Zurich Filmpodium - Filmfestival 2019

Reihe: 1949

Banshun

(Late Spring), Directed by:   Yasujirô Ozu, Japan - 1949
Production: Shochiku - Director: Yasujirô Ozu - Cast: Chishû Ryû Shukichi Somiya - Setsuko Hara Noriko Somiya - seine Tochter - Yumeji Tsukioka Aya Kitagawa - ihre Freundin - Haruko Sugimura Masa Taguchi - Norikos Tante - Hohi Aoki Katsuyoshi - Jun Usami Shoichi Hattori - Kuniko Miyake Akiko Miwa - Masao Mishima Jo Onodera - Yoshiko Tsubouchi Kiku - Yoko Katsuragi Misako - Toyo Takahashi Shige -
Synopsis in German: Die 27-jährige Noriko lebt zufrieden mit ihrem verwitweten Vater, um den sie sich mit zärtlicher Fürsorge kümmert. Der Vater sorgt sich um die Zukunft seiner Tochter und versucht sie zur Heirat zu bewegen. Noriko möchte ihren alten Vater aber nicht alleine lassen und willigt erst dann in eine Ehe ein, als er selber Anstalten macht, wieder zu heiraten. (www.filmpodium.ch)
Reviews in German: «Vollendete Harmonie in der Konstruktion des Films: Aussparung dessen, was gemeinhin für Melodrama sorgt, stattdessen eine unauffällig virtuose Handhabung minimalster Mittel. Kontemplatives An- und Abschwellen der Szenenfolgen, gefüllt mit Schmerz und Schönheit des Lebens. (...) Behutsam ermutigt der Witwer seine Tochter, zu gehen, ohne ihre Gefühle zu verletzen. In einem der erhabensten Enden der Filmgeschichte bleibt er alleine zurück. Die Folgenschwere des Einschnitts, ausgedrückt in wenigen Bildern: sorgfältiges Schälen einer Nashi-Frucht. Senken des väterlichen Haupts. Bild des Meeres. Japanisches Schriftzeichen für Ende. Ein grenzenloses Meisterwerk.» (Christoph Huber, Österreichisches Filmmuseum, 1/2011)

Später Frühling zählt zu den stärksten Filmen von Yasujiro Ozu und gilt als Auftakt zu seiner gewaltigen letzten Schaffensphase – seine Themen, aber auch der spezielle Umgang mit Raum und Zeit beeinflussten Filmschaffende wie Claire Denis, Hirokazu Kore-eda, Aki Kaurismäki und Jim Jarmusch.
«Die hochkarätigen Ozu-Schauspieler Chishu Ryu und Setsuko Hara beherrschen diese ergreifende Geschichte von Liebe und Verlust im Nachkriegsjapan, die auch heute noch so stark ist wie eh und je – und eine überzeugende Rechtfertigung für die Aufnahme Ozus in das Pantheon der grössten Filmregisseure.» (criterion.com)

