«Viele halten Kubricks Beitrag zum Horrorgenre für den besten Schocker überhaupt – wohl niemals ist ein Stephen-King-Roman sorgfältiger und verrückter umgesetzt worden. Um in Ruhe ein Buch schreiben zu können, übernimmt ein Autor einen Hausmeisterposten und zieht mit seiner Familie in ein verschneites Hotel. Dort spukt es, die Gespenster der Vergangenheit setzen sich in seinem Kopf fest und lassen ihn Amok laufen.
Unvergessen:
Der durchgedrehte Jack schlägt mit der Axt die Badezimmertür ein, um seine Frau umzubringen und kreischt dabei "Hiiiiiier kommt Johnny!" » (Cinema, 2000)
«In "The Shining" erzählt Perfektionsfanatiker Stanley Kubrich einmal mehr die Geschichte eines Verlierers, der auf der Suche nach dem Paradies in der Hölle landet. Jack Nicholson spielt einen dem Wahnsinn verfallenen Schriftsteller, der als Hausmeister eines für den Winter geschlossenen Berghotels in Colorado seine Frau und seinen zu außersinnlichen Wahrnehmungen fähigen sechsjährigen Sohn umzubringen versucht. Sowohl mit platten wie subtilen Mitteln schafft Kubrick eine Atmosphäre nackten Terrors, der jäh aus der scheinbaren Normalität einer alltäglichen Situation hervorbricht, wobei die Grenzen zwischen Wirklichkeit, Wahn und Vision fließend ineinander übergehen: Klassischer Horror in moderner Umgebung.
"Shining" erzählt nur dem äußeren Anschein nach vom labilen Verstand des Jack Torrance, der durch den Einfluß des leerstehenden, schneeverwehten Overlook-Hotels zerbricht, in dem sich früher "schreckliche Dinge" abspielten: Nicholsons zu Anfang schamlos überzogenes Spiel verweist bereits darauf, daß er nicht wie im Roman Opfer, sondern reinkarnierte Quelle des Bösen ist. Die Schlußsequenz bestätigt das: Nachdem der hellseherische Knabe Danny seinen axtschwingenden Vater in ein verschneites Heckenlabyrinth gelockt hat und dieser dort jämmerlich erfriert, fährt die Kamera auf ein Schwarzweißfoto in der Hotelhalle zu. In der Mitte des sechzig Jahre alten Bildes kann man Jack Torrance erkennen, aufgemacht als Al Capone.» ("Der Phantastische Film" von Rolf Giesen, Ebersberg 1983)