Munich

Režie: Steven Spielberg, USA, 2005

USA, 2005
Plakatmotiv Munich, © Universal Pictures


Obsazení a osádka

Produkce Universal Pictures
Producent Kathleen Kennedy
Barry Mendel
Barry Mendel
Barry Mendel
Ředitel Barry Mendel
Napsal George Jonas
George Jonas
Kamera Janusz Kaminski
Hudba John Williams
Střih Michael Kahn
Herci Gila Almagor [Avners Mutter]
Mathieu Amalric [Louis]
Eric Bana [Avner Kauffman]
Meret Becker [Yvonne]
Moritz Bleibtreu [Andreas]
Moritz Bleibtreu [Sylvie]
Daniel Craig [Steve Cake]
Daniel Craig [Carl]
Mathieu Kassovitz [Robert]
Michel Lonsdale [Papa]
Geoffrey Rush [Ephraim]
Geoffrey Rush [Hans]
Geoffrey Rush [Daphna]

Technická specifikace
Technické Color,Lenght: 127 minut
Zvukový systém: Keine Angabe

Recenze (v němčině): "Sein letzter Film War of the Worlds war eine grosse Enttäuschung, doch jetzt legt Spielberg wieder einen gang zu. Munich ist ein intelligenter, komplexer Thriller über eine Racheaktion des israelischen Geheimdienstes nach dem Olympia-Massaker in München. Spielberg beschreibt kongenial den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt und setzt sich indirekt mit dem Nahostkonflikt auseinander." (tele)

Mossad-Agent 007 «Munich» - Steven Spielbergs Filmversion des Terrorattentats

Schlechte Stimmung allenthalben, lauwarme Diskussionen ohne Spitzen, rachitische Kritiken mit belegter Stimme: Steven Spielbergs jüngster Spielfilm, «Munich», der sich mit den Folgen des palästinensischen Terrorattentats an den Olympischen Spielen 1972 in München auseinandersetzt, wäre wohl gerne ein beide Konfliktparteien verstehender, mit viel Gutmenschen-Pomade geölter Beitrag zur Nahostfrage geworden - ein humanistisches Plädoyer gegen Terror und Waffengewalt, das mittlerweile wohl nicht nur Israels Likud-Wähler zu einigen giftigen Bemerkungen hätte anstacheln sollen. Womit die Rollen zwischen den good und den anderen guys wie in jedem Hollywoodfilm wieder schön verteilt gewesen wären. Doch Spielbergs Rechnung scheint diesmal - anders als bei seinem Shoah-Drama «Schindler's List» - nicht aufgegangen zu sein: Statt einer Debatte über die Legitimität staatlich verordneter blutiger Racheakte hat der Film auf allen Seiten bisher nur lahme, vielleicht auch etwas müde Irritationen ausgelöst.

Enttäuschung etwa bei den Hinterbliebenen der elf durch das Attentat getöteten israelischen Sportler, weil ihre Perspektive, ihr Schmerz für den Film unwichtig waren; Verständnislosigkeit bei ehemaligen Mossad-Agenten, die damals in die dem Attentat folgende Vergeltungsaktion «Operation Wrath of God» - von der Spielbergs Film hauptsächlich handelt - involviert waren, weil sich Spielberg und Drehbuchschreiber Tony Kushner in ihrer Darstellung der Ereignisse auf die dubioseste und umstrittenste aller greifbaren Quellen beziehen: auf George Jonas' Buch «Vengeance» nämlich, das auf den Berichten eines falschen Mossad-Agenten beruht.

Hingegen wäre etwa Zvi Zamir, damaliger Mossad-Chef, nach eigenen Aussagen offenbar gerne bereit gewesen, dem Filmprojekt die nötigen Insider-Informationen beizusteuern. Aber Spielberg zeigte kein Interesse an einer Aufarbeitung der historischen Fakten und berief sich in der Folge im entscheidenden Moment immer wieder auf die Rechte künstlerischer Freiheit.