Jour de fête

Directed by:   Jacques Tati, France - 1947
Production: Cady Films - Producer: Paul (2) Wagner - Fred Orain - Production Manager: Fred Orain - Director: Jacques Tati - Scenario: René Wheeler - Henri Marquet - Jacques Tati - Director of Photography: Jacques Mercanton - Composer: Jean Yatove - Editor: Marcel Moreau - Art Director: René Moulaert - Cast: Jacques Tati Francois - Santa Relli - Maine Vallée Jeanette - Paul Frankeur Marcel - Guy Decomble Roger -
Synopsis in German: Aufregung im Städtchen Sainte-Sévère kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: Schausteller treffen zur Kirmes ein. Auf dem Dorfplatz wird ein riesiger Fahnenmast aufgestellt, der Wirt hängt Girlanden über die Tische. François (Jacques Tati), der Briefträger, hilft bei den Vorbereitungen eifrig mit und erteilt grosszügig Ratschläge. Das Fest kommt in Gang. Im Wanderkino wird ein Film über das amerikanische Postwesen gezeigt. François ist fasziniert, sein Pöstler-Ehrgeiz angestachelt: Mit diesen Amerikanern will er es aufnehmen. Blitzschnell rast er ab sofort mit seinem museumsreifen Fahrrad durch die Gegend und bringt seine Briefpost so schnell an Mann und Frau, dass ihm selbst dabei schwindlig wird. Dann aber landet François bei einem waghalsigen Verteilmanöver Hals über Kopf im Dorfbach. Das kühlt nicht nur den Übermut, sondern bekehrt ihn auch vom Amerikanismus. Für einmal siegt der gesunde Menschenverstand über die Verführung der Technik... (Presse SF DRS)
Reviews in German: "Tatis grossartiges Meisterwerk" (lhg) "Liebevolle Dorfchronik, in der Tati mit Slapstickeinlagen glänzt" (tele)
Remarks and general Information: "Jacques Tati, der eigentlich Tatischeff hiess, kam 1908 zur Welt. Sein Grossvater war Gesandter des russischen Zaren in Paris, sein Vater erfolgreicher Restaurator und Bilderrahmer. Bei einem Englandaufenthalt vernarrte sich Sohn Jacques ins Rugby und war eine Weile als Profi-Spieler tätig. Gleichzeitig aber hatte er mit Pantomimen aus dem Sportbereich so viel Erfolg, dass er sich in den 30er-Jahren ganz der Kleinkunst zuwandte. 1949 errang seine "Schule der Briefträger" als bester komödiantischer Kurzfilm den Max-Linder-Preis. Die witzige Studie wurde die Basis für "Jour de fète", Tatis ersten abendfüllenden Film in eigener Regie. Auf den ebenso sportlichen wie fortschrittsgläubigen Briefträger François folgte in vier Filmen Monsieur Hulot, der bedächtige Draufgänger, der von einer Bedrouille in die nächste gerät, den Tücken moderner Technik jedoch mit zäher Unnachgiebigkeit und oft mit sportlicher Bravour begegnet. Der Film wurde 1950 mit dem Grand Prix du Cinèma Français ausgezeichnet." (Presse SF DRS) Tati montierte 1963 eine neue Version des Films.

