Bonn Filmfestival 2010 - KinoTV

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St. Kilda - Britain's Loneliest Isle (St. Kilda - Britanniens einsamste Insel), Regie: Bobbie Mann,Grossbritannien - 1923
Produktion: Tropical Productions, Glasgow - Regisseur: Paul Robello - Bobbie Mann - Kamera: Bobbie Mann - Paul Robello -
Inhaltsangabe : Eine Schiffsfahrt von Glasgow nach St. Kilda, der schottischen Insel die neun Monate im Jahr nicht zugänglich ist. Wegen der Schwierigkeiten, die Bevölkerung medizinisch zu versorgen, wurde sie 1930 evakuiert, so dass dieser Film eines der ganz raren Dokumente ist vom Leben auf St. Kilda. Die Bevölkerung hat noch keine Filmkamera gesehen und wird mit Süssigkeiten angelockt, damit sie gefilmt werden kann. Am Ende des Films werden die Filmaufnahmen zu diesem Film den staunenden Menschen vorgeführt, bevor die Filmcrew wieder zurückfährt. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Der in den 20er Jahren gedrehte Film ST. KILDA – BRITANNIENS EINSAMSTE INSEL wurde von der Gesellschaft für Schifffahrt in Auftrag gegeben, die zwischen dem westschottischen Glasgow und der Insel St. Kilda fuhr. Anspruchsvoll für seine Zeit in der Umsetzung, war der Film für die Kinoprogramme in der Gegend um Glasgow vorgesehen. Er zeigt einzigartige Bilder aus dem Leben dieser abgeschiedenen und isolierten Gemeinde. Der Film gewinnt umso mehr an Bedeutung, als binnen zweier Jahre nach Veröffentlichung in den Kinosälen die Menschen von St. Kilda ausgesiedelt wurden und die Insel unbewohnt zurück liessen. Mit Aufnahmen von der langersehnten Ankunft des Versorgungsschiffs, Männern die Vögel als Nahrung fangen, webenden Frauen, dem rauen Land und der selbst als fremdartig wahrgenommene Charakter der Kameras wird die spartanische und entlegene Existenz der Menschen auf jener Insel betont. Die Aussiedlung wurde zu einem sehr emotionalen Thema der schottischen Geschichte. Eindrucksvoll hält der Film die Gemeinde und ihre Lebensweise fest, bevor sie für immer verschwand.» (www.movinghistory.ac.uk )

Text?Der Bettler vom Kölner Dom Regie: Rolf Randolf,Deutschland - 1927
Produktion: Internationale Film AG (IFA), Berlin - Regisseur: Rolf Randolf - Drehbuch: Emanuel Alfieri - Kamera: Willy Hameister - Darsteller: Carl de Vogt Bettler - Eugen Jensen Polizeikommissar - Fritz Kampers Chauffeur - Robert Scholz Marquis de Puissac - Henry Stuart Tom Wilkins - Elza Temáry Mabel Strong - Hanni Weisse Mme Tréville - Rudolf Meinhard-Jünger Tünnes - Harry Lamberts-Paulsen -
Inhaltsangabe : Ein für das Kino der 1920er Jahre typischer Kriminalfilm über eine Diebesbande, die von der Polizei gejagt wird. Was den seinerzeit vom Publikum begeistert aufgenommenen Film besonders interessant macht, sind die Qualität der überlieferten Filmkopie und die Schauplätze: Gedreht wurde der Film in Köln und Umgebung, man sieht viele Aufnahmen aus der Innenstadt, eingearbeitet sind dokumentarische Aufnahmen vom Kölner Rosenmontagszug aus dem Jahr 1926. Die furiose abschließende Verfolgungsjagd führt sogar den Rhein hinauf bis Rolandseck unterhalb des Rolandsbogen. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Die einzige Konzession an das deutsche Lustspiel ist ein gleich zu Beginn passierender Mord. Doch da handelt es sich nur um eine Episode, und dann wird es wirklich spannend und lustig.

Bereits in der Wahl seines Titels erweist Alfieri sich als sehr geschickt. Der mysteriöse Bettler treibt sein Unwesen am Kölner Dom. Das ist platzlich, darunter kann man sich was vorstellen. Kein Irgendwo, keine ferne Metropole, sondern ein Ereignis, an einem markanten Orte deutscher Großstadt.

Das enttäuschende an Detektivfilmen ist zumeist das Ende. Wenn der Autor es schon anderthalb Stunden lang verstanden hat, seinen Zuschauern zu suggerieren, es handelte sich um etwas ganz Besonderes, findet er am Schluß zumeist eine harmlose Lösung. Na, wenn schon, denkt sich der Zuschauer und ist über das unproblematische Resultat durchaus unbefriedigt. Zweitausend Filmmeter Gehirngymnastik für eine Brauselimonade?!