Genie und Ethik

Nun wäre jedoch zu fragen, ob es nicht Themen aus dem Fundus der Geschichte gibt, bei denen sich die Entscheidung zur künstlerischen Freiheit - die in Hollywood oft weniger eine Parteinahme für Ästhetik denn für Konsumierbarkeit bedeutet - zu einer Art genialischer Star-Arroganz auswächst. Gibt es nicht politische Tatsachen, die stärker als andere zumindest nach einem Ethos des Zur-Kenntnis-Nehmens, mithin nach einer detaillierten Hintergrund-Recherche verlangen? Hätte Spielberg denselben Kommentar auch zu «Schindler's List» gewagt? Nicht zuletzt wird die so betont fiktive Handlung in «Munich» deutlich durch authentisches Dokumentarmaterial unterfüttert, wodurch der Film sehr bewusst mit einer direkten Bezugnahme auf die realen Ereignisse kokettiert.

Die Live-Aufnahmen diverser Fernsehstationen kommen dabei vor allem in der im Zeitraffer erzählten «Vorgeschichte» von Spielbergs Film zum Zuge (die in den siebziger Jahren allerdings zum politischen Hauptereignis der israelisch-palästinensischen Beziehungen wurde): Am Morgen des 5. September 1972, am elften Tag der im Zeichen von Friede und Völkerverständigung begangenen Olympischen Spiele in München, dringen acht Mitglieder der Terrorgruppe Schwarzer September in die Wohnungen der israelischen Mannschaft ein; sie nehmen elf Sportler als Geiseln fest und verlangen die Herausgabe mehrerer in Israel inhaftierter Araber. Als die israelische Premierministerin Golda Meir jede Verhandlung mit den Terroristen ablehnt, unternimmt die vollkommen überforderte deutsche Polizei einen tragisch-kläglichen Versuch, die Geiseln zu befreien - bei dem alle Geiseln und fünf Terroristen umkommen.

In der Folge dieser Ereignisse nun soll Golda Meir, so die These Spielbergs und Jonas', eine Gruppe von fünf unbeschriebenen Mossad-Agenten mit dem Geheimauftrag betraut haben, sämtliche Palästinenser aufzuspüren und zu töten, die für die Planung des Attentats verantwortlich waren: elf arabische Drahtzieher, für jeden getöteten Israeli einen. Als Chef der Truppe wird der junge Avner (Eric Bana) bestimmt, der für den Killerjob seine hochschwangere Frau Daphna (Ayelet Zurer) zurücklässt; er wird unterstützt vom Fahrer Steve (Daniel Craig), von dem Dokumentenfälscher Hans (Hanns Zischler), dem Bombenhersteller Robert (Mathieu Kassovitz) und dem «Aufräumer» Carl (Ciarán Hinds).

Gemeinsam jagen die Auftragskiller nun quer durch Europa und liquidieren in spektakulären Explosiv-Szenarios Kopf für Kopf, wobei sich die Männer allerdings je länger, desto eindringlicher die Frage stellen, wodurch sich ihr Töten eigentlich von demjenigen der Terroristen unterscheide - und wie es zu rechtfertigen sei. Als Avner schliesslich nach über 150 Filmminuten seinen Job quittiert, sind all seine Kollegen seltsamen Anschlägen zum Opfer gefallen, ist sein Geist von Verfolgungswahn gepeinigt und seine Seele von der Sucht nach Töten getrieben. Wie jeder Veteran findet er nach einem so traumatischen wie faszinierten Blutlecken nicht mehr wirklich ins Leben und in die einzige wahre Heimat zurück, der Spielberg in jedem seiner Filme Mantra-haft huldigt: den Schoss der Familie.