Kind Hearts and Coronets

Directed by:   Robert Hamer, Great Britain - 1949
Production: Ealing Studios - Distribution: J. Arthur Rank Film Distributors - Producer: Michael Balcon - Director: Robert Hamer - Scenario: Robert Hamer - John Dighton - Director of Photography: Douglas Slocombe - Editor: Peter Tanner - Art Director: William Kellner - Costume Design: Anthony Mendleson - Cast: Alec Guinness The D'Ascoyne Family: The Duke / The Banker / The Parson / The General / Th - Cecil Ramage Crown Counsel - Valerie Hobson Edith - Dennis Price Louis - Arthur Lowe The Reporter - Anne Valery The Girl in the punt - Eric Messiter Burgoyne - Lyn Evans The Farmer - Barbara Leake The Schoolmistress - Peggy Ann Clifford Maud - Joan Greenwood Sibella - John Salew Mr. Perkins - Audrey Fildes Mama - Hugh Griffith Lord High Steward - John Penrose Lionel - Miles Malleson Henker - Clive Morton Gefängnisdirektor -
Synopsis in German: Louis Mazzini ist ein Enkel des VIII. Herzogs von Chalfont. Seine Mutter wurde aus der herzoglichen Familie ausgestoßen, da sie einen italienischen Sänger heiratete. Als Louis' Mutter bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt und ihr das standesgemäße Begräbnis in der Familiengruft verweigert wird, ist Louis derart verbittert, dass er beschließt, selbst Herzog von Chalfont zu werden, indem er die acht Familienmitglieder, die zwischen ihm und dem Titel stehen, nacheinander beseitigt. Einfallsreich führt er alle Mordpläne aus und zieht, inzwischen mit der Frau eines seiner Opfer vermählt, als Herzog von Chalfont in das "House of Lords" ein. Hier wird er unter Mordanklage gestellt - für einen Mord, den er nicht begangen hat. Louis' frühere Geliebte, Sibella, deren Mann Selbstmord begangen hat, belastet Louis, indem sie den Abschiedsbrief ihres Mannes aus Eifersucht unterschlägt. Am Abend vor seiner Hinrichtung schreibt Louis seine Memoiren mit dem vollen Eingeständnis seiner Taten nieder. Da erscheint Sibella. Sie spricht von einem möglichen "Wunder": Falls sie Herzogin würde, ließe sich der Abschiedsbrief ihres Mannes wiederfinden. Louis willigt ein und wird entlassen. Aber in der begreiflichen Erregung lässt er seine Memoiren liegen ... (3Sat Presse)
Reviews in German: "das reinste Vergnügen..." (Gong 1971) "Schwarzer Humor vom Feinsten" (tele)
Remarks and general Information: "Adel verpflichtet" ist ein Klassiker der schwarzen Filmkomödie, nicht zuletzt dank der Interpretation der acht Charaktere der Herzogsfamilie, die alle unnachahmlich von Alec Guinness verkörpert werden. Auf eine liebenswürdige Weise persifliert Guinness die herzoglichen Admiräle, Generäle, Direktoren und Priester mit ihren Schrullen und ihrem Standesdünkel." (3sat Presse) «Guinness "persifliert auf unnachahmliche Weise die herzoglichen Admirale, Generäle, Direktoren, Priester mit all ihren Schrullen und ihrem Standesdünkel. Regisseur Robert Hamer gelingt es, Guinness' Schauspielerpersönlichkeit so abwechslungsreich in die Kapriolen schlagende Mordgeschichte einzubauen, dass der blutrünstige Stoff, als Parodie auf den britischen Adel, zum ungetrübten Vergnügen wird" (prisma.de). Der Regisseur Hamer wurde auf den Filmfestspielen von Venedig für den "Goldenen Löwen" nominiert, Alec Guinness mit dem amerikanischen "National Board of Review" geehrt. "Produzent Michael Balcon hatte zunächst seine Bedenken, ob das britische Publikum die Ironie akzeptieren würde. 'Adel verpflichtet' wurde aber ein großer Erfolg und das British Film Institute wählte ihn zu einem der besten britischen Filme aller Zeiten" (mediabiz.de). Und Balcon erklärte "Adel verpflichtet" zu seinem Lieblingsfilm. "Bei Guinness war es völlig anders. Ich fand heraus, das er jedes Mal, wenn er die Maske wechselte, als eine vollkommen andere Persönlichkeit angesehen werden musste ...", so berichtet der Regisseur Robert Hamer über seine Erfahrungen mit Alec Guinness. Er hat solche Erfahrungen nicht allein gemacht.» (BR Presse)

Le silence de la mer

Directed by:   Jean-Pierre Melville, France - 1949
Director: Jean-Pierre Melville - Scenario: Jean-Pierre Melville - Cast: Jean-Marie Robain - Nicole Stéphane - Howard Vernon - Ami Aaröe - Georges Patrix - Denis Sadier - Max Fromm - Max Hermann - Rudelle - Fritz Schmiedel -

