Long Island Expressway

Regie: Michael Cuesta, USA, 2001

USA, 2001
Szenenphoto aus Long Island Expressway, © Production Company


Stab und Besetzung

Regisseur
Drehbuch
Darsteller Bruce Altman [Marty Blitzer]
Bruce Altman [Kevin Cole]
Brian Cox [Big John Harrigan]
Brian Cox [Howie Blitzer]
Brian Cox [Brian]
Brian Cox [Gary]

Technische Angaben
Technische Info: Farbe,
Tonsystem: Keine Angabe

Inhaltsangabe
L.I.E. führt den Zuschauer in die Welt des 15jährigen Howie, der, durch die Langeweile eines amerikanischen Vororts geprägt, mit seiner Clique in fremde Häuser einbricht. Obwohl es nur um den Kick des Verbotenen geht, machen sie ihre Sache gut. Gary, der Anführer der Gruppe, ist Howies bester Freund.

Es ist Garys Idee, in das Haus eines älteren Mannes, den sie alle nur "Big John" nennen, einzusteigen. Diesmal geht es leider schief, sie werden ertappt und können nur mit knapper Not entkommen. Doch kurze Zeit später ist ihnen Big John bereits auf der Spur. Howie erkennt, dass Big John und Gary mehr verbindet als dieser harmlose Einbruch. Er entdeckt, dass Gary etwas vor ihm verborgen gehalten hat, ein anderes, geheimes Leben.

Die Liaison, die Big John und Gary zu einander hatten, war eine Sex-for-Pay Beziehung: Sex für Geld. Howie ist fasziniert von dieser dunklen Seite Garys, zum ersten Mal realisiert er, dass es ein anderes Leben jenseits der Fesseln von Schule und dieser scheinbar vorherbestimmten Vorstadt-Idylle geben kann. Und er entdeckt, dass seine Gefühle für Gary tiefer gehen als die zu seinen anderen Freunden.

Doch Gary findet eine Möglichkeit, den verhassten Ort zu verlassen und Long Island für immer den Rücken zu kehren. Howie fühlt sich im Stich gelassen und bleibt mit seinem Schmerz allein zurück.

Howies Vater Marty, ein Bauunternehmer, der nicht ganz legalen Geschäften nachgeht, ist zu sehr mit sich und seiner Freundin beschäftigt, um zu merken, dass sein Sohn leidet und Probleme hat. Als Marty schließlich wegen seiner krummen Geschäfte vom FBI verhaftet wird, steht Howie vollkommen alleine da, bis Big John auftaucht und ihm hilft.

Doch was motiviert Big John wirklich? Und wie viel kann ein 15jähriger Junge ertragen?

L.I.E. ist ein Film über einen Jungen, dessen gesamte Welt innerhalb weniger Wochen zusammenbricht. Der alles und alle verliert und dennoch zu sich selber findet.
top (3 Sat Presse)

Anmerkungen : "Bisher drehte Michael Cuesta Werbefilme. L.I.E. - die Abkürzung für 'Long Island Expressway' - ist sein erster Spielfilm. Für Michael Cuesta gibt es kein schlichtes Gut und Böse, Schwarz und Weiss: Er zeichnet seine Charaktere so feinfühlig und vielschichtig, dass sie ausnahmslos Sympathien beim Zuschauer wecken - selbst Big John. Michael Cuesta animiert die Zuschauer erfolgreich und unterhaltsam, Klischees und eingefahrene Vorstellungen zu hinterfragen. In der Geschichte einer verlorenen Kindheit ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint.

In den USA wurde L.I.E. kontrovers aufgenommen: Von der Presse hoch gelobt, von der Kontrollbehörde mit einem vernichtenden 'Rating NC-17' versehen. Ausdruck US-amerikanischer Doppelmoral? Provozierend wirkt der Film wohl nicht zuletzt deshalb, weil Michael Cuesta die behutsamen Annäherung zwischen dem jungen Howie und dem um vieles älteren Big John nicht moralisch wertet, sondern diese in ihrer ambivalenten Komplexität stehen lässt. Er vertraut auf die Mündigkeit der Zuschauer angesichts des Verhaltens mündiger Menschen." (3 sat Presse)

Gespräch mit Michael Cuesta

Ihr Film beginnt mit Howies Gedanken darüber, dass sowohl Singer/Songwriter Harry Chapin, Regisseur Alan Pakula und Howies Mutter alle bei Unfällen auf dem Long Island Expressway ums Leben gekommen sind. Wie ist der L.I.E. als Metapher zu verstehen ?