Philosophisch

Mit der Feststellung aber, dass Töten - auch mit vermeintlich ehrenhaften Motiven - süchtig machen kann; und mit der Erkenntnis, dass Gewalt letztlich nur Gegengewalt gebiert, ist «Munich» auf dem Gipfel seiner philosophischen Höhenflüge angelangt. Sie halten gemütlich den Reflexionspegel einer Schwarzenegger-Schwarte - wie der Film überhaupt als eine Mischung aus James Bond und Gaunerstücken wie «Ocean's Eleven» betrachtet werden kann. Einziger Unterschied dabei ist, dass Spielberg leise und kaum merklich ein dramaturgisches Mittel anwendet, das dem Actiongenre bis zu einem gewissen Grad entgegensteht: eine Technik der Verfremdung nämlich, die eine Identifikation des Zuschauers mit den Helden unterbinden soll.

Besonders deutlich tritt dieser Effekt in jenen Momenten zutage, die Avners traumatisch wiederkehrende Erinnerungen an das Münchner Attentat zeigen - Gedächtnisbilder allerdings, die der Agent in der dargestellten Perspektive (derjenigen der Geiseln nämlich) gar nicht haben kann. In «Schindler's List» dienten solche Einlagen sanfter Irritation einem künstlerischen Ethos: Das Publikum sollte durch die filmische Darstellung nicht dazu verführt werden, sich mit den Ereignissen der Shoah zu identifizieren, weil diese Geschehnisse je schon und für immer ausserhalb seines Erlebnishorizonts liegen.

In «Munich» nun scheinen ähnliche Distanzierungsmechanismen den Zweck zu verfolgen, die politische und psychologische Parteinahme der Zuschauer für die Seite der (heldenhaften) Israeli abzuschwächen - ein Effekt, der ausser einer Flut von Déjà-vu-Erlebnissen kaum produktive Gedanken zum Nahostkonflikt aufzuwerfen vermag. - Was aber bleibt nach den 164 Minuten von donnerndem, pflichtbewusstem, lyrisch zweifelndem Agentenleben? Eine resignierte Schwere in den Adern und das Gefühl, Weltpolitik im Handy-Format gesehen zu haben. Wer sich jedenfalls tatsächlich für die Chronik des Münchner Attentats und weniger für «Kill Billing» (als ermüdende Nummerndramaturgie des Tötens) interessiert, sei an Kevin Macdonalds solide recherchierten Dokumentarfilm «One Day in September» aus dem Jahr 1999 verwiesen, der Täter- und Opferperspektive in einfachen Montagen eklatant gegeneinander hält." (Alexandra Stäheli; NZZ 25. Januar 2006)

"Es liegt tiefe Nacht über dem Olympischen Dorf, als spät in ihre Quartiere zurückkehrende amerikanische Athleten einer Gruppe von Palästinensern über die Zäune helfen. Was zunächst wie ein harmloser Spaß aussieht, ist in den Augen vieler Zeitgenossen die Geburtsstunde des weltweit operierenden Terrorismus, der schließlich zu den Ereignissen des 11. September 2001 führt: Während der Olympischen Sommerspiele des Jahres 1972 drangen palästinensische Extremisten der Gruppe 'Schwarzer September' in die Quartiere der israelischen Sportler ein, töteten zwei von ihnen auf der Stelle und nahmen neun weitere als Geiseln, die später während einer Polizeiaktion auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck ebenfalls getötet wurden.

Mit der Rekreation dieses mental bis zum heutigen Tag fortwirkenden Terrorakts beginnt Steven Spielbergs 'München'. So erschreckend sich die Szene auf der Leinwand auch ausnimmt, signalisiert sie gleichzeitig schon ein Dilemma, das sich durch den ganzen fast dreistündigen Film fortsetzt: Spielberg, der versierte Action-Regisseur, und Spielberg, der Moralist, stehen sich permanent im Wege. Der heute 58-Jährige ist zweifellos einer der begabtesten Regisseure, die Hollywood in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervorgebracht hat. Er versteht sein Handwerk bis hin zur kaum mehr wahrnehmbaren Manipulation des Zuschauers. Aber er besitzt auch eine andere Seite, die in Filmen wie 'Die Farbe Lila' (fd 25 656), 'Das Reich der Sonne' (fd 26 701), 'Schindlers Liste' (fd 30 663), 'Amistad' (fd 33 014) und 'Der Soldat James Ryan' (fd 33 341) in den Vordergrund trat. Er ist ein engagierter Weltverbesserer, der 'je älter er wird' nicht umhin kann, die perfektionierte Welt fiktiver Abenteuerlichkeit gegen die Beschäftigung mit den bewegenden Problemen unserer gegenwärtigen Existenz einzutauschen, sei es der Holocaust, die Rassenfrage, der moderne Krieg oder jetzt in 'München' Terrorismus und Gegenterrorismus. Spielberg, der Humanist, vermag jedoch Spielberg, den Action-Regisseur, nicht zu zügeln; und dem ausgefuchsten Filmemacher gelingt es andererseits nicht, den Moralisten zur Integration in ein funktionierendes filmisches Konzept zu zwingen.