The Third Man

Directed by:   Carol Reed, Great Britain - 1949
Producer: David O. Selznick - Carol Reed - Alexander Korda - Director: Carol Reed - Scenario: Graham Greene - Director of Photography: Robert Krasker - Composer: Anton Karas - Editor: Oswald Hafenrichter - Production Design: Joseph Bato - John Hawkesworth - Vincent Korda - Set Decoration: Dario Simoni - Cast: Orson Welles Harry Lime - Alida Valli Anna - Erich Ponto Winkel - Bernard Lee - Paul Hörbiger Portier - Trevor Howard Calloway - Ernst Deutsch Kuntz - Joseph Cotten Martins - Siegfried Breuer Popescu - Hedwig Bleibtreu -
Synopsis in German: Der junge amerikanische Schriftsteller Holly Martins versucht im geteilten Wien der Nachkriegszeit, den rätselhaften Tod seines Freundes Harry Lime aufzuklären. Dabei entdeckt er, dass Lime lebt und in ein scheussliches Verbrechen verwickelt ist.
Im Jahr 1948 kommt der junge amerikanische Schriftsteller Holly Martins nach Wien, das unter Viermächtekontrolle steht. Er will in der geteilten Stadt seinen alten Freund Harry Lime suchen, von dem er seit Monaten nichts mehr gehört hat. Bei seiner Ankunft erfährt er, dass Harry Opfer eines Unfalls geworden ist und noch am selben Tag beigesetzt wird. Auf dem Friedhof trifft Martin Harrys Freundin Anna und Calloway, den Chef der britischen Militärpolizei in Wien. Calloway versucht, ihn über Harry Lime auszuhorchen, und deutet an, dieser sei in sehr unsaubere Geschäfte verwickelt gewesen. Martins glaubt das nicht: Er entschliesst sich, in Wien zu bleiben, um Harrys rätselhaften Tod aufzuklären und den Freund zu rehabilitieren. Der Portier des Hauses, in dem Harry wohnte, schildert Martins den Unfallhergang. Harry sei nach dem Unglück von zwei Freunden und einem unbekannten dritten Mann an den Strassenrand getragen worden. Diesen dritten Mann möchte Martins unbedingt finden, da er sich von ihm entscheidende Auskünfte erhofft. Er riskiert viel und muss am Ende feststellen, dass Harry nicht der war, für den er ihn gehalten hat... (3Sat Presse)
Reviews in German: "Nach einem Stoff von Grahame Green inszenierte Carol Reed einen subtilen Kriminalthriller, der durch die expressiv gefilmten Originalschauplätze eine unverwechselbare Stimmung erhielt..." (Lex. d. Int. Films);

"Ein Meisterwerk der englischen Filmkunst." (Filmdienst);

"Perfekt ausgearbeiteter Film" (Movies on TV);

"Klaustrophibische Verfilmung nach Graham Greene. Welles' Auftritt, seine Kuckucksuhr-Rede, Anton Karras' Zittermusik und die Flucht durch die Katakomben sind Meilensteine der Filmgeschichte." (tele)

«England hat zur Schwarzen Serie nur diesen einen echten Klassiker beigetragen. Orson Welles war nie besser – dabei spielt er als aalglatter und amoralischer Kriegsgewinnler Harry Lime im Nachkriegs-Wien eher eine Nebenrolle. Das düstere, zynische und bewegende Drehbuch entstand ursprünglich aus einer Notiz, die Graham Greene auf einen alten Briefumschlag kritzelte.
Unvergessen:
Anton Karas’ Soundtrack - die Klänge seiner Zither kombinieren auf einzigartige Weise Wiener Kaffeehausatmosphäre mit fröstelnd-gruseligem Krimi-Ambiente. » (Cinema, 2000)
Remarks and general Information: "Tatsächlich zugetragen hat sich die Geschichte von Harry Lime nicht. Sie hätte aber genauso stattfinden können. Wien, Handlungsort und Originalschauplatz mit realen Kriegsruinen, lässt den Film zum Zeitdokument werden, das die spezifische Situation der Stadt im Winter des Jahres 1948 abbildet. Das Erscheinungsbild, die Atmosphäre, die Bewohner, der Alltag und die Geschichte Wiens schaffen eine authentische Kulisse. In der geteilten Stadt blühten der Schwarzmarkt und der illegale Handel mit Penicillin. Diese Medizin war lebensnotwendig, heilte sie doch gefährliche Infektionen, die aufgrund von Hunger und Armut nicht zu verhindern waren. Penicillin galt als Kostbarkeit und seine Verwendung war streng reglementiert. Zeitungsberichte wiesen auf einen immer bedrohlicher werdenden Medikamentenmangel hin, in dessen Folge Medikamente mehr und mehr zur illegalen Ware wurden. (Natascha Bleckmann, viennale.at