Alfieri vermeidet diese Endflippe und geht auch hier seine eigenen Wege, ohne den Ehrgeiz des Außerordentlichen. Dafür hält er aber auch hundertprozentig das, was er verspricht.» (Hans Feld, in: Film-Kurier, 27.8.1927 )

Text?The Cameraman (Der Kameramann), Regie: Edward Sedgwick,USA - 1928
Produktion: Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) - Produzent: Buster Keaton - Regisseur: Edward Sedgwick - Drehbuch: Clyde Bruckman - Lew Lipton - Richard L. Schayer - Kamera: Elgin Lessley - Reggie Lanning - Schnitt: Hugh Wynn - Darsteller: Marceline Day - Jimmy Durante - Harry Gribbon - Harry Griffith Cop - Buster Keaton - Harold Goodwin - Sidney Bracey -
Inhaltsangabe : Luke Shannon (Buster Keaton) verdient sein Geld recht mühsam als Strassenfotograf. Dabei begegnet er eines Tages der hübschen Sally Richards (Marceline Day) und ist sofort entflammt für sie. Sally arbeitet als Sekretärin bei einer Wochenschau-Firma. Ihretwegen möchte Luke dort auch anfangen, seine ersten Aufnahmen sind jedoch so verheerend, dass man ihn an die Luft setzt.
Der verliebte junge Mann gibt jedoch nicht auf, zumal er bei Sally offensichtlich Chancen hat - allerdings gibt es auch einen überheblichen Rivalen (Harold Goodwin). Ein Sonntag mit Sally endet ziemlich kläglich, ausserdem zieht Luke sich auch noch den Argwohn eines Polizisten (Harry Gribbon) zu.
Am Montag hockt der unverdrossene Luke wieder bei Sally im Büro, und sie gibt ihm den Tipp, sich noch einmal als Kameramann bei einem Fest im Chinesen-Viertel zu versuchen. Dort halst er sich zunächst einen Affen auf und gerät dann in einen Bandenkrieg. Luke filmt wie ein Wilder, nur scheint er vergessen zu haben, einen Film einzulegen!
Erst nach einer Regatta, bei der er seiner Angebeteten das Leben rettet, wird er dann glänzend rehabilitiert... (ARD Presse)
Kritiken : "Buster Keaton versucht sich als (nicht gerade begabter) Wochenschaukameramann, um so das Herz seiner angebetenen Schönen zu erobern. Immer noch ein Feuerwerk von tollen Regieeinfällen mit melancholischem Touch, temporeich und bildhaft intelligent." (lhg 2004)

«„Wie Chaplin und Lloyd habe auch ich noch nie mit einem auf dem Papier festgehaltenen Drehbuch gearbeitet“, sagte ich, „und ich werde es auch jetzt nicht tun. Ich verlange einzig und allein, dass wir das Drehbuch wegwerfen und Sedgwick und ich entscheiden dürfen, was hier gedreht werden soll.“

Thalberg war einverstanden. Es blieb ihm keine andere Wahl; er war 10000 Kilometer entfernt, und jeder Tag kostete viel Zeit und Geld.

Da wir nun uneingeschränkte Vollmacht hatten, warfen wir das Drehbuch weg, das zu erstellen acht Monate verschlungen hatte. In unserer Fassung wurde der fähige Hearst-Kameramann der Bösewicht und mein Rivale um die Gunst des Mädchens. Aber die hauptsächliche Arbeit bestand darin, die Handlung von Anfang bis Ende zu vereinfachen. Unsere Geschichte ermöglichte es uns auch, alle Szenen, ausser zweien, die in New York spielten, in Hollywood zu drehen.« (Buster Keaton, unter Mitarbeit von Charles Samuels: Schallendes Gelächter: Eine Autobiografie, München 1986 )

Anmerkungen: "Um eine junge Frau für sich zu gewinnen, versucht ein wenig begabter Fotograf, Kameramann für die Kinowochenschau zu werden. Nach erfolglosen Versuchen und unglücklichen Missverständnissen finden seine Selbstlosigkeit und sein Mut schliesslich Anerkennung, und er kann die Schöne für sich gewinnen. Wenn die Welt des Journalismus hier auch nur als Hintergrund für die wunderbaren Gags Buster Keatons dient, so thematisiert The Cameraman doch das Gedeihen dieser neuen Industrie und ehrt die kühnen Bilderjäger."