Nicht der Terroranschlag von München ist es, den Spielberg in seinem Film thematisiert, sondern die Gegenreaktion Israels. Offiziell galt die Bombardierung von PLO-Lagern in Syrien und im Libanon als Vergeltungsschlag der israelischen Regierung. Doch insgeheim wurde ein fünfköpfiges Kommando, zu dem offizielle Stellen jede Verbindung leugneten, ausgeschickt, um elf Verantwortliche für den palästinensischen Anschlag umzubringen. Basierend auf dem umstrittenen Buch 'Vengeance' von George Jonas, folgt der Film den fünf Auserwählten, die unter dem Befehl eines ehemaligen Mossad-Agenten und Leibwächters der israelischen Präsidentin Golda Meir stehen, um den halben Erdball. Was sich da in den ersten zwei Stunden des Films abspielt, ist ein spannendes, mit allen Tricks der nicht zuletzt von Hitchcock erlernten Kunst angereichertes Suspense-Stück, das nur dann und wann ein wenig an Intensität verliert, wenn sich die Situationen allzu sehr zu wiederholen beginnen. Würden die Protagonisten nicht gelegentlich - meist ziemlich unmotiviert - innehalten und sich in Gewissensbissen und Diskussionen über den Anspruch auf ein Heimatland verirren, könnte man meinen, Spielberg habe das Terroristen-Thema für nichts anderes als einen fulminanten Actionfilm ausgeschlachtet. Er lässt sich viel Zeit zum Beweis seiner artistischen Fähigkeiten wie auch zu einer makabren Claude-Chabrol-Hommage (die für sich genommen zu den Höhepunkten von Spielbergs Kunst gehört) - doch er gerät bedrohlich in Gefahr, die Gewichtigkeit des gewählten Themas aus dem Blick zu verlieren.

Als wäre ihm das selbst urplötzlich bewusst geworden, macht der Film in der letzten Stunde eine Kehrtwendung, in der nun Israelis, Palästinenser und das Publikum in eine Gewissenshölle gestoßen werden, aus der es kein Entkommen mehr gibt. Die mörderische Ideologie des ersten Teils schlägt in einen politischen und moralischen Essay um, der Spielbergs Botschaft heimtragen soll, dass nur friedliche Koexistenz die Hoffnung auf eine Beendigung des fortschwelenden Konflikts biete. Zu diesem Zweck versteigt sich der Film in eine ethische Argumentation, die aller Ehren wert ist, die vor allem die Palästinenser mit mehr Feingefühl behandelt, als es bisher irgendein anderer Hollywood-Film getan hat, die aber filmisch und dramaturgisch keinerlei Entsprechung zu dem perfekt formulierten ersten Teil zu erreichen vermag und allein dadurch schon an Überzeugungskraft einbüßt. Wenn Spielberg schließlich den Liebesakt des Helden mit seiner nach Jahren wiedergefundenen Frau durch Bilder der blutigen Ereignisse von München verfremdet, dann bedient er sich einer primitiven Sinnbildlichkeit, die überdeutlich belegt, dass vielleicht den psychologischen, aber kaum den ideologischen Tiefen des Themas mit dieser Art von filmischer Aufbereitung beizukommen ist.