"Der dritte Mann, innerhalb von fünf Wochen im Nachkriegs-Wien gedreht, machte seinen Regisseur Carol Reed weltberühmt und wurde ein phänomenaler Erfolg, ein Klassiker der Filmgeschichte. Am Gelingen des Films hatten viele Anteil: Der Kameramann Robert Krasker, ein Könner seines Fachs, der die Magie, die Dramaturgie von Licht und Schatten effektvoll in Szene setzte; der Autor und ehemalige Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes Graham Greene, der in Kooperation mit dem Regisseur die ökonomische und soziale Atmosphäre des besetzten Wien präzise auf den Punkt brachte; der Schauspieler Orson Welles, der dem Film mit seiner physischen Präsenz einen unverwechselbaren, eindringlichen Touch gab; die Zither-Musik von Anton Karas, der das musikalische Leitmotiv, das Harry-Lime-Thema, zum Ohrwurm machte und damit eine richtige »Zither-Welle« in Amerika und Europa auslöste." (ZDF)

Graham Greene hatte von dem Filmproduzenten Alexander Korda den Auftrag erhalten, ein Buch über das vierfach besetzte und arg zerstörte Nachkriegs-Wien zu verfassen. Vor seiner Ankunft in Wien hatte Greene für den projektierten Film bloss eine einzige Szene im Kopf: ein Mann trifft im Strassengewühl seinen seit Jahren totgeglaubten Freund. Die Handlung um dieses Motiv hoffte der Autor aufgrund seiner Wiener Eindrücke finden zu können. Greene war offenbar gleich gepackt von der seltsamen, traurigen Stimmung, die ihn in der zerstörten Stadt umgab und recherchierte sehr genau. Er fuhr mit dem Auto hinaus zum Zentralfriedhof, der damals im britischen Sektor lag und schrieb dann im Roman: "Sogar der Friedhof war in vier Zonen aufgeteilt, die russische war durch überlebensgrosse, geschmacklose Statuen bewaffneter Soldaten gekennzeichnet, die französische durch Reihen um Reihen namenloser Holzkreuze und schlaff herabhängende Tricolore." (Bernhard Denscher)

Wenn man der Kritik trauen darf ist dieser Film, in dem die Ruinen am Kai, der Prater, regennasse Strassen und unter- irdische Kanäle den düsteren Hintergrund eines grossen mensch- lichen Dramas bilden, ein echter Wiener Film geworden. Er zeigt uns ein Wien ohne Schrammeln und ohne Dulliöhstimmung, er zeigt uns das Wien der ersten Nachkriegsjahre, an dem österreichische Regisseure achtlos vorübergingen. (Mein Film, 1950)

In DER DRITTE MANN gaben sich drei noch verhältnismässig junge Künstler Rendezvous. Der Schriftsteller Greene, der Schau- spieler Orson Welles und der Regisseur Carol Reed. Freilich hätte auch dieses glückliche Zusammentreffen nicht genügt, um aus dem Film den Welterfolg zu machen, der er wurde. Hierzu musste Reed zwei ausgesprochene Regiestreiche führen: die nächtliche Jagd nach dem bösen Penicillinschieber durch die Kanäle der Stadt Wien und das Zitherspiel des bescheidenen Wiener Heurigenmusikers Anton Karas.