"Buster Keaton (1895 - 1966), "der Mann, der niemals lachte", war schon zu Lebzeiten eine Legende unter den grossen amerikanischen Stummfilm-Komikern, berühmt für sein "steinernes Gesicht" und seine scheinbar leblosen Augen. Der spanische Dichter Federico Garcia Lorca hat sie in einem Einakter über Buster Keaton so zu charakterisieren versucht: "Seine Augen, unendlich und traurig wie die eines neugeborenen Tieres, träumen von Lilien, Engeln und Seidengürteln." Und Siegfried Kracauer schrieb über den Anti-Helden par excellence:
"Buster Keaton ist die Allegorie der Geistesabwesenheit. Wo sein Geist sich eigentlich aufhält, kann niemand ergründen." Als Sohn fahrender Vaudeville-Komödianten lernte Buster Keaton das Show-Business schon als kleines Kind kennen, seine grossen Erfolge fielen in die Jahre 1920 bis 1929. Mit dem Ende des Stummfilms verschwand er weitgehend von der Leinwand, aber die Wiederentdeckung stummer Meisterwerke wie "Der General" machte ihn Anfang der 60er Jahren zu einer Kultfigur der nachgewachsenen Generation." (ARD Presse)

Don't tell everything (Kleine Geheimnisse), Regie: Leo McCarey,USA - 1927
Produktion: Hal Roach Studios Inc, - Regisseur: Leo McCarey - Drehbuch: Hal Roach - Darsteller: Max Davidson - Walter 'Spec' O'Donnell - Jesse De Vorska - Lillian Elliott - James Finlayson -

Text?Die Filmprimadonna Regie: Urban Gad,Deutschland, Dänemark - 1913
Produktion: Projektions-AG Union (PAGU) - Regisseur: Urban Gad - Drehbuch: Urban Gad - Hanns Kräly - Kamera: Karl Freund - Axel Graatkjær - Guido Seeber - Architekt: Fritz Seyffert - Darsteller: Fred Immler - Asta Nielsen Ruth Breton - Paul Otto Herr von Zornhorst - Fritz Weidemann Walter Heim Filmschriftsteller -
Inhaltsangabe : Die Handlung des erhalten gebliebenen Fragments: Die Film-Primadonna Ruth Breton (Asta Nielsen) lehnt alle ihr vorgeschlagenen Manuskripte ab, bis sie ein Drehbuch von Walter Heim (Fritz Weidemann) erhält. Sofort beginnen im Atelier und in einer Villa die Dreharbeiten. Unterdessen ist Walter Heim auch ihr Filmpartner geworden, da beginnt Ruth sich für den Villenbesitzer Herrn von Zornhorst (Paul Otto) zu interessieren... (lhg 2007)

Asta Nielsen, der erste große Star des europäischen Kinos, spielt sich selbst in diesem Film, von dem nur der Anfang erhalten ist. Dieser ist aber von ganz besonderem Interesse: Asta Nielsen führt durch ein Filmstudio und ein Kopierwerk und zeigt uns, wie ein Film entsteht. Das erhaltene viragierte Fragment wurde vom niederländischen Filmmuseum restauriert und besitzt englische Zwischentitel, die den Fortgang der Handlung im verlorenen zweiten Teil des Films beschreiben. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : Neben dem hervorragendenen komödiantischen Spiel der Asta Nielsen sind die Einblicke in die Filmproduktion der damaligen Zeit (1913) interessant geblieben. Asta Nielsen ist in verschiedenen Szenen innerhalb der Atelierorganisation und des Kopierwerkes zu sehen. (lhg 2007)

«Neben ihrer Autobiografie lässt sich insbesondere auch ein Film als Beleg anführen: DIE FILMPRIMADONNA (1913). In diesem nur mehr als Fragment erhaltenen Film spielt Asta Nielsen die fiktive Filmprimadonna Ruth Breton. Zu sehen sind u.a. die Dreharbeiten von zwei anderen Filmen mit Asta Nielsen: DIE KINDER DES GENERALS (1912) und DAS MÄDCHEN OHNE VATERLAND (1912). Dabei werden Produktionsabläufe sichtbar (vom Manuskript bis zum Schnitt). Diese Darstellung der Filmproduktion kann bereits für sich genommen als Beleg dafür gelten, welche zentrale Rolle der Schauspielerin Nielsen in allen Bereichen der Filmproduktion zukam. Sie is gleichzeitig ein frühes Zeugnis filmischer Selbstreflexion und „Selbstinszenierung“ einer neuen Branche.» (Winfried Pauleit, in: Karola Gramman u.a. (Hg.): Unmögliche Liebe. Asta Nielsen, ihr Kino, Wien 2010 )

