhard Ritterband Zeitungsboy - Edgar Pauly unauffälliger Herr - Paul Morgan Hehler - Erika Unruh Dirne - Lisa von Marton Margot - Hans Lüpschütz Strolch - Gottfried Huppertz Oberkellner - Carola Toelle Florence Yquem - Leonhard Haskel Gauner - Harry Frank Bobby - Lilli Lohrer erste Zofe - Robert Forster-Larrinaga Meunier - Rudolf Klein-Rogge Upton, Hehler - Anton Edthofer Werner Krafft / William - Ludwig Hartau Harry Yquem, Makler - Hermann Böttcher Florence's Vater -