Mit der Kanaljagd hat Reed etwas ebenso Einfaches wie Gross- artiges unternommen. Er hat die traditionellen Dächerjagden der Kriminalfime unter die Erde verlegt und damit einer abgespielten Aktion eine neue Phantastik gegeben, die ein surrealistisches Element einschliesst und zudem an den Assoziationskomplex des "Untergrundes" rührt, der in jedem Nachkriegseuropäer bestimmte Empfindungen hervorruft. DER DRITTE MANN mit seinen Anklängen an politisches und wirtschaftliches Nachkriegsgeschehen, an Schwarzhandel und Geheimdienstkrieg, mit seiner einmaligen optischen Auswertung der Ruinenlandschaft und Elendsästhetik, mit Zittergeklimper und dem unheimlichen Riesenbabykopf des Orson Welles wurde einer der wirklich grossen europäischen Nachkriegsfilme. (Jean Amery)

"Orson Welles spielt die Titelrolle in Carol Reeds klassischem Film Noir mit internationaler Starbesetzung.
Für seine einzigartige Schwarz-Weiss-Fotografie der düsteren Stadtlandschaften des besetzten und geteilten Wiens und seiner "Unterwelt" erhielt Kameramann Robert Krasker (1913 - 1985) den Oscar. Carol Reed und sein Cutter Oswald Hafenrichter wurden nominiert.
Carol Reeds atmosphärisch faszinierende Inszenierung dieses Graham-Greene-Stoffs machte den "Dritten Mann" zu einem Welterfolg. Vor dem nächtlichen Dunkel labyrinthischer Stadtlandschaften - die Handlung gipfelt in der dramatischen Jagd auf Harry Lime im Kanalisationsnetz - entfaltet der Film ein vielfältig gebrochenes Spiegelbild menschlicher Existenz.
Orson Welles wurde als Darsteller des Harry Lime in Deutschland populärer als beispielsweise durch seinen grossartigen "Citizen Kane". Auch die Musik von Anton Karas, deren makabre Zitherklänge den dämonischen Charme des geteilten Wiens effektvoll unterstreichen, war seinerzeit ein Welterfolg.
Orson Welles (1915 - 1985), dessen "proteischer 'Citizen Kane' durch visuellen Einfallsreichtum und ätzende Charakterdarstellungen sowie die stilisierten Dialoge einen richtungsweisenden Einfluss auf den Film Noir ausübte", hat als Regisseur, Autor und Darsteller drei grandiose Films Noirs zu verantworten: "Die Spur des Fremden" (1945/46), die düstere Geschichte eines KZ-Schergen, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg hinter der Fassade eines braven Bürgers und Ehemanns verbirgt und von seiner Frau entlarvt wird, "Die Lady von Shanghai" (1946) mit seiner zeitweiligen Ehefrau Rita Hayworth als Femme fatale und vor allem "Im Zeichen des Bösen" (1957), "ein komplizierter Thriller, der an die Tradition der 'Schwarzen Serie' anknüpft, um sie zugleich ad absurdum zu führen" (Lexikon des Internationalen Films)." (Walter Greifenstein, BR-Presse)

Ein an Originalschauplätzen im Nachkriegs-Wien gedrehter Thriller um einen amerikanischen Schriftsteller, der den Schwarzmarktgeschäften eines Freundes nachspürt, der angeblich verstorben ist. Welles nahm für sich in Anspruch, die Figur des Harry Lime geschaffen zu haben: »I wrote everything to do with this character, I created him all round, it was more than just a part for me.« Dementsprechend griff Welles die Figur des Harry Lime in den 50er Jahren in einer englischen Hörfunkserie wieder auf und benutzte die Titelmelodie von Anton Karas (Filmmuseum München)