Michael Cuesta: Harry Chapin stammte aus Long Island, sein Lied 'The Cat's in the Cradle' war in den 70ern ein Hit. Er lebte in der Nähe von Huntington Bay, wo ich heute lebe, und kam Anfang der 80er Jahre bei einem Autounfall ums Leben. Als Alan Pakula auf dem L.I.E. starb, schrieb ich gerade an der letzten Version des Drehbuchs. Es berührte mich und ich beschloss, die tödlichen Unfälle als Teil der Metapher zu verwenden. Ich fügte diese Unfälle zum bereits existierenden tödlichen Unfall von Howies Mutter am Exit 52 dazu. Howie denkt darüber nach, wie die Menschen um ihn herum ihm von genau dieser Strasse weggenommen werden, die ihn mit der Welt draußen verbindet. Sie steht als Metapher für einen Jungen in den Fängen der Adoleszenz, jemand der in die erschreckende Welt der Erwachsenen geschickt wird, ohne Rücksicht darauf, ob er bereit dafür ist oder nicht.

Sie haben bisher als Regisseur von Werbefilmen und als Fotograf gearbeitet. Wo liegt ihre ursprüngliche Inspiration zu diesem Film?

MC: Ich denke, die offensichtlichere Inspiration liegt in meiner eigenen Kindheit auf Long Island, aber der eigentliche Grund liegt darin, dass ich einen Film machen wollte, der den Menschen emotional und psychologisch nahe geht. Diese Art Filme hat bei mir immer irgend etwas hinterlassen und ich wollte schon immer etwas in dieser Art schaffen. Mein eigenes Aufwachsen dort war ziemlich unspektakulär. Ich war in einer Clique und wir trieben allerlei Unfug, aber ich interessierte mich mehr für Bücher und Filme und trug die ganze Zeit einen Fotoapparat mit mir herum. Ich war viel extrovertierter als Howie. Es gab da einen Mann wie Big John in der Gegend, der mit einem Lieferwagen aufkreuzte und den wir 'den aufgeblasenen Mann' nannten. Ich dachte aber erst nach Jahren wieder an ihn, als ich mit Steve Ryder am Drehbuch zu arbeiten begann. Jeder wusste, dieser Typ ist irgendwie gefährlich, aber ganz vieles entsteht auch durch die wilde Einbildungskraft von Kindern. Steve Ryder brachte die Idee ein, Big John sei ein Ex-Marine.

Wie kamen Sie und Steve Ryder zusammen, um diesen Film zu schreiben?

MC: Wir lernten uns kennen, als ich im College war. Er war ein Freund meines Vaters, der ebenfalls Werbefilme machte. Steve arbeitete neben seinen Tätigkeiten als Schriftsteller, als Polizeireporter auch als Autor für die New York Daily News. Ich hatte in meinem Buch die Charaktere der Jungs bereits ziemlich detailliert ausgearbeitet und Steve konnte dafür die komplexe Vaterfigur Big John besser gestalten.

Die Beschreibung der Teenager erscheint sehr realistisch, ebenso das Leben in der Vorstadt. Wie sind Ihnen derart authentische Porträts gelungen?

MC: Dass ich selber in Long Island aufgewachsen bin, hat sicher damit zu tun. Ich wollte einen so realistischen Blick auf dieses Teenagerleben wie nur möglich. Es war aber überhaupt nicht so, dass ich monatelang das Leben dieser Jungs studiert hätte. Ich glaube, der Realismus hat mit dem Casting zu tun und mit dem Realismus, der entsteht, wenn man in der Nähe eines großen Highways dreht. Beim Vorsprechen der jungen Schauspieler bekam ich den Eindruck, das Geschriebene könnte tatsächlich funktionieren. Ich weiß nicht, ob eine genaue Kenntnis des Teenagerlebens damit etwas zu tun hat - wir alle wissen ja, wie das war - doch ich denke, wir haben außergewöhnliche Schauspieler gefunden und der Film funktioniert wegen ihnen.

