Odna


Szenenfoto aus dem Film 'Odna' © Sojuzkino, Freunde der Deutschen Kinemathek,


Produkce: Freunde der Deutschen Kinemathek USSR - Sovjet Union, 1931
Szenenfoto aus dem Film 'Odna' © Sojuzkino, Freunde der Deutschen Kinemathek, , Archiv KinoTV
Ředitel: Grigorij Kozintsev, Leonid Trauberg
Náměstek Ředitel: Sergej Gerasimov
Napsal: Leonid Trauberg
Kamera: Andrej Moskvin
Hudba: Dmitrij Shostakovich
Architekt: Jevgenij Jenej
Herci: Jelena Kuzmina [Jelena], Pjotr Sobolevskij [Petja], Sergej Gerasimov [Dorfsovjet], Sergej Gerasimov [Frau des Dorfsovjet], Sergej Gerasimov [Ein reicher Kulak], Janina Zhejmo [Eine junge Frau], Boris Chirkov [Telefonierender]
Kategorie: Hraný film
Technické Formát: 35 mm, 1:1,37 - černý a bílý film,
Zvukový systém: Mono
Premiéra: 10. říjen 1931 in UdSSR
Vorhandene Kopien: Unvollständige Kopien des Films existieren
Distribution: Boris Chirkov


Deutscher Titel: Allein
Englischer Titel: Alone
Französischer Titel: Seule
Italienischer Titel: Sola
Russischer Titel: Одна

Synopse (v němčině)
Das Leben der jungen Lehrerin Jelena Kusmina könnte so schön sein in Leningrad, wäre sie nicht unerwartet ins ferne Altai-Gebirge abberufen, um dort den Kindern Lesen und Schreiben beizubringen. Zunächst protestiert sie gegen diesen Einsatz, tritt dann aber ihren Schuldienst bei den Schafzüchtern im Altai an. Jelena ist schnell bei den Kindern beliebt, nicht aber bei dem alten Bay, der zusammen mit dem korrupten Dorfsowjet illegalen Viehhandel im Dorf betreibt. Als Jelena droht, die Machenschaften der beiden Männer aufzudecken, wird sie Opfer einer Intrige des alten Bay und im Schnee ausgesetzt. Fast wäre sie erfroren, hätten die Dorfbewohner sie nicht nach langer Suche gefunden. Es kommt zum Aufstand. Die Hirten setzen den Dorfsowjet ab und organisieren ein Flugzeug, das Jelena in ein Krankenhaus bringt. Sie verspricht zurückzukommen, die Hirten winken dem Flugzeug dankbar hinterher. (arte Presse)

Recenze (v němčině): "Nach ihrem Abschluss an der Universität hat Jelena grosse Pläne: Als Lehrerin will die junge Leningraderin den Kindern ihrer Stadt jene Bildung angedeihen lassen, die das Sowjet-Reich stark und erfolgreich machen soll. Auch ihre eigene Zukunft hat sie geplant, denn nicht nur ihr Freund will schon lange eine Familie gründen. Doch die Funktionäre haben anders über Jelenas Karriere entschieden: Als ledige Lehrerin soll sie ins tausende Kilometer entfernte Altai-Gebirge versetzt werden, um dort den Kindern der Ziegenzüchter lesen und schreiben beizubringen. Für Jelena bricht eine Welt zusammen. Doch dann zerreisst sie den erwirkten Einspruch, denn schliesslich haben auch die Dorfbewohner einen Anspruch auf Bildung, und sie selbst will die Letzte sein, die dem System im Wege steht. Also vertröstet sie ihren Freund und macht sich auf die lange Reise nach Sibirien.

