Der Bruder von Fritz wurde von den Nazis erschlagen, aber der Widerstand gegen die hemmungslose Willkür von SA und SS drohte zu erlahmen, wenn nicht der Prozess gegen den bulgarischen Kommunisten Georgi Dimitroff wegen des Reichstagsbrandes vor dem Reichsgericht in Leipzig nicht als Hoffnungssignal und Kampffanal diente. Der Freispruch Dimitroffs stärkte den Antifaschismus noch mehr.
Der Eindruck, den "Kämpfer" heute hinterlässt, ist ein zwiespältiger. Als Film wirkt er, gerade im Vergleich mit Antifa-Filmen, die während des Naziregimes in Hollywood entstanden - "Auch Henker sterben" von Fritz Lang oder "Das siebte Kreuz" von Fred Zinnemann -, unfreiwillig komisch. Noch schlimmer: wie eine Schmierenkomödie. Das Pathos der "Gerechten", also der Kommunisten, die sich auf rechtem Wege wähnen als Avantgarde des Proletariats, ist kaum erträglich. Unerträglich aber sind die Sauf- und Folterexzesse der Nazis, die diese Uniformierten nur noch als Operetten-Personal denunziert. Die herzensguten Kommunisten verbindet mit den Nazis immer nur eins: In diesem Film herrscht Höchstlautstärke.
Die Gespräche finden schreiend und brüllend statt, wohl um die Hochwertigkeit des politischen Kampfes ständig bewusst zu machen. Aber die durch und durch holzschnittartige Zeichnung der handelnden Personen wird dadurch nicht nivelliert, eher verschlimmbessert. Besonders peinlich: Die Heiligsprechung des "proletarischen Genossen" Georgi Dimitroff (Alexander Granach). Kommunisten-Apotheose à la "sozialistischer Realismus" im Sinne Stalins.
Die fatale Seite der zwiespältigen Wirkung von "Kämpfer" liegt im dokumentarischen Charakter des Films, der überhaupt nicht intendiert sein konnte, nämlich die Liste der Beteiligten an der Produktion als Totenbuch zu sehen. Stalins Terror im eigenen Land machte natürlich nicht Halt vor den Flüchtlingen, die sich vor den Nazis in die Sowjetunion "retteten". Einige von ihnen wurden getötet, einige gerieten in die Mühlen des sowjetischen Justiz.
"Evakuierung" konnte alsbaldigen Tod bedeuten. Der Gulag wartete bereits und die allnächtlichen Verhaftungen im Moskauer "Hotel Lux", in dem viele Exilanten wie Herbert Wehner und seine Frau Lotte Loebinger (sie spielte in "Kämpfer" Fritz Lemkes Mutter) einquartiert waren, sind immer wieder beschrieben worden. Einige der Mitwirkenden verschwanden während der Dreharbeiten von einem Tag auf den anderen, andere wurden nach dem Ribbentrop-Molotow-Abkommen von 1939, direkt vom NKWD an die Gestapo ausgeliefert.
Für filmhistorisch Interessierte noch abschließend eine Bemerkung. Ein kleiner Junge tritt auf, der auch ein paar Sätze sagen darf, die die "Nazi-Lumpen" verdammen. Dabei handelt es sich um den späteren DDR-Regisseur Konrad Wolf ("Solo Sunny"), den Sohn des Exil-Dramatikers Friedrich (Zyankali) und Bruder des späteren Stasi-Generals Markus ("Mischa") Wolf. " (Klaus Kirschner, br-online.de)