Johan

Regie: Mauritz Stiller, Schweden, 1921

Schweden, 1921
Szenenphoto aus Johan, © Svenska Biografteatern


Stab und Besetzung

Produktion AB Svenska Biografteatern
Regisseur Mauritz Stiller
Drehbuch Arthur Nordén
Mauritz Stiller
Nach einer Vorlage von Juhani Aho [Novel]
Kamera Henrik Jaenzon
Architekt Axel Esbensen
Darsteller Mathias Taube [Johan, bonde i obygden]
Jenny Hasselqvist [Marit, föräldralös flicka]
Urho Somersalmi [Vallavan, Främlingen]
Hildegard Harring [Johans mor]
Lilly Berg [Johans lillpiga]
Lilly Berg [Den gamle fiskargubben]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm, 1:1,33 - Ratio: 1:1,33 - Schwarz-Weiss Film,Länge: 110 Minuten, 1900 Meter, 5 Akte
Tonsystem: silent
Premiere: 28. Februar 1921 in Schweden
Szenenphoto aus Johan, © Svenska Biografteatern

Inhaltsangabe
Lappland im 18. Jahrhundert: Johan, ein junger Bauernsohn, bewirtschaftet zusammen mit seiner Mutter einen entlegenen Gutshof. Gegen den Widerstand seiner Mutter heiratet er Marit, die für sie als Magd arbeitet. Auch ohne wirkliche Liebe scheint ihr Leben einigermaßen glücklich zu verlaufen. Bis eines Tages ein Fremder auftaucht und Marit dazu verführt, Johan zu verlassen. Gemeinsam nehmen die beiden den gefährlichen Weg über einen Fluss voller Stromschnellen. Nach einer dramatischen Verfolgung kommt es zu einem Kampf zwischen den beiden Männern. Marit wird von Reue überwältigt und kehrt zu Johan zurück.



Marit, eine hart arbeitende Magd am entlegenen Hof von Johan heiratet den Hofherrn aus Zweckmäßigkeit und Not heraus. Die Ehe wird zur Qual. Da taucht eines Tages ein Fremdarbeiter wieder auf, der ihr früher schon einmal Avancen gemacht hatte. Nach schwerem Ringen brennt Marit mit dem Fremden durch. Ihre Flucht führt über reißende Stromschnellen und endet schließlich, als Johan den Fremden als vermeintlichen Entführer seiner Frau zum Kampf stellt. Johan siegt im Kampf, muß aber erkennen, daß Marit dem Fremden freiwillig gefolgt ist. Marit bereut ihren Entschluß jedoch schon und fleht Johan an, sie nicht zu verlassen. Der Versöhnung folgt die Rückkehr. (3Sat Presse)

Anmerkungen : "Der schwedische Regisseur Mauritz Stiller ('Gösta Berling', 1924) schuf mit seiner Adaption von Juhani Ahos Novelle 'Johan' die erste von vier Filmversionen, die die literarische Vorlage - ein Klassiker der finnischen Literatur - seit ihrer Veröffentlichung 1911 erfahren hat. Die letzte Verfilmung des Stoffs, 'Juha' von Aki Kaurismäki, stammt von 1999. 'Johan' zählt zu den schönsten Filmen von Mauritz Stiller, der hier sein unvergleichliches Talent unter Beweis stellt, die Natur als dramatisches Element zu inszenieren. Der vom Schwedischen Filminstitut restaurierte Film liegt in der Fassung einer zweifarbigen Virage vor (gelb-orange) und war einer der Höhepunkte der 'Giornate del Cinema Muto' 1999 in Pordenone. Die zur Uraufführung gespielte Musik von Rudolf Sahlberg ist nicht komplett überliefert. Die neue Musik zur restaurierten Fassung komponierte der 1957 in Leningrad (St. Peterburg) geborene Alexander Popov." (3Sat Presse)