Ein eklatanter Mangel - da eine anti-israelische Tendenz dem Regisseur wohl kaum unterstellt werden kann - ist die nirgends vollzogene Identifikation der Opfer des israelischen Vergeltungsschlags mit den Tätern von München. Die Fanatiker des 'Schwarzen September' bleiben - auch in den über den ganzen Film verstreuten Rückblenden - anonyme Figuren, die der Zuschauer nicht in Verbindung bringen kann mit den freundlichen älteren Herren, die von der ebenso menschlich gezeichneten Vergeltungstruppe in die Luft gesprengt werden. Man darf den fünf Israelis dabei zusehen, wie sie ein lukullisches Mahl genießen, bevor sie zum nächsten Anschlag schreiten; man darf ebenso wahrnehmen, dass ihre Opfer gebildete Menschen mit feinen Manieren sind. Den Bezug zu der Bluttat von München muss der Zuschauer in seiner Fantasie herstellen. In dem wohlmeinenden Bemühen, beiden Seiten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, distanziert sich Spielberg so sehr von den allzu pauschal angesprochenen Motiven, dass Ursache und Wirkung Gefahr laufen, ihre Positionen zu vertauschen.

Am schwersten wiegt letztlich, dass die Realität von Spielbergs Story die politische Realität, in der der Film vom Publikum gesehen wird, weitgehend unberücksichtigt lässt. Man kann die Ereignisse des Jahres 1972 heute schlechterdings nicht mehr abhandeln, ohne die Entwicklungen der letzten drei Jahrzehnte zu reflektieren. In Spielbergs Mittlerem Osten, so warf ihm mit Recht der New York Times -Kolumnist David Brooks vor, gibt es weder Hamas noch islamischen Jihad. Da sind keine leidenschaftlichen Antisemiten, keine Leugner des Holocaust (wie der gegenwärtige iranische Präsident) und keine Radikalisten, die den Staat Israel auslöschen möchten. 'Dem Frieden eine Chance geben', hat Spielberg als Losung seines Films bezeichnet. Der aber bleibt bei einer politischen Situation stehen, die längst durch ein lawinenartiges Anwachsen des islamistischen Fanatismus in einem Maße verändert worden ist, das die Appelle zur Gewaltlosigkeit, wie sie von Spielberg artikuliert werden, als wenig realistisch erscheinen lässt." (film-dienst, Franz Everschor)

"München 1972. Ein palästinensisches Terrorkommando dringt ins Olympische Dorf ein und nimmt die israelischen Sportler als Geiseln. Beim Befreiungsversuch durch die deutsche Polizei kommen die elf Geiseln, einige der Terroristen und ein Beamter ums Leben. In Israel stellte man daraufhin eine geheime Einsatzgruppe zusammen, mit dem Auftrag, alle noch entkommenen Terroristen und Hintermänner des Anschlags zu eliminieren. Das Mossad-Team um Agent Kaufman (Eric Bana) erhält seine Instruktionen von höchster Regierungsstelle und tritt hoch motiviert an.

Auge um Auge, Zahn um Zahn. Den Kampf zwischen Israelis und Palästinensern vor biblischem Zusammenhang stellt Steven Spielberg in das Zentrum seines Herzensprojektes "München".

Schnell gestemmt und abgedreht in sechs Monaten in Malta und Budapest, wirkt der 164 Minuten (über)lange Film für den Perfektionisten Spielberg erstaunlich roh und ungeschliffen. Aufgebaut als klassischer Thriller im optischen Outfit der 70er Jahre à la "French Connection" oder "Die drei Tage des Condor", zeigt "München" die mörderischen Wege des bombenden und schießenden jüdischen Rachequintetts quer durch Europa und den Nahen Osten.

Spielberg spart nicht mit Blut und Gewalt, er zeigt aber auch ihre Gefühle, ihre Gewissensbisse und ihre zunehmende Entfremdung von menschlich-moralischen Standpunkten in diesem blutigen Feldzug. Die spannende Handlung wird dabei immer durch chronologische Rückblenden unterbrochen, die den Fortgang der Geschichte von der Geiselnahme in München bis zum tragischen Finale auf dem Rollfeld von Fürstenfeldbruck zeigen.