Grigori Kosinzews und Leonid Traubergs Drama aus dem Jahr 1931 ist die politisch höchst engagierte Fiktionalisierung eines zeitgenössischen Zeitungsartikels über eine Lehrerin, die halb erfroren im Schnee gefunden wurde und nur dank einer beherzten Rettungsaktion mit einem Flugzeug überleben konnte. Um diesen „Actionplot“ spinnt Co-Regisseur und Drehbuchautor Leonid Trauberg die Geschichte einer engagierten Frau, deren naiver Glaube an das System desillusioniert wird. Inmitten der mächtigen und einsamen Gebirgszüge des Altai erkennt sie, dass die politischen Utopien der grossen Städte hier anders interpretiert werden. Als Fremdkörper muss sie nicht nur um Anerkennung und Freundschaft kämpfen, sondern auch einsehen, dass das Gemeinwohl hier nicht die Motivation der „Machthaber“ ist. Der träge Dorfsowjet macht mit dem reichen Grundbesitzer Bay gemeinsame Sache, wenn es um die Ausbeutung der besitz- und rechtlosen Landbevölkerung geht. Jelena sieht zunächst machtlos zu, wie die Kinder aus ihrer Klasse zum Ziegenhüten abkommandiert werden. Als aber Bay die Ziegenherde – gleichsam Arbeits- und Lebensgrundlage des Dorfes – als Schlachtgut zugesprochen wird, begehrt sie zum Wohle der Bauern auf und erfährt erstmals Unterstützung. Doch die Beseitigung der „Aufsässigen“ wird in den Reihen des Kulak bereits geplant: Jelena soll im ewigen Schnee der Berge erfrieren. Ausgerechnet der dramatische Höhepunkt, der Überlebenskampf der in den Bergen ausgesetzten Jelena, ist jene Passage, die auch nach der aufwändigen Rekonstruktion des Films durch das russische Filmarchiv 1966 bislang als verschollen gilt.

Dem Drehbuch entnommene Texttafeln geben an Stelle der Bilder wider, was der Showdown des Dramas hätte sein sollen. Dass „Odna“ in dieser Phase nie an Spannung verliert, liegt an der 2003 vollendeten Ergänzung: die bis auf wenige Takte wieder hergestellte Originalmusik Dimitri Schostakowitschs, die als narratives und emotionales Handlungselement die Geschichte parallel zu den Bildern erzählt und Einsamkeit, Verzweiflung und Kälte in einen aufbrausenden Korpus von Streichern und Bläsern überträgt. 14 Jahre bevor Miklos Rozsa mit dem Theremin „Ich kämpfe um dich“ (fd 1647) in eine albtraumhafte Stimmung tauchte, benutzte Schostakowitsch die irisierenden Modulationen des elektro-magnetischen Kondensators, um die Unwirklichkeit der Situation deutlich zu machen. Der Komponist schrieb bis kurz vor seinem Tod neben klassischen Konzerten und Opern mehr als 30 Filmmusiken und betrachtete zeitlebens die Arbeit für den Film als eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, um damit an wirklich wichtigen Werken zu arbeiten. Dass er dennoch an seinen „minderwertigen“ Notaten Gefallen fand, beweisen viele Motive, die aus den Filmpartituren in seine „E“-Musik Einzug gehalten haben. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass Musikwissenschaftlern die Vervollständigung der nur noch fragmentarisch überlieferten Partitur gelang.

Zwar gelten die Musiken zu „Die Stechfliege“ (1955) oder „King Lear“ (1969) nach wie vor als Schostakowitschs prägnanteste Filmwerke, doch die Musik für „Odna“ hat einige einzigartige Passagen, die dem zunächst als Stummfilm konzipierten, dann mit Tonpassagen „aufgewerteten“ Film unvergessliche Augenblicke verleihen. Es sind weniger die burlesken Arien, die grossstädtische Idylle vorgaukeln, oder die sentimentalen Hymnen an die Vergangenheit, als vielmehr die zurückgenommenen Harmoniesoli – die pastoralen Hintergründe für die öden Steppen des Altai-Gebirges und seiner Bewohner. Wenn Jelena, eingeleitet durch archaische Obertongesänge, an ihrem Bestimmungsort ankommt, nacheinander über Minuten hinweg das Fagott und die Klarinette in elegischer Monotonie die Szenerie begleiten und sie schliesslich, unter einer aufgespiessten Pferdemumie stehend, ein fatales „Allein!“ verinnerlicht, dann manifestiert sich hier ein grossartiger Moment Film(musik)geschichte." (Jörg Gehrle, Quelle: film-dienst Nr. 23 vom 11. November 2004)
Obecné připomínky (v němčině): * Entstehung des Films

ODNA liegt ein Zeitungsartikel einer spektakulären Rettung einer Dorflehrerin zugrunde, die sich im Schnee verirrt hatte und die auf Veranlassung der Regierung mit einem Flugzeug ins Krankenhaus transportiert wurde. Diese Geschichte war die Basis für Kosinzews & Traubergs Szenario voll aktueller politischer Themen Ende der zwanziger Jahre in der Sowjetunion: die Bildungskampagne in den entlegenden Regionen, die Modernisierung des täglichen Lebens, sowie der Kampf gegen die Kulaken, die als Klassenfeinde galten und jahrelang Opfer blutiger Säuberungsaktionen wurden. Mit dem ersten Fünfjahresplan (1928-1932) sollte gerade in den unterentwickelten Regionen der Föderation eine neue Welt erschaffen werden mithilfe von Elektrizität, Bildung, Gesundheits-fürsorge und organisierten Arbeitseinsätzen. Die Filmproduktion hatte diese Aufbauarbeit konstruktiv zu begleiten.