Johan entfaltet seine Dreiecksgeschichte in einer klassisch strukturierten 5-Akte-Dramaturgie aus stetig wechselndem Spiel und Gegenspiel. Das vermeintlich Triviale des Handlungsgeschehens wird durch die vielschichtige Figurenzeichnung und eine erklärende Rückblende aufgebrochen. Der verzweifelte Ausbruch und die nicht minder verzweifelte Rückkehr der Frau zwischen zwei Männern entkommt so jeder klischee-üblichen Typisierung.
Mauritz Stillers Johan ist die erste von bisher vier filmischen Adaptationen des Romans Juha (1911) von Juhani Aho - einem modernen Klassiker der finnischen Literatur, der auch zwei Opern und zahlreichen Theateradaptationen als literarische Vorlage diente. Die aktuellste Verfilmung stammt von Aki Kaurismäki: Juha (FIN 1999).Während alle Bühnenbearbeitungen und die beiden anderen Verfilmungen Juhani Ahos epischen Roman getreu der Vorlage mit einem tragischen Ende schließen lassen, nahmen sich Stiller und Kaurismäki die Freiheit, den tragischen Charakter der Handlung aufzubrechen bzw. umzuformen: Juhas Schicksal wandelt sich so bei Stiller zu einem lyrischen Drama nur mehr nach Motiven des Romans von Aho, bei Kaurismäki zu einer postmodernen Tragikömodie.

Zur Produktion
Während der Dreharbeiten zu Johan befand sich Finnland noch immer im Krieg mit Sowjetrußland. So griff Stiller erneut auf etwas zurück, das mit Sången om den eldröda blomman (Das Lied von der feuerroten Blume) eigentlich als Notlösung begonnen hatte. Während der schließlich in Mittelschweden durchgeführten Dreharbeiten zu jenem Film hatte Stiller fast versehentlich das einzigartige filmische Potential entdeckt, das in der Natur und den Landschaften des Nordischen Sommers zu finden ist. Die Magie der Mitternachtssonne, der riesigen Wälder und der großen Flüße mit ihren reißenden Stromschnellen hatte Stiller genauso überrascht, wie sie den internationalen Film verändern sollte. Jetzt suchte Stiller bewußt, was ihm zuvor fast zufällig begegnet war. Die Dreharbeiten zu Johan fanden in dem noch kontrastreicheren Lappland statt. Die Natur des Nordischen Sommers wurde von vornherein ein zusätzliches dramatisches Element der filmischen Gestaltung.
So richtete sich die Komposition der filmischen Handlung besonders stark an zwei Naturelementen aus: Licht und Wasser. Die Protagonisten erstrahlen in dem eigentümlichen Licht des Nordens. Die niemals anbrechende Nacht läßt sie in ihren Leidenschaften nicht zur Ruhe kommen. Die reißenden Stromschnellen, in die der Fremde und Marit nach ihrem Ausbruch wie in ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang geworfen werden, tragen dann schon fast explizit metaphorischen Gehalt. Nach der Lösung des dramatischen wie emotionalen Konflikts am Ende des Films, nach ihrer Versöhnung werden Johan und Marit dann auf einem ruhigen Fluß und in sanftem Abendlicht in ihr Heim zurückkehren.