Nicht immer überzeugt dabei aber die Leinwand-Geschichte, manchmal wäre weniger mehr gewesen. Der Regisseur will in guter Absicht die Spirale der Gewalt und ihren Bezug auf heutige Politik- und Terrorismusfragen darstellen und vermeidet dabei in seiner beeindruckenden Moralfabel trotz Sympathien für Israel klare Schuldzuweisungen. So ringen etwa in einer Szene ein Israeli und ein Palästinenser, zwei Killer und Kämpfer für ihre jeweilige Sache, im Wortgefecht über ihre Motive - einen klaren Sieger gibt es weder dabei, noch in diesem gesamten so komplexen Konflikt.

Fazit: "München" verlässt man als Zuschauer nicht nur belehrt, beklommen und - ja , auch unterhalten, sondern ebenso irritiert. Da trifft tragische Zeitgeschichte auf vereinfachende Hollywooddramaturgie, Ideologie auf Politik, Moral auf Mord. Anstöße hat Spielberg viele gegeben, ein filmisches Meisterwerk ist "München" nicht." (bayern3.de)


Bei den Olympischen Spielen 1972 in München nehmen palästinensische Terroristen elf israelische Sportler als Geiseln. Spannender Polit-Thriller von Steven Spielberg.

Sie sollten "heiter" sein, die Olympischen Spiele in München 1972, ein unbeschwertes Treffen sportlicher Jugend aus aller Welt. Das Blutbad am 5. September machte diesem Traum ein Ende. Palästinensische Extremisten stürmten das Olympische Dorf, ermordeten zwei Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft und stellten für neun Geiseln Forderungen - Austausch gegen 234 palästinensische Gefangen in Israel und die inhaftierten deutschen RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Knapp 24 Stunden später waren die Geiseln tot und auch ein Großteil der Terroristen - durch den Dilettantismus deutscher Eingreiftruppen. Ausgangspunkt für Steven Spielbergs 164minütiges menschliches Drama.

Die israelische Regierung lehnte Verhandlungen ab und die deutsche die angebotene israelische Spezialtruppe. Für die Öffentlichkeit antwortete der jüdische Staat mit Bombardierung von PLO-Stützpunkten in Syrien und Libanon. Soweit die Fakten. Spielbergs "München" spinnt die Geschichte weiter, allerdings gestützt auf Spekulationen aus unsicheren Quellen: Vom Mossad, dem israelischen Geheimdienst, angeheuerte Todesschwadronen sollten die elf Drahtzieher des Attentats dieser Version der Wahrheit nach eliminieren. Die "Operation Zorn Gottes" macht Männer wie den jungen Geheimdienstoffizier und werdenden Vater Avner (Eric Bana) zu rechtlosen Handlangern ohne Vergangenheit und Zukunft, zum Rädchen im Kommando-Getriebe. Als einzige Verbindung zu den Auftraggebern dient ein Bankfach in der Schweiz. Der überzeugte Patriot muss seine Identität aufgeben und mit vier weiteren Abkommandierten den tödlichen Job erledigen.

Nach und nach spüren die fünf mithilfe eines geschäftstüchtigen Franzosen ihre Opfer auf und liquidieren eines nach dem anderen eiskalt. Das Zehn-Kleine-Negerlein-System, das streckenweise an "Die Bourne Identität" erinnert, führt die Männer quer durch Europas Hauptstädte. Steven Spielberg hakt auf den ersten Blick nicht gerade originell die Stationen wie in einem der üblichen Agenten-Thriller ab. Aber während die glorreichen Fünf noch den ersten toten Feind ausgelassen feiern, fangen sie irgendwann an, am Sinn der Sache zu zweifeln, werden von Jägern zu Gejagten. In Amerika warfen jüdische Hardliner Spielberg vor, auch die Position der Palästinenser berücksichtigt zu haben. Ein ziemlich hanebüchenes Argument, denn gerade ein Gespräch zwischen Avner und einem Feddayin ("Männer des Opfers") legt die Ursachen frei, die seit der Gründung des Staates Israel schwärende Wunde. Für den PLO-Kämpfer ist der Verlust von Heimat, der Wille sein karges Land, seinen Olivenbaum zurückzuerobern, Triebfeder des Handelns. Fast prophetisch seine Aussage, dass sein Volk das Recht auf Heimat nicht aufgebe, irgendwann das Ziel erreiche - und sei es in hundert Jahren.