Vororte sind im Gegensatz zu den Innenstädten die neuen Orte, mit denen man beim heutigen Publikum ein Gefühl für die Realität erzeugen kann. So wie Scorsese in den 70ern den Sound und den Geruch von New York benutzte, so suggeriert der Klang der Fernstrasse eine neue Art gemeinsamer Erfahrung. Das konstante Brummen des Verkehrs durchdringt jedes Quartier, jeder kennt diesen Ton und muss damit umgehen. Als einer aus der Vorstadt, der in die Stadt zog und zurückkehrte, um eine Familie zu gründen, kann ich sagen, dass Vorstädte nicht mehr nur Schlafstädte sind. Alles andere als das Zirpen der Grillen im Wind!

Filme wie AMERICAN BEAUTY und HAPPINESS beziehen viel von Ihrem dramatischen Potenzial aus der typisch suburbanen Gegend, in der sie spielen.

MC: Wer nicht in Vororten lebt, kann sich nicht vorstellen, dass diese Gemeinden, die sich ja per Definition um eine große Stadt gruppieren, nicht mehr von diesen Städten abhängig sind. Moderne Vorstädte haben ihren eigenen Wirtschaftsraum, ihre eigenen TV-Kanäle. Sie verfügen über eigene Kulturen, Rhythmen, eine eigene Ethik und Moral. Auch wenn er zwiespältig ist, so liebe ich den Vorort. Es ist ein wunderbarer Ort, um Kinder groß zu ziehen, es ist alles ziemlich eklektisch. Du hast alles: von der Mafia zum Künstler bis zum gewöhnlichen Büromenschen. Doch ist es bestimmt auch so, dass hinter jeder Tür eine eigene Geschichte passiert.

Wie haben Sie die Jungs gefunden?

MC: Unsere New Yorker Agentin Judy Henderson zeigte uns sehr viele Kids aus der Gegend. Paul Dano (Howie) stammt aus Connecticut und Billy Kay (Gary) stammt aus Huntington, Long Island. Judy hatte auch Linklaters SUBURBIA gecastet und ihre Kenntnis junger Talente aus der Region war von unschätzbarem Wert. Ich arbeite gern mit Kids. So gern sie auch Schauspieler sein wollen, sind sie es doch nie.

Wenn sie zu spielen versuchen, sind sie schlecht. Paul ist extrem klug, intuitiv und sensibel. Er kam als etwa Zweiter oder Dritter zum Vorsprechen. Da ich mit mindestens 600 rechnete, die ich mir ansehen sollte, sträubte ich mich zuerst gegen ihn, denn so einfach konnte es ja doch nicht sein! Meine Produzenten waren aus dem Häuschen und meine Frau drohte mit der Scheidung, wenn ich ihn nicht nähme. Alle dachten, er sei die ideale Besetzung.

Billy Kay sprach eigentlich für Howie vor, aber ich merkte sofort: Ich hatte meinen Gary. Er ist ein TIGER BEAT Typ. Schon beim Casting war er ein Klugscheißer, der perfekte Gary, ich finde ihn toll im Film.

Ich bin noch jetzt völlig hingerissen, wenn ich daran denke, wie viel Glück ich mit der Besetzung hatte. Auch während dem Dreh mussten die Sterne für uns gut gestanden haben. Es gibt doch diese Szene von Gary mit einer Python um den Hals. Wir drehten die Szene und ich kam nicht weiter, da bemerkte ich einen Zuschauer am Straßenrand, der eine Python trug. Ich bat ihn einfach, die Schlange um Billys Hals zu legen. Jeder Drehtag war voller kleiner Überraschungen.

Wie ist die Figur des Jungen zu verstehen, der mit seiner Schwester Sex hat?

MC: Als ich in Howies Alter war, hat es in meinem Quartier einen Jungen gegeben, der erzählte, er hätte Sex mit seiner Schwester. Ich wollte damit das Publikum wissen lassen, dass Kids halt einfach so sind. Sie finden das zwar blöd, haben aber keinen moralischen Blick darauf wie die Erwachsenen. Diese Szene zeigt auch, dass Gary zwar noch ein Junge ist, aber doch schon etwas mehr über Sex weiß.

Obwohl Ihre Kinder noch lange keine Teenager sind: Hat die eigene Vaterrolle Sie im Formen der Rolle des Vaters im Film beeinflusst?

