Dies ist nur der Auftakt zu einem ebenso verwickelten wie unterhaltsamen Spaß, den sich die Brüder Joel und Ethan Coen (Fargo, USA 1996; No Country for Old Men, USA 2007) mit dem amerikanischen Schönheitswahn, Hollywoods Starkino und den Erzählkonventionen des Thrillers erlauben. Gelegentlich spekulieren sie dabei in ziemlich schamloser Manier auf die Schadenfreude des Publikums, doch haben sie ihrem Film gleichzeitig eine zweite Ebene eingezogen, die ihn für die filmpädagogische Arbeit interessant macht. So werden mit den Images der männlichen Hauptdarsteller die Mechanismen der modernen Götzenbildung lustvoll bloßgestellt: John Malkovich spielt einen krankhaften Narziss, Brad Pitt einen dümmlichen Schönling, und George Clooney gibt sich als erbärmlicher Schwerenöter freimütig der Lächerlichkeit preis. Dem von Hollywood beförderten Kult des Oberflächlichen ist auch die tragikomische Litzke-Figur mit ihrem Wunsch nach chirurgisch herbeigeführter Glückseligkeit erlegen. Passend dazu sucht man innere Werte bei beinahe sämtlichen Figuren des Films vergeblich.
Ein zweites großes Thema des Films sind die erzählerischen Konventionen des sogenannten Paranoia-Thrillers, in dessen Zentrum meist die Entdeckung einer Verschwörung steht. Dieses Subgenre stellt die staatlichen Geheimdienste in der Regel als allwissende Macht dar, der nichts verborgen bleibt. Genau dieser Aspekt wird in der Eröffnungssequenz mit der souveränen Vogelperspektive aufgegriffen und dann in regelmäßigen Zwischenspielen persifliert: In diesen hält ein CIA-Mann seinen Abteilungsleiter über die von Außen betrachtet höchst verwirrenden Ereignisse auf dem Laufenden. Am Ende müssen sich beide eingestehen, dass sie nicht wissen, was vorgegangen ist, und klappen die Akte erleichtert, aber ratlos zu. Das ist die letzte Pointe eines an Pointen reichen Films: Angesichts der menschlichen Hybris muss sogar der amerikanische Geheimdienst die Waffen strecken.» (Michael Kohlee in www.kinofenster.de)
«Mit ihrer herrlichen Spionage-Farce kehren die Coen-Brüder nach dem harten Neo-Western «No Country for Old Men» zum genialen Aberwitz zurück. «Intelligenz ist relativ», sagen sie - und das gilt im Besonderen für die Mitarbeiter der «Central Intelligence Agency». Zwei beschränkte Fitnesstrainer (Frances McDormand und ein wunderbar tumber Brad Pitt) finden eine Disc mit den vermeintlich brisanten Memoiren des gefeuerten CIA-Mitarbeiters «Ozzie» Cox (John Malkovich), dessen Frau (eiskalt: Tilda Swinton) sich derweil mit ihrem Geliebten, dem hypochondrischen Verwaltungsbeamten Harry (George Clooney) vergnügt. In diesem immer bizarrere Verwicklungen hervorbringenden Reigen, in dem jeder mit jedem Sex zu haben scheint, ist eins von Anfang an klar: Niemand hat jemals einen Durchblick, nichts ergibt Sinn - und das ist das Schöne daran. Ein würdiger Abschluss (nach «O Brother, Where Art Thou?» und «Intolerable Cruelty») dieser von Clooney so genannten «Trottel-Trilogie» der Coens.» (owd. in NZZ Ticket)
«Nach der düsteren, oscargekrönten Western-Moritat «No Country For Old Men» verblüffen die Brüder Ethan und Joel Coen mit einer leichtfüssigen schwarzen Spionagekomödie über Geheimagenten, Sexbesessenheit, Geldgier und Fitnesswahn. Dabei machen sich Stars wie George Clooney, Brad Pitt, John Malkovich, Frances McDormand und Tilda Swinton gerne «zum Affen»: Man spürt, wie viel Spass es ihnen gemacht haben muss, «lauter Schwachköpfe» zu spielen, wie es die Coens verlangten.» ((St. Galler Tagblatt)