In "Beim ersten Mal" geht es wieder um Sex, allerdings steht er hier nicht am Ende, sondern am Anfang allen Leidens. Die aufstrebende Moderatorin Alison (Katherine Heigl) zieht nĂ€chtens um die HĂ€user, um eine Beförderung zu feiern und stĂŒrzt dabei mit Ben (Seth Rogen) ab. Ben sieht aus wie ein fleischgewordener TeddybĂ€r, kifft ganz gerne und will mit seinen HĂ€nger-Kumpels eine Website aufziehen, auf der man nachschlagen kann, welcher Star in welchem Film wie nackt zu sehen ist. Nachdem Ben beim FrĂŒhstĂŒck fröhlich verkĂŒndet, gerade gereihert zu haben und Alison indigniert die Flucht antritt, mĂŒsste das inkompatible Paar mit seiner gemeinsamen Zeit am Ende sein. Nur: Alison ist schwanger und entscheidet sich fĂŒr das Kind und den Versuch, mit Ben eine funktionierende Familie aufzubauen.
Judd Apatow hat aus der arg konstruierten Konstellation Slacker trifft Karrierebarbie vor allem einen Film ĂŒber die TĂŒcken des Erwachsenwerdens und Beziehungslebens gemacht. Als Negativbeispiel stehen im Film Alisons Kontrollfreak-Schwester Debbie (Apatows Ehefrau Leslie Mann) und deren Mann Pete (Paul Rudd) parat, die eine Beziehung zwischen offenem Misstrauen, Fluchtversuchen und kaum verhohlener Aggression fĂŒhren. Beide Seiten versuchen teilweise mit Gewalt, ihre verlorene Jugend und Freiheit zurĂŒckzugewinnen.
"Beim ersten Mal" entwickelt aus dieser traurigen Sehnsucht seine komischsten Szenen: Debbie pöbelt einen Disko-TĂŒrsteher an, der die MĂ€dels nicht reinlĂ€Ăt, weil sie zu alt und zu schwanger seien. Zeitgleich rasten Ben und Pete randvoll mit halluzinogenen Pilzen im Cirque du Soleil in Vegas aus â einer Aktion, die sich anfĂ€nglich noch nach dem ultimativen Buddy-SpaĂ anhörte. Stattdessen geht es reumĂŒtig zurĂŒck zum Kindergeburtstag.
Judd Apatow zeigt in diesen Momenten echtes Talent, lebendige Figuren zu entwerfen und sich ĂŒber ihre alltĂ€glichen Sorgen mit einem liebevollen Blick herzumachen. Die Geschichte von Ben, der vom DurchhĂ€nger nach manch umgangener FuĂangel zum angehenden Vorzeigepapa reift, ist so konservativ wie rĂŒhrend. Parallel hĂ€lt Apatow allerdings weiter stolz die Fackel des Brachialhumors hoch: Mit den als Gag gedachten Einblicken in den Geburtsvorgang dĂŒrfte "Beim ersten Mal" im Mainstreamkino Neuland betreten haben. In solchen Momenten erinnert man sich daran, dass Judd Apatow auch der Produzent debiler FilmspĂ€Ăe wie "Ricky Bobby - König der Rennfahrer" ist. Auch dieser Film war in Amerika immens erfolgreich.» (Gunnar Mergner, www.br-online.de)