MC: Ich denke, ich sehe beide Aspekte der Beziehung zwischen Vater und Sohn. Ich kann beide, Marty und Howie, verstehen. Eltern machen Fehler, und wie viele Väter bin ich von meiner Arbeit absorbiert. Es ist einfach zu verstehen, wie Kinder sich fühlen, wenn ihre Eltern keine Zeit für sie haben. Marty ist wie viele Vorstadt-Typen: Er verliert sich im Geldverdienen und versucht den Schein zu wahren, der Erfolgsdruck ist in der heutigen Welt außerordentlich. Ich sehe ihn als Opfer der Umstände.

Martys Haus hat einen sehr spezifischen Look.

MC: Ich wollte den sterilen, Obere-Mittelklasse-Look der 80er Jahre, als die Wirtschaft florierte und Leute wie Marty mit Geld um sich warfen. Ich suchte einen scharfen Kontrast zwischen diesem Haus und dem Zuhause von Big John, wollte ganz spezifische gegensätzliche Qualitäten. Big Johns Wohnung ist ja ganz im Stil der 70er Jahre eingerichtet, exzentrisch, eklektisch und geheimnisvoll.

Was können Sie über Brian Cox erzählen, der Big John spielt?

MC: Ich kann ihn nicht genug loben. Er ist ein großartiger Schauspieler, mit ihm zusammen zu arbeiten war ein Vergnügen. Für mich geht es bei der Figur des Big John hauptsächlich um unterdrückte Schuldgefühle. Er ist nicht nur einfach bösartig oder ausbeutend, wie man das von einem Mann, der Jungs mag, erwarten würde. Er weiß, dass seine Veranlagung problematisch ist. Es ist entscheidend, dass das Publikum zu Big John einen Draht findet, ihn vielleicht sogar sympathisch findet. Als ich für die Rolle an Brian dachte, schaute ich mir Michael Manns MANHUNTER an, in dem er den ersten Hannibal Lector spielt, und ROB ROY, in dem er einen Speichellecker spielt, dem von Jessica Lange die Kehle aufgeschlitzt wird.

Als ich Brian zum ersten Mal traf, wusste ich, dass er die Rolle begriffen hatte, als er mir sagte, dass er von Big Johns väterlicher Seite fasziniert sei. In meinen Momenten des Selbstzweifels hat mich Brian immer unterstützt und mir geraten, dem Skript und dem Material zu vertrauen. Er ist unglaublich belesen, hat schon selber Regie geführt und seine Kommentare waren immer sehr wohl überlegt.

Die Beziehung zwischen Howie und Big John bewegt sich auf einem schmalen Grat.

MC: Ich arbeitete stark daran, sicherzustellen, dass Big Johns Absichten andauernd verwischt werden. Howie weckte einen väterlichen Instinkt in Big John, was seinem sonstigen Verhalten widerspricht. Aber wir wissen nie genau, wohin das Ganze führt. Das fand ich immer spannend und zugleich beunruhigend. Howie weiß, dass er sehr viel Macht über Big John besitzt, und als Big John diese Macht anerkennt, gibt er Howie auch Kraft, gerade als er sie am nötigsten hat. Wir sehen das, wenn Howie das Gedicht von Walt Whitman rezitiert. Ich finde das ist die intimste Szene des ganzen Films.

Ich denke, Paul und Billy, die Howie und Gary spielen, könnten in diesem Film entdeckt werden, vergleichbar mit den Jungs in Rob Reiners STAND BY ME vor 15 Jahren.

MC: Ich hoffe es, denn ich finde die beiden ganz erstaunlich. Auch wenn jener Film mehr über eine Gruppe von Jungs ist und L.I.E. von einem einzelnen und seiner Umgebung erzählt. STAND BY ME hatte eine Ehrlichkeit, die ich bewundere, aber eine eigentliche Vorlage war dieser Film nicht. Ich mag Filme, welche die Menschen ihre vorgefassten Meinungen hinterfragen lassen, Filme, die über den Kinobesuch hinaus nachwirken." (3 Sat)

General Information

Long Island Expressway is a motion picture produced in the year 2001 as a USA production. The Film was directed by Michael Cuesta, with , Bruce Altman, Brian Cox, , , in the leading parts. There are no reviews of Long Island Expressway available.

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