Sonnenstrahl |
Französischer Titel: Gardez le sourire
Italienischer Titel: Viva la vita
Vélemények (német): (...)Die Welt macht Film: Wochenschauen künden von gesellschaftlichen Ereignissen und gefährlichen Zwischenfällen, von Arbeitslosigkeit weltweit – und damit sind wir bereits in Wien, anno 1933, bei einer Schlange Wartender, denen schließlich beschieden wird, dass ihre Arbeitssuche für heute erfolglos bleiben wird.
Einer fasst daraufhin einen Entschluss: Er schreibt ein paar Zeilen, will sein Leben beenden, da springt eine junge Frau vor ihm ins kalte Wasser und der Mann hinterher. Die fünfzig Schilling, die ihm die Gemeinde danach für die Rettung ausbezahlt, werden zum Startkapital umgewertet. Der Mann (Gustav Fröhlich) und die Frau (Annabella) bleiben zusammen, schlagen sich als Kleinstunternehmer und Tagelöhner durch. Bis ihnen schließlich, in neuerlicher Not, der Zusammenhalt ihrer neuen Nachbarn im Friedrich-Engels-Hof endgültig die Basis gibt für einen hoffnungsvollen Start in die Zukunft.
Sonnenstrahl heißt der Film von Paul Fejos, der diese Geschichte erzählt. Eine lichte Sozialutopie, ein Märchen von der Solidarität in den modernen Städten, das gleichwohl ein sehr präzises Bild von Lebensumständen gibt: Sechzig Groschen kostet ein Kamm, 1,20 Schilling ein großes Stück Seife, für zehn Schilling pro Woche ist ein möbliertes Zimmer zu mieten, mit siebenhundert Schilling ist der Kaufpreis für ein eigenes Taxi anbezahlt.
Sehnsuchtsräume
Abgesehen davon haben die Konsumgüter jedoch auch einen imaginären Mehrwert, den sich Hans und Anna in kleinen, tänzerischen Momenten spielerisch anverwandeln: Im Reisebüro mimen sie Touristen in Paris, Venedig oder Davos, im Kaufhaus verlieren sie sich träumend in einer Stranddekoration – die Kündigung als Reinigungskräfte folgt auf dem Fuß.
Fejos hält beständig die Balance zwischen der Realität und den Sehnsüchten und Potenzialen, die sie in sich birgt.(...) (Isabella Reicher, DER STANDARD, 15.10.2004)