Der Film entstand in Leningrad und im Altaigebirge, viertausend Kilometer südöstlich von Leningrad. Die Bewohner der Siedlung, in der gefilmt wurde, spielen ihr Leben inmitten ihrer natürlichen Umgebung und mit ihren kultischen Traditionen, so daß der Film an sich schon ein hochinteressantes ethnographisches Dokument darstellt. Kosinzew & Trauberg strebten nach größtmöglichem Verismus, drehten an Originalschauplätzen und ließen die Hauptdarstellerin unter ihrem realen Namen Jelena Alexandrowna Kusmina auftreten. Mit ihr stand eine der größten Schauspielerinnen des sowjetrussischen Kinos der 20er und 30er Jahre vor der Kamera; sie wirkte schon in Das neue Babylon (1929) an der Seite ihres Mannes Pjotr Sobolowski (1904-1977) mit.


* Subversiver Kinoerfolg

Über seine Protogonistin sagt Gregori Kosinzew: „ Der Mensch, der sich gegen Gewalt erhob, war immer unser Held. In ODNA bemühten wir uns, den Edelmut in der Arbeit eines Lehrers zu zeigen, den Widerwillen, sich mit dem jahrhundertealten Winterschlaf abzufinden. Wir waren diesem unscheinbaren Mädchen in Filzstiefeln und dem unkleidsamen Bauerntuch unendlich zugetan, dieser Dorflehrerin, die das Recht der Kinder auf Licht und Wärme verteidigte. Dieses ungewöhnliche Mädchen erschien als die wahre Heldin, als ein Mensch der neuen Gesellschaft.“

Der Film war nach seinem Kinostart im Jahre 1931 international ein großer Erfolg und lief auch in den USA. Mitte der 30er Jahre wurde er aus dem Verleih genommen. ODNA fiel unter das Verdikt des Kulturpessimismus genau in den Jahren, als Stalin seinen Vernichtungskampf gegen die politische und gesellschaftliche Opposition einem ersten verheerenden Höhepunkt zuführte. Den Regisseuren wurde ‚Defaitismus‘ vorgeworfen und die ‚leidenschaftliche Vorliebe für Dramatik‘. Unzweifelhaft weicht ein Film wie ODNA von der Linie der Sowjetideologie ab – nicht nur darin, daß er den Dorfsowjet als korrupte Gestalt darstellt, sondern auch in der Hinsicht, als er eine junge engagierte Frau isoliert in einer feindseligen Umgebung zeigt und von ihrer inneren Befindlichkeit erzählt.

Schon der Filmtitel ist Programm: ODNA – ALLEIN – verweigert jede Idealisierung des Alltags im Sozialismus, sondern wirft einen skeptischen Blick in die inneren Mechanismen der neuen Gesellschaft. Das Publikum konnte sich mit Jelena identifizieren, schon zu Beginn des Films, wenn sie sich weigert, dem Einsatz-Befehl im Altai nachzukommen. Sofort wird sie im Volkskommissariat als unzuverlässiges Individuum aussortiert. Ihre Vorgesetzte ist unzweideutig nach Lenins Witwe Nadeschda Krupskaja (1869-1939) modelliert. Die Zuschauer sehen lediglich den Hinterkopf dieser Frau, mit einem Knoten im Haar: der totalitäre Staat hat kein Gesicht, wohingegen Jelenas Gesichts fortwährend in Großaufnahme zu sehen ist.

