Die schwarze Kugel oder Die geheimnisvollen Schwestern

Regie: Franz Hofer, Deutschland, 1913

Deutschland, 1913


Stab und Besetzung

Produktion Luna-Film GmbH, Berlin
Produzent Max Maschke
Regisseur Franz Hofer
Drehbuch Franz Hofer
Darsteller Mia Cordes [Edith]
Paul Meffert [Vicomte Giron]
Ernst Pittschau
Ernst Pittschau [Violetta]

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm, 1:1,33 - Ratio: 1:1,33 - Schwarz-Weiss Film Virage,, 734 Meter, 3 Akte
Tonsystem: silent
Premiere: 26. Oktober 1913 in
Vorhandene Kopien: Kopien des Films sind erhalten [Archiv: Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen (Berlin)]

Inhaltsangabe
Die beiden Varieté-Artistinnen Violetta und Edith treten als "die unheimlichen Schwestern" mit Feuerfackeln und schwarzen Masken auf. Hinter den Masken verbergen sie die Trauer über den Tod ihrer Schwester, die sich aus Liebeskummer umgebracht hat. Ihr Abschiedsbrief enthält ein Foto des gewissenlosen Liebhabers Vicomte Giron. Edith und Violetta schwören, niemals einem Mann zu gehören und ihre Schwester zu rächen. Doch Giron beginnt, den beiden Artistinnen nachzustellen und sich einen Spaß daraus zu machen, sie heimlich zu beobachten. Violetta ist kurz davor, dem Liebeswerben Vicomtes nachzugeben. Doch dann entscheidet die "schwarze Kugel", dass Edith den unseligen Verführer zur Verantwortung ziehen soll. In ihrer schwarzen Trauerkleidung sieht sie ihrer Schwester zum Verwechseln ähnlich, und so gelingt es den beiden Schwestern nach einer dramatischen Verfolgungsjagd, Giron zu überwältigen. Er bittet Violetta und Edith um Vergebung. Der Bann ist gebrochen, der Glaube an die Liebe auch... (arte Presse)

Kritiken : Die Geschichte selbst beginnt damit, dass die Schwestern Violetta und Edith von der Beerdigung der dritten im Bunde nach Hause kommen. In Trauerkleidung, verschleiert, umarmen sie sich weinend. Eine Nonne bringt den Abschiedsbrief der Selbstmörderin, die Fotografie eines Mannes fällt heraus. Er hat sie betrogen und in den Tod getrieben, erfahren wir. Die Schwestern schwören, sie zu rächen … In der Schlussszene stehen Violetta und Edith gemeinsam neben dem zur Strecke gebrachten Vicomte; er liegt auf einem Divan und kann nur noch gepeinigt um Vergebung flehen. Unbewegt, streng sehen die beiden Frauen auf ihn hinab. In der letzten Einstellung treten sie, den gestürzten Helden des Films hinter sich lassend, hocherhobenen Hauptes und frontal zur Kamera durch die Portiere, das Gesicht nun dem Publikum zugewandt; demonstrativ umarmen sie sich und richten dabei den Blick wehmutsvoll zum Himmel - eingedenk der Dramenopfer, für die ihr Auftreten zu spät kommt. (Heide Schlüpmann, www.filmmusik.at)
Anmerkungen : "Als "Sensationsfilm" wurde "Die schwarze Kugel" für den Kinoverleih angekündigt, dafür stand vor allem die spektakuläre Verfolgungsjagd über Dächer und Kräne am Ende des Films. Wenn dieser Film heute als sensationelle Wiederentdeckung gilt, so hat das mit der Modernität - bei aller noch erkennbarer Einfachheit der Inszenierung und Kameraführung - dieses Films zu tun, eine Modernität, die sowohl die erzählte Geschichte meint als auch die Selbstreflexion des frühen Mediums Films in verschiedenen Einstellungen und Szenen.

Franz Hofer begreift die Abstammung des Kinos aus dem Schaugeschäft und der Welt der Jahrmärkte nicht als Manko, sondern als Möglichkeit, um konventionelle Handlungsmuster zu sprengen. Viele seiner Frauenfiguren entstammen als Artistinnen oder Detektivinnen einem Milieu jenseits bürgerlicher Wohlgeordnetheit und sind damit ideale Projektionsfläche für Frauenbilder, die reizvoll und schockierend wirken. Mit dem avancierten Frauenbild, das die beiden "geheimnisvollen Schwestern" Violetta und Edith verkörpern, zeichnet der Regisseur den damaligen gesellschaftlichen Emanzipationsprozess nach und macht daraus eine Kinogeschichte voll Trivialitäten und kluger Konstruktionen. Dass diese kühnen Geschichten gerade fürs Kino geschrieben und inszeniert wurden, ist indes kein Zufall. Hier saß ein neues weibliches Publikum, Dienstmädchen, Verkäuferinnen, Arbeiterinnen, sie fanden sich unwillkürlich in diesen außergewöhnlichen Geschichten jenseits der traditionellen Frauenbilder wieder. Das frühe Kino mit seinen vielen kleinen Ateliers war heterogener und in gesellschaftlicher Hinsicht fortschrittlicher als das große Kino der 20er Jahre, in dem die Filmindustrie zunehmend zentralisiert wurde. Insofern ist mit den frühen Franz Hofer ein aufregendes Kapitel und eine nach wie vor unterschätzte Lange Zeit war der Name Franz Hofer aus der Filmgeschichte verschwunden. Erst 1990 wurde eine kleine Reihe von Hofer-Filmen, vorwiegend restauriert vom Niederländischen Filmmuseum, auf dem Stummfilm-Festival "Le Giornate del Cinema Muto" von Pordenone gezeigt. Das Festival hatte dem frühen deutschen Kino einen eigenen Programmschwerpunkt gewidmet, Franz Hofer galt als die Entdeckung des Festivals. Bis dahin war sein Name nur mit einem Film in Verbindung gebracht worden, "Fräulein Piccolo" (1915), ein Film mit Ernst Lubitsch. Nun verfügen wir über eine komplette Filmografie von 84 Titeln und über seine wichtigsten biografischen Daten, enthalten in einer sorgfältig edierten Monografie, die die Filmhistorikerin Andrea Dittgen 1999 in Saarbrücken vorgelegt hat. Die Zahl identifizierter Hofer-Filme ist auf 15 angewachsen. Sie geben einen guten Eindruck von der Vielseitigkeit dieses Regisseurs, der einer der populärsten Regisseure im deutschen Kino der Jahre 1910 bis 1920 und einer der ersten Autorenfilmer Deutschlands war." (arte Presse)

General Information

Die schwarze Kugel oder Die geheimnisvollen Schwestern is a motion picture produced in the year 1913 as a Deutschland production. The Film was directed by Franz Hofer, with Ernst Pittschau, Paul Meffert, Mia Cordes, , in the leading parts.

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