White heat

Directed by:   Raoul Walsh, USA - 1949
Production: Warner Bros. Pictures, Inc. - Producer: Louis F. Edelman - Director: Raoul Walsh - Scenario: Ivan Goff - Ben Roberts - Director of Photography: Sid Hickox - Composer: Max Steiner - Art Director: Edward Carrere - Cast: Robert Osterloh Tommy Ryley - Steve Cochran Big Ed Somers - Margaret Wycherly Ma Jarrett - Ford Rainey Zuckie Hommell - John Archer Philip Evans - Edmond O'Brien Hank Fallon - Virginia Mayo Verna Jarrett - Ian MacDonald Bo Creel - Mickey Knox Het Kohler - Wally Cassell Cotton Valetti - James Cagney Arthur 'Cody' Jarrett -
Synopsis in German: Bei einem Überfall auf einen Postzug erbeuten Gangster 300.000 Dollar und flüchten mit der Beute in ein Versteck in den Bergen. Anführer der Bande ist Cody Jarrett (James Cagney), ein pathologischer Killer. Der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutet, ist seine Mutter (Margaret Wycherly), an der er mit abgöttischer Liebe hängt. Als Beamte des US-Schatzamtes Hinweise dafür finden, dass Jarrett hinter dem Überfall steckt, glaubt dieser, die Behörden hinters Licht führen zu können, indem er sich fälschlich selbst bezichtigt, ein weniger schwerwiegendes Delikt begangen zu haben, das zu gleicher Zeit an einem weit entfernten Ort verübt wurde. Polizei und Gericht gehen zum Schein auf seine Aussage ein und versuchen nun ihrerseits, Jarrett auszutricksen, indem sie ihm den erfahrenen Polizeidetektiv Hank Fallon (Edmond O'Brien) als angeblichen Mithäftling in die Zelle setzen. Fallon gelingt es tatsächlich, Jarretts Vertrauen zu gewinnen. Als Jarret erfährt, dass Ed Somers (Steve Cochran), einer seiner Komplizen, ihn nicht nur mit seiner Frau betrügt, sondern auch noch seine Mutter getötet hat, bricht er aus der Haftanstalt aus. Um sich nicht zu verraten, muss Fallon sich ihm anschließen. Jarrett bringt Somers um und bereitet mit den anderen Mitgliedern seiner Bande einen neuen großen Coup vor. Fallon macht zum Schein dabei mit, um genaue Informationen darüber zu bekommen, wo und wie Jarrett zuschlagen will.... (ARD Presse)
Reviews in German: "Klassischer 'Film Noir' aus der Nachkriegszeit mit raffinierten Actionszenen und intensiver Atmosphäre. James Cagney spielt seine Rolle mit abstossender Brillanz." (rororo - Lexion des internationalen Films) «Der brutale und neurotische Gangster Cody Jarrett (James Cagney) ist eine Zeitbombe, die jeden Augenblick hochgehen kann. Als seine von ihm angebetete Mutter ermordet wird, bricht der labile Jarrett aus dem Gefängnis aus um grausame Rache zu nehmen … Doch ein verdeckt arbeitender Polizist in seinen eigenen Reihen bringt ihn selbst eiskalt zur Strecke. Die Hochphase der Gangsterfilm war schon lange wieder vorbei, als Raoul Walsh 1949 noch einmal das Genre belebte und den psychopathischen Gangster Cody Jarrett über die Leinwand jagte. Geisterkranke Verbrecher sollten in der Folgezeit immer häufiger in Filmen auftauchen. » (www.mordlust.de) «Der Mutterkomplex eines Gangsters ist das zentrale Thema von Raoul Walshs White Heat, einem Film Noir, in dem James Cagney die viel beachtete Hauptrolle spielt. Cagney spielte so überzeugend, dass er danach fast ausschließlich Gangster-Rollen angeboten bekam. Cody Jarrett (James Cagney) braucht nur zwei Dinge im Leben: geraubtes Geld und die Zuwendung seiner Mutter. Sie ist sein Fixpunkt, ihr Lob sein höchstes Ziel. Zudem besitzt sie als einzige die Fähigkeit, Codys häufige Migräneanfälle zu lindern, die ihn seit seiner Kindheit plagen. Der Film erklärt die Kopfschmerzen als Reaktion des kleinen Cody, die Aufmerksamkeit