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Huzur Biswambhar Roy, ein reicher Adliger, frönt im Indien des frühen 20. Jahrhunderts mit seiner Familie einem luxuriösen Lebensstil. Als leidenschaftlicher Liebhaber traditioneller indischer Musik lädt er zu exquisiten Konzerten und musikalischen Vorführungen ein, die er mit ausgewählten Gästen genießt. Eigens für diese Anlässe lässt er in seinem Palast ein prunkvolles Musikzimmer einrichten, das er verschwenderisch ausstattet. Doch die übertriebene Demonstration seiner Musikleidenschaft und sein Prestigedenken führen Roy in den finanziellen Ruin. Die Inszenierung der glamourösen Musikabende kostet ihn sein gesamtes Vermögen. Das Musikzimmer wird dem Aristokraten endgültig zum Fluch, als seine Frau und sein einziger Sohn die Heimreise von einem Ausflug antreten, um bei einer weiteren Konzertveranstaltung teilhaben zu können, und dabei einem tragischen Unfall zum Opfer fallen. Roy lässt das Musikzimmer schließen und zieht sich in seinem langsam verfallenden Palast von der Welt zurück. Mit Verachtung beobachtet er den gesellschaftlichen Aufstieg seines bürgerlichen Nachbarn Mahim, der als Geldverleiher ein Vermögen verdient und sich die Gunst seiner Mitbürger mit unterhaltsamen Feiern erkauft. Als eines Abends festliche Musik vom Nachbargrundstück herüberschallt, denkt Roy wehmütig an die Zeiten zurück, als er selbst mit seinen Konzertabenden zur lokalen Elite gehörte und die traditionsreiche bengalische Musik noch nicht von neureichen Bürgern vereinnahmt worden war. Er fasst den verzweifelten Entschluss, ein letztes Mal selbst Gastgeber eines glanzvollen Abends zu sein - koste es, was es wolle... (arte Presse)
Der Film entstand nach einer Kurzgeschichte des indischen Autors Tarashankar Banerjee und thematisiert den Niedergang der glanzvollen Herrschaft indischer Aristokratie im frühen 20. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der melancholischen Geschichte steht der Konflikt zwischen dem mit der Vergangenheit verhafteten Adel und dem aufstrebenden modernen Bürgertum. Zugleich ist "Das Musikzimmer" ein Dokument des Zusammenpralls zweier Kulturen - der altindischen und der europäischen. Die ausführlichen Musik- und Tanzeinlagen, die sich im Musikzimmer des indischen Adelsmannes abspielen, vermitteln einen tiefen Einblick in eine Epoche traditioneller indischer Kultur, die sich mit dem Untergang des Adelshauses Roy ihrem Ende zuneigt. Regisseur Satyajit Ray konnte für "Das Musikzimmer" die populärsten Sänger und Musiker der klassischen indischen Musikrichtung "Hindstani" gewinnen, was den Film zu einem Muss für Liebhaber dieses musikalischen Genres macht. Satyajit Ray wurde als Regisseur vor allem im Ausland geschätzt und in Indien aufgrund seiner "westlichen Tendenzen" kontrovers diskutiert. Zum Film kam er auf Umwegen. Nach einem Studium der Wirtschafts- und Geisteswissenschaften sowie der Bildenden Kunst arbeitete er als Layout-Künstler in einer britischen Werbeagentur. Dort hatte er 1955 nach der Illustration eines Buches die Idee zu seinem ersten Filmprojekt "Pather Panchali", das er selbst finanzierte. Das erfolgreiche Erstlingswerk war der Auftakt zu einer Trilogie, die Ray mit den Filmen "Aparajito" (1957) und "Apur Sansar" (1959) komplettierte. Ersterer fand weniger Anklang als "Pather Panchali" und Ray entschloss sich zur Herstellung eines kommerzielleren Films: "Das Musikzimmer". (arte Presse)