Zur Restaurierung
Einem Feuer in der Svensk Filmindustri fielen 1941 sowohl das Originalnegativ als auch Abzüge von Stillers Originalversion von Johan zum Opfer. Nur Bruchstücke konnten seitdem wieder aufgefunden werden. Henri Langlois, Mitbegründer der Cinématheque Française, betrachtete Johan als einen der drei wichtigsten Filme, die als verschollen galten.
In den 60er Jahren fand sich dann das Originalnegativ einer gekürzten Wiederaufführungsfassung. Die Zwischentitel in jener Schwarz-Weiß-Fassung waren lediglich mit Nummern bezeichnet, konnten aber anhand von im Archiv der Cinemateket-Svenska noch vorhandenen Zwischentiteln und Titellisten rekonstruiert werden. Informationen zur Farbtönung waren in das Negativ eingekratzt, als "Or" (für orange) beispielsweise. Die Cinemateket-Svenska unternahm 1971 einen frühen Restaurierungsversuch mit dem bis dahin wenig entwickelten Farbtönungsverfahren. Dabei wurde das Schwarz-Weiß-Negativ einfach auf Farbmaterial umkopiert. Doch waren sie mit dem Ergebnis so wenig zufrieden, daß sie die Fassung ungern und folglich selten zeigten. Erst im Jahre 200 war es mit dem neuen Desmet-Verfahren möglich, eine befriedigende Farbkopie zu erstellen. Dabei stellte sich nur noch ein letztes lösbares Problem hinsichtlich der Farbnuancierung: die Kopie hatte die Tendenz, etwas zu rot zu werden.
Schon im Rahmen des norditalienischen Stummfilm-Festivals Le Giornate del Cinema Muto 1999 in Pordenone fand die Wiederaufführung von Johan in seiner restaurierten Schwarz-Weiß-Fassung Aufmerksamkeit. Der Film führte das vom Festival gesteckte Themengebiet Nordic Explorations an. Sein Wiederaufführungs-Poster zierte als Emblem sogar das gesamte Festival.
Zu den StummFilmMusikTagen 2001 in Erlangen liegt Johan erstmals in einer beeindruckenden, vom schwedischen Filminstitutet restaurierten Fassung einer zweifarbigen Virage (gelb-orange) vor. Die Wiederaufführung dieser restaurierten Fassung findet zudem auf den Tag genau 80 Jahre nach der Uraufführung statt. Seine Fernsehpremiere wird der restaurierte Film zusammen mit Kaurismäkis Juha dann auf ARTE erleben.

Zur Musik
Die am Tage der Uraufführung zu Johan gespielte Musik von Rudolf Sahlberg ist nicht komplett überliefert. Sahlberg hatte in seine Komposition zum einen Motive aus Werken von Jan Sibelius, Bedrich Smetana und Johan Halvorsan einfließen lassen, hatte zum anderen auch auf Motive einer weiteren Partitur zurückgegriffen, die Armas Järnefelt zu Sången om den eldröda blomman, dem bereits erwähnten großen Vorgänger zu Johan, geschrieben hatte. Auch hinsichtlich der Musik haben beide Filme skandinavische Filmgeschichte geschrieben. Die Musik von Armas Järnefelt zu Sången om den eldröda blomman war die erste von einem namhaften finnischen Komponisten verfasste Partitur der Stummfilmzeit, sowie auch die erste Originalfilmkomposition der schwedischen Filmgeschichte (entstanden im Auftrag von Svenska Biografteatern). Die neue Musik zur restaurierten Fassung von Johan komponierte der 1957 in Leningrad (St. Petersburg) geborene Alexander Popov. (StummFilmMusikTage Erlangen)

«Die erste von vier Adaptionen eines finnischen Romanklassikers, der erst kürzlich von Aki Kaurismäki im Quasi-Stummfilm Juha wieder aufgegriffen wurde. Der gebürtige Finne Mauritz Stiller hatte Johan ursprünglich als Heimatfilm geplant, wegen des russisch-­finnischen Kriegs aber dann doch in seiner Wahlheimat Schweden realisiert. Hier konnte er die expressiven Qualitäten des Naturlichts im nordischen Sommer auskosten, die er bei Sången om den ­eldröda blommen (1919) entdeckt hatte. Das Eheleben des durch einen Unfall verkrüppelten Titelhelden wird von dessen dominierender Mutter geprägt. Als ein Fremder kommt, lässt sich Johans Frau ent- und verführen, die Stromschnellen hinunter, der Gatte schließlich hinterdrein. Die stark betonte sexuelle Bedeutung der Bilder vom elementaren Rauschen ist entscheidend für Mauritz Stillers ­lyrisch-erotische Studie in Licht und Wasser. Zwischentitel in Balladenform liefern den Rhythmus der Erzählung vom Wandel: Alles fließt. (C.H.) » (filmmuseum.at)

General Information

Johan is a motion picture produced in the year 1921 as a Schweden production. The Film was directed by Mauritz Stiller, with Mathias Taube, Jenny Hasselqvist, Urho Somersalmi, Hildegard Harring, Lilly Berg, in the leading parts. There are no reviews of Johan available.

Literatur Hinweise Peter Cowie, Sweden 1, Screen Series, London 1970

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