The Hunting Party | ![]() |
Deutscher Titel: Hunting Party - Wenn der Jäger zum Gejagten wird
Riviste (in Tedesco): «Gäbe es einen Preis für den Film mit den wahnwitzigsten Stilbrüchen, könnte die Konkurrenz angesichts der zweiten Regiearbeit von Richard Shepard einpacken. Bevor auch nur der Titel 'Hunting Party' in Riesenlettern auf die Leinwand knallt, hetzen wir schon mit zwei TV-Journalisten durch die Kriegsgebiete dieser Welt, als hätte Tarantino ein Remake von 'Salvador' begonnen. Schnell und smart, zynisch und augenzwinkernd wird der Nervenzusammenbruch des Frontreporters Simon Hunt (Richard Gere) skizziert, derweil sein Kameramann Duck (Terrence Howard) als Off-Erzähler die Stimme der Vernunft gibt. Dann, endlich, ein kurzes Atemholen. Und schon befinden wir uns im Nachkriegs-Kosovo, wo sich Hunt auf die Spur eines untergetauchten Despoten begibt. Mit Anleihen an Bond-Bösewichte nennen diesen alle nur den 'Fuchs' - der nicht zufällig besetzt ist wie ein Doppelgänger des international gesuchten serbischen Kriegsverbrechers Radovan Karadžic. Was folgt, basiert auf der wahren Geschichte einer Kopfgeldjagd von Journalisten, die im Jahr 2000 im US-Magazin Esquire erschien. Doch 'Hunting Party' serviert das bittere Thema als heftig geschüttelten Cocktail aus Satire, Verschwörungs-Thriller und moralinsaurem Melodram. Jäger des verlorenen Massenmörders. Darf man sich blendend unterhalten fühlen, wenn die komplizierte Historie ethnisch motivierter Massaker von einem hippen US-Filmer als Hintergrund genutzt wird, um über untätige UN-Friedenstruppen und verschwörerische CIA-Leute zu spekulieren? Was nicht die einzige Frage eines Films bleibt, der sich vor lauter gerechter Aufregung nicht für ein Thema, einen Ton oder eine seriöse Haltung entscheiden mag. Einerseits beweist Shepard Mut für Authentizität, wenn er seinen Film trotz widriger Umstände ('die serbische Presse vernichtete uns vor Drehbeginn') als erste US-Produktion nach dem Krieg an Originalschauplätzen dreht und keinen Beteiligten ungeschont lässt. Andererseits will er ein größtmögliches Publikum erreichen und würzt seine Ambitionen so sehr mit Gag-Feuerwerk und Genre-Klischees, dass die Dramaturgie absurden Comic-Charakter erhält. Bezeichnend waren die Zuschauerreaktionen beim Festival von Venedig. Es wurde laut gelacht, höflich applaudiert und gestaunt ob des filmischen Infotainment. Aber Diskussionen blieben aus, auch in den Medien. Weil 'Hunting Party' nur witzig ist, wo er wichtig hätte sein können, nein: sein müssen.
Fazit: Drama über die Folgen des Kosovo-Krieges, das sein Thema wegen zu viel Coolness verfehlt » (Cinema)