seiner Mutter zu erringen. Später haben sich die Schmerzen verselbständigt. Als Cody eines Tages erfährt, dass seine Mutter ermordet wurde, macht er sich auf die Suche nach dem Täter und nimmt Rache an ihm. Anschließend flüchtet er sich – halb wahnsinnig vor Kopfschmerzen – vor der Polizei auf einen Gastank, den er in einem grandiosen Finale in die Luft sprengt.» (www.dhm.de) In seinem erfolgreichen Comeback als großer Gangsterdarsteller spielt James Cagney einen psychopathischen, mutterfixierten Räuber und Killer, der, von der Polizei eingekreist, auf einen Gastank flüchtet und sich in einem Anfall von Wahnsinn selbst in die Luft jagt. Raoul Walshs strenge Regie, eine interessante Story und natürlich Cagneys überzeugende Darstellungsweise sind die Elemente, die hier ein Meisterwerk des "Film Noir" entstehen ließen. (Paul Werner) (...) Es gab keinen moralischen Maßstab in "White Heat". Die Bullen blieben anonym, reine Werkzeuge von Jarretts Schicksal. Mitleid zahlte sich auch nicht aus: die Gang begann zu bröckeln, als ein verwundetes Mitglied von dem für ihn bestimmten Henker verschont wurde. Schließlich wurde Jarrett von jedem verraten, von seiner Frau, seinem zweiten Mann, und vor allen von dem undercover-Beamten, der sein Freund geworden war. Von jedem außer von seiner Mutter. Im Kontrast dazu bewahrte der Gangster den ganzen Film hindurch eine bizarre Integrität. Seine einzige fatale Schwäche war die neurotische Zuneigung zu Ma. Irgendwie stellte dieses Monster alle in den Schatten, die ihn ungaben, und wir sahen uns mehr interessiert an seinem Wahnsinn als an seiner Bestrafung. (...) Clint Eastwood über "White Heat" anläßlich des Filmfestival Locarno 1997, nach SZ, 17.7.97
Remarks and general Information: "Maschinenpistolen" war seinerzeit ein großer Publikumserfolg. James Cagney nutzte seine effektvolle Rolle zu einer beklemmenden Charakterstudie; Regisseur Raoul Walsh sorgte für brillante Action-Szenen bis hin zum berühmten Finale, in dem sich Cagney auf einem Öltank zum letzten Gefecht stellen muss." (ARD Presse) »James Cagney, einer der besten Gangsterdarsteller des Hollywoodkinos, zeichnet hier die brillant beklemmende Studie eines neurotischen Gangsters und pathologischen Killers. Ben Roberts' Drehbuch wurde für den Oscar nominiert. - Die Figur des Cody Jarrett lehnt sich an den New Yorker Mörder Francis Crowley an, der 1932 hingerichtet wurde. Seine letzten Worte: "Send my love to my mother". (...) Der Gangsterfilm "Maschinenpistolen", in den deutschen Kinos auch unter dem Titel "Sprung in den Tod" gezeigt, ist "ein klassischer amerikanischer 'film noir' der Nachkriegszeit, lakonisch, mit raffinierten Action-Szenen und intensiver Atmosphäre inszeniert und von James Cagney mit abstoßender Brillanz dargestellt" (Lexikon des Internationalen Films). 2008 setzte das "American Film Institute" "Maschinenpistolen" auf Platz vier der zehn besten Gangsterfilme aller Zeiten. Informationen zu Raoul Walsh "Wer war Raoul Walsh? Mit der Antwort haben selbst fanatische Filmfreunde ihre Schwierigkeiten. Ein großer Regisseur - gewiss! Einer, der, wie Michael Curtiz, in allen Genres gedreht hat, der eine Unmenge gedreht hat (an die 200 Filme sollen es sein), und, was das wichtigste ist, keinen einzigen wirklich schlechten ... Das Problem mit Walsh war nie die Anerkennung seiner überragenden Qualitäten, sondern die Ratlosigkeit vor der Quantität - ein Hollywood-Profi, der auf höchstem Niveau alles konnte" (SZ 03.» (BR Presse)

Zurich Filmpodium Filmfestival 2019 Program

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