* Die Musik zum Film: Schostakowitsch op. 26

Für diesen unorthodoxen Film (gedreht 1930 als Stummfilm) entstand eine ebenso außer-gewöhnliche Musik mit einem raffinierten Instrumentarium: Schostakowitsch schrieb für grosses Orchester und Sänger, Obertongesang, Orgel und Theremin, ein elektro-magnetisches Instrument, das hier zum ersten Mal bei einem Film eingesetzt wird. Die Partitur bestand aus 44 einzelnen Stücken, wie eine Oper aus dem achtzehnten Jahrhundert. Das Tenorsolo „Kakaja goroschoja / Was werden wir glücklich sein!“ wurde bekannt und durchzieht wie ein ironisches Leitmotiv den ganzen Film. Schostakowitsch hatte die Partitur bereits vollendet, als ODNA zum Tonfilm und ‚klingenden Stummfilm‘ umgearbeitet wurde. Zu Schostakowitschs Musik trat eine nicht uninteressante Montage bruitistischer Geräusche, die vor allem den Alltag in der pulsierender Metropole Leningrad illustrieren, und eingesprochener Textpassagen, die sehr eindrucksvoll die kollektive Disziplinierung vorführen. Musik und Geräusche kommentieren die Handlung, quasi als eine Stimme des Autors. Für dieses neue Ton-Konzept mußte Schostakowitsch nahezu alle Stücke verändern. Aufgenommen wurde die Musik für die überlieferte Tonfilm-Fassung 1931 unter der Leitung von Dirigent Nikolai Rabinowitsch.


* Zerstört & restauriert

Ob es nun den damaligen Aufnahmebedingungen zuzuschreiben ist, oder der verlustreichen Über- lieferung des Films, dessen gesamte Original-Negative bei der Belagerung von Leningrad durch die deutsche Wehrmacht verbrannt sind – der überlieferte Ton vermittelt kaum einen adäquaten Eindruck vom Klangspektrum der Originalkomposition und der innovativen Behandlung der Film- Musik. Dabei gilt ODNA als eine „der suggestivsten Filmmusiken Schostakowitschs, sie reicht vom ‚schrägen‘ Frühstil ... bis zur extrem sparsam instrumentierten, nachdenklichen bis elegischen Beschreibung einer Landschaft, die in Wahrheit Seelenlandschaft ist – wie überhaupt der ganze Film als ein erstes Experiment des sowjetischen Kinos gilt ...“ (Thomas Rübenacker im CD-booklet der ersten Wieder-Einspielung von 1996) .

Darüber hinaus ist der vorletzte sechste Akt des Films verschollen, das Musikmaterial hat sich jedoch zu zwei Dritteln als Blattmaterial erhalten.So eröffnet die nun vorliegende Rekonstruktion der gesamten Musik und deren Einspielung zum Film nach Jahren wieder einen authentischen Eindruck der kongenialen Leistung von Schostakowitsch und Kosinzew & Trauberg. Wie die vorbereitende Recherche ergeben hat, sind von den 44 Musik-Stücken, die im Film auszumachen sind, 29 Stücke im Gesamtwerk von Schostakowitsch erhalten, z.T. publiziert unter fremden Titeln oder umgearbeitet zu anderen Stücken und Suiten. Die 15 fehlenden Nummern wurden nach Gehör von Mark Fitz-Gerald (und einige von Nic Raine) ergänzt, vorbereitet von dem holländischen Musikhistoriker Theodore van Houten und unter Supervision des polnischen Komponisten und Schostakowitsch-Biographen Krzysztof Meyer.

Das Fragment mit dem mongolischen Obertonsänger wurde vom Musikethnologen Mark van Tongeren geschrieben. Zugrunde lag eine historische Aufnahme, auf der Schostakowitsch einen Horneinsatz spielen liess. Wichtige Stücke der Partitur fehlten am Schluss des Films, dem emotionalen Höhepunkt der Orchestermusik. Als Krzysztof Meyer sich die überlieferte (unvollständige) Tonfassung des Films ansah, entdeckte er, dass dieses Fragment in Schostakowitschs Ballett „Der Klare Bach“ (op. 39) als Ouvertüre wieder verwendet worden war.

Die neue Einspielung, entstanden in Zusammenarbeit zwischen ZDF/ARTE, dem Schweizer Fernsehen und der niederländischen Stiftung ‚Film in Concert‘, führt die bisherigen Rekonstruktionsversuche von Film und Musik um entscheidende Schritte weiter und stellt die bislang vollständigste Wiederaufführung von Film und Musik dar (vgl die CD mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Mikhail Jurowski, sowie die erstmalige Restaurierung des Films in den 60iger Jahren im Staatlichen Russischen Filmarchiv Gosfilmofond).» (arte Presse)


References in Databases
IMDb - International Movie Data Base Nr. tt0022215
KinoTV Database Nr. 25136


Last Update of this record 12.08.2011
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