die derart kulturelles Allgemeingut geworden sind wie der Terminator. Nicht
nur, dass er den eigentlichen Beginn der Weltkarriere von "unserem Mann in
Hollywood" markiert; der Cyborg, der die Gegenwart in diversen Missionen
heimsucht und diese mit eiserner Willenskraft auch zu erfüllen gedenkt, wurde
zum Sinnbild (für zähe Skistars) und blieb zugleich Indikator für die
momentanen Möglichkeiten (und Erfolgskriterien) des US-Blockbusters.
Terminator 3 - Rebellion der Maschinen, erstmals nicht inszeniert von James
Cameron, sondern von Jonathan Mostow (Breakdown, U-571), gerät gemessen an
diesen Erwartungen zum eher verhaltenen Nachschlag: Anders als jüngere
Sequels wie Charlie's Angels 2, die mit Getöse, aber ohne bleibende Wirkung
vorbeigezogen sind, setzt T3 auf solides, fast schon anachronistisches
Actionhandwerk: eine lineare Handlung mit pointiert platzierten
Zerstörungssequenzen, die beinahe ohne digitale Effekte auskommen. Man könnte
T3 gar die Ökonomie eines B-Movies attestieren, wenn das bei einem Budget von
170 Millionen Dollar nicht unangebracht wäre.
Jetzt eine Terminatrix Es geht zumindest noch viel kaputt, wenn Besuch aus
der Zukunft kommt. Das liegt vor allem an der neuen Antagonistin T-X, der
Terminatrix, die nicht nur ihre Oberweite zu modulieren vermag, sondern auch
Maschinen in ihre Gewalt bringt. Vom Model Kristanna Loken verkörpert,
materialisiert sie sich nahe liegend in einem Schaufenster. Mit dem
Terminator liefert sie sich heftige Auseinandersetzungen: bei einer
spektakulären Verfolgungsjagd mit einem Kranwagen oder auch auf der Toilette
mit Fäusten.
Mostow inszeniert einen bodenständigen Tanz der Cyborgs, der nicht ganz frei
von sexuellen Konnotationen ist. Wie schon in Terminator 2 geht es um ein
Schutzprogramm für den zukünftigen Führer der letzten Menschen und seine
Frau, John Connor (Nick Stahl) und Kate Brewster (Claire Danes) - beide
wollen allerdings ihre Rollen noch nicht recht akzeptieren.
Schon diese Rettungsmission erinnert an ein Motiv des neueren Kriegsfilms,
bei dem sich der Kampf auch über das Überleben des Gefährten legitimiert.
Auch sonst erscheint der Terminator mehr denn je als ein Söldner der
Gegenwart: Spezifische kulturelle Skills (die berühmten Stehsätze) muss er
sich erst aneignen. Nach dem Schießen scannt er den Schauplatz nach zivilen
Opfern ab.
Der Aufstand der Maschinen wird wiederum durch ein Computervirus bewirkt.
Autonom geworden, setzen diese ein nukleares Vernichtungsszenario in Gang. Es
ist ein bezeichnender Trend in jüngeren US-Produktionen, dass die Atombombe
nach einer längerer Phase des Abrüstens wieder gezündet wird: Von The Sum of
All Fears bis zum Hulk ist sie ein Bild für Verlust der Kontrolle über eine
globale Situation. Wenn nun auch in T3 die Katastrophe unabwendbar ist, so
ist sie zugleich mit dem Versprechen verbunden, das etwas überleben wird:
"Vielleicht ist die Zukunft schon geschrieben."
Familiendrama
Die Apokalypse bildet den Hintergrund für ein Familiendrama, bei dem die
väterliche Maschine mit der starken Mutter nicht mehr konkurrieren muss. Doch
Mostow ist kein Regisseur exzessiver Verschwendung wie Cameron, er arbeitet
sich bescheiden an den beiden Vorfilmen ab. Der Sympathieträger
Schwarzenegger ist die populärste Figur, der Mostow weniger etwas
hinzuzufügt, als dass er ihr über Selbstironie ein Bewusstsein ihres Status
gibt.
Schon seine archetypische Lederkluft "borgt" sich der Terminator zu Beginn
von einem Chippendale-Bartänzer, dessen glamouröse Brille lehnt er jedoch ab.
Die Würde bleibt gewahrt, nur der Machismo gerät ein wenig in die Krise, wenn
er sich von der T-X verprügeln lassen muss. In T3 ist sich der Cyborg T-800
auch endgültig darüber im Klaren, ein Auslaufmodell zu sein. Entsprechend
schnell trägt er Blessuren davon. Sein Trost: Er kommt stets als der Gleiche
zurück und stellt so die Konstante in einer unkonstanten Welt dar. (DER
STANDARD, Printausgabe, 30.7.2003)
" Zweimal schon triumphierte die Herrlichkeit namens Arnold «Arnie»
Schwarzenegger als Cyborg (Modell T-800) in den Kinosälen sämtlicher
Kontinente. Auch in Teil 3 wird dem veralteten Modell nichts erspart: Eine
T-X oder Terminatrix (Kristanna Loken) - eisig-blond wie Sharon Stone und
rabiater als Mike Tyson - malträtiert den Stählernen, bis die Schrauben
quietschen. Der Terminator muss nach wie vor John Connor (Nick Stahl) retten,
damit unser aller Zukunft nicht allzu maschinell wird. Wer überrascht mehr:
Regisseur Jonathan Mostow oder Schwarzenegger? Jedenfalls hat die «Geschichte
der T» mehr Zug und Witz als der vorgängige Kassenschlager. (jzb. in NZZ
Ticket)