Wie sich das Kino rächt |
Deutscher Titel: Wie sich der Kientop rächt
Remarks and general Information in German: "WIE SICH DAS KINO RÄCHT ist ein Zeugnis der Kinoreformbewegung. Professor Moralski, dem Helden, werden in den Zwischentiteln Sätze in den Mund gelegt, wie sie in den Schriften der Bewegung tatsächlich nachzulesen sind: "So wird unser Volk vergiftet durch Schlammströme der Unmoral, die der Kinematograph jeden Abend über sein Publikum ergießt."
WIE SICH DAS KINO RÄCHT gehört zu den frühesten Filmen, die ›Film im Film‹ zeigen, in denen die Branche sich selber darstellt. Die aufklärende Kraft des Mediums stellt sich an der Doppelmoral des Bildungsbürgers dar, der es bevormunden will. - Eine Schauspielerin soll die Gelegenheit eines Kongresses zur "Bekämpfung der Kinematographie" benutzen, um den ohne Gattin reisenden Professor Moralski zu verführen. Ein Aufnahmeteam begleitet sie in das Seebad, den Ort der Tagung, um den Seitensprung des Professors dokumentarisch festzuhalten. Der Plan gelingt. (Heide Schlüpmann) / filmarchiv.at
"(...) Der unerschütterlichen Systemtreue des Mainstream, vor allem durch die Messter-Produktion gekennzeichnet, steht eine Reihe von Einzelfilmen, aber auch von eigenwilligen Persönlichkeiten gegenüber, die zur Ehrenrettung der frühen deutschen Filmkomödie anzuführen sind. WIE SICH DAS KINO RÄCHT (Gustav Trautschold, 1912) ist ein Film von programmatischer Polemik. Ein besonders gefürchteter Zensor wird von Filmleuten geleimt: Eine junge Schauspielerin macht sich an ihn heran, und die versteckte Kamera filmt den Sittenwächter in flagranti. Eine trickreich arrangierte Filmvorführung entlarvt den amtlichen Heuchler coram publico. Mit bemerkenswertem Selbstbewußtsein verteidigt hier das neue Medium das Recht auf die Freiheit des Bildes, indem es den biederen Entlarvungsgestus aufgreift und gegen seine Urheber wendet. Der Verdacht liegt nahe, daß Hanns Kräly, einer der Darsteller, uncredited auch am Buch beteiligt war. Kitty Derwall, die freisinnige Aktrice dieser Verführungskomödie, reiht sich in einen langen Reigen von Frauenrollen ein, deren durchaus emanzipatorischen Charakter Heide Schlüpmann in ihrer Studie "Die Unheimlichkeit des Blicks" hinlänglich gewürdigt hat." (Thomas Brandlmeier, Frühe deutsche Filmkomödie, 1895-1917, in Cinegraph.de, filmmaterialien 10)
Bibliography Thomas Brandlmeier, Frühe deutsche Filmkomödie, 1895-1917, in Cinegraph.de, filmmaterialien 10