"München" ist kein Film, den man liebt, sondern der irritiert und verstört - auch ärgert, vor allem durch plakative Thriller-Elemente. Der aber auch weh tut. Nur bei ganz genauem Zuhören, ist die Brisanz der Dialoge zu erkennen. Schauspielerisch überzeugend aber in den Fähigkeiten unglaubwürdig wirkt die Zusammensetzung des Quintetts. Der Bombenbauer (Mathieu Kassovitz) ist eigentlich Spielzeugbauer und kann Bomben auseinandernehmen, aber nicht basteln. Der "Aufräumer" (Ciaran Hinds), der nach einem Mord verräterische Indizien verschwinden lässt, erliegt den Reizen einer auf ihn angesetzten Killerin. Der deutsche Jude (Hanns Zischler), ein gewiefter Fälscher, strahlt Tiefgründigkeit aus, einzig der Fahrer (Daniel Craig) gibt sich durch und durch kaltschnäuzig. Hauptfigur Eric Bana vereinigt Widerspruch, Loyalität, Zerrissenheit.

Kaum vorzustellen, dass der berühmt-berüchtigte Mossad so eine naive Gruppe zusammenstellen würde. Der gefährliche Ritt übers politische Minenfeld gelingt nicht immer, nach dem Städte-Hopping und einem Ausflug in die dubiosen Beziehungen zwischen KGB, CIA und MI 6, den russischen, amerikanischen und englischen Geheimdiensten, die nicht nur untereinander kooperieren, sondern auch mit der PLO, kehrt der Spielberg wieder zu existentiellen Fragen zurück. Je mehr die Freundschaft zwischen den Männern ins Wanken gerät, drei von ihnen eines gewaltvollen Todes sterben, um so mehr beginnt Avner, inzwischen Vater eines Sohnes, über den Wahnwitz des Terrors nachzudenken. Jedem Eliminierten folgt ein Ersatzmann, also weiter an der Spirale der Gewalt drehen? Wo ist das Ende?

Das Attentat in München schockte die Welt. Bis zu "9/11" zieht sich die blutige Spur eines grenzüberschreitenden, menschenverachtenden und unkontrollierbaren Terrorismus, der heute primär unter der Zivilbevölkerung seine Opfer sucht. Nach seinem Rückzug lebt Avner mit seiner Familie in Brooklyn, die Türme des Worldtrade-Centers im Blick. Die Angst um die Sicherheit von Frau und Kind verfolgt ihn, die Dämonen der Vergangenheit lassen ihn nicht mehr los. Ein Heimatloser, wie der Palästinenser, den er umbrachte. Denn wo ist seine Heimat? In Amerika bei der Familie oder in dem Land, für das er tötete? Spielbergs Lehrstück hat Schwächen, wie immer, wenn Ideologie ins Spiel kommt. Aber er zeigt eines: Auge um Auge, Zahn um Zahn ist keine Lösung. In diesem altbiblischen Rache-Schema kann es keine Gewinner geben, nur Verlierer. " (br-online.de)

«Ziemlich oberflächlich wirkender Film um die Vergeltungsjagd des Mossad auf die palästinensischen Täter des Münchner Attentates - trotz der "guten Absicht" ein banaler Actionfilm.» (lhg 2007)

General Information

Munich is a motion picture produced in the year 2005 as a USA production. The Film was directed by Steven Spielberg, with Eric Bana, Daniel Craig, Geoffrey Rush, Mathieu Kassovitz, , in the leading parts. We have currently no synopsis of this picture on file;

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