Text?Der Geisterzug Regie: Géza von Bolváry,Deutschland, Grossbritannien - 1927
Produktion: F.P.S. Film GmbH. Berlin - Gainsborough Pictures - Phoebus-Film AG, Berlin - Regisseur: Géza von Bolváry - Drehbuch: Benno Vigny - Adolf Lantz - Nach einer Vorlage von: Arnold Ridley play - Kamera: Otto Kanturek - Darsteller: Ernst Verebes - Ilse Bois - Guy Newall - Louis Ralph - Hilde Jennings - John Manners - Sinaida Korolenko - Hertha von Walther -
Inhaltsangabe : Eine illustre Gesellschaft muss eine Nacht auf einer kleinen Bahnstation verbringen und erfährt von mysteriösen Spukgeschichten. Die visuell sehr einfallsreich gestaltete Kriminalkomödie entstand in deutsch-englischer Koproduktion... (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Es ist schwer zu erkennen, wie weit die guten Einfälle schon von den Autoren erdacht waren, wie weit sie vom Regisseur gefunden wurden. Das Resultat ist jedenfalls dem innigen Zusammenarbeiten von Regisseur und Autoren zu verdanken: größtes Verdienst beider Teile. Was Geza von Bolvary-Zahn bisher gezeigt hatte, ließ eine derartige Leistung bei weitem nicht erwarten. Man kann nicht feststellen, ob von Bolvary-Zahn bei seinen früheren Arbeiten irgendwie gehemmt war, aber man kann feststellen, daß er mit diesem Film in die Reihe der guten Regisseure gerückt ist, die in der deutschen Filmindustrie arbeiten. Vielleicht ist er eine Spezialität, aber diese seine Begabung einschränkende Annahme scheint nach dem, wie er den ersten Akt dieses Filmes gebracht hat, nicht einmal berechtigt.» (Reichsfilmblatt, Nr. 44/1927 )

Text?Goluboj Ekspress (Der Blaue Express), Regie: Ilja Trauberg,UdSSR - Sowjet Union - 1929
Produktion: Sovkino Moskau - Regisseur: Ilja Trauberg - Drehbuch: Ilja Trauberg - Leonid Ierikhonov - Sergej Tretjakov - Kamera: Boris Khrennikov - Georges C. Stilly (AKA Jurgis Stilianudis) - Darsteller: Sergej Minin - Jakov Gudkin - Ivan Saveljev - Igor Chernjak - I Arbenin-Padokhin - Janina Zhejmo -
Inhaltsangabe : In einem chinesischen Eisenbahnzug sind die Klassen sauber voneinander getrennt. Als in einem Waggon Gefangene gegen ihre Wärter revoltieren und sich mit den Armen verbrüdern, bricht eine Revolte gegen die Regierungsvertreter in der ersten Klasse aus. Dem Klassiker des russischen Revolutionsfilms gelingt es, auf engstem Raum einen Mikrokosmos der Gesellschaft zu beschreiben und seine von anti-britischen Ressentiments durchsetzte Propaganda in einer spannenden Abenteuergeschichte zu verpacken. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Wir sahen eine Meisterleistung der Regie. Wir saßen gebannt. Mit wunderbarer Umsicht sind hier die Szenen gegliedert, Episoden wüchtig herausgearbeitet, Einzelheiten hinreißend gestaltet worden. Ereignisse wurden zur schärfsten Wirkung hochgerissen, die Kamera kroch in Menschen und in die Dinge, sie leuchtete in Gehirne hinein und offenbarte mit mitleidsloser Strenge die wahren Beziehungen und alle Umstände, die sich zu Haß und Liebe verdichteten.

Wir sahen die hervorragende Arbeit eines Kamerakünstlers und vor allem des Schauspielens ungewohnte, darum wunderbare Darsteller. Auf den Westen mußte die Kargheit des Ausdrucks und das unbewegliche und darum so intensiv sprechende Gesicht des Mongolen niederwuchtend wirken. Denn er mißt ja den Grad schauspielerischen Könnens an der artistischen Beweglichkeit der Gesichtsmuskeln seiner Akteure ab.» (Hans-Walther Betz, in: Der Film, 25.10.1930 )

Grass; A Nation`s Battle for Life (Gras - Das Volk der schwarzen Zelte), Regie: Ernest B. Schoedsack,USA - 1925
Produzent: Marguerite Harrison - Regisseur: Merian C. Cooper - Marguerite Harrison - Ernest B. Schoedsack - Darsteller: Marguerite Harrison -
Inhaltsangabe : Ernest B. Schoedsack und Merian C. Cooper waren zwei legendäre Abenteuer und Showmen, die an exotischen Schauplätzen spektakuläre Filmaufnahmen machten und diese dann in Amerika in die Kinos brachten. Ihr heute noch bekanntester Film wurde der frühe Tonfilm KING KONG UND DIE WEISSE FRAU, in dem sie ihre Art des Filmemachens selbst thematisierten. Für GRASS filmten sie die jährliche Wanderung des Bakhtiari-Volks mit seinen Viehherden über die schneebedeckten Berge im heutigen Iran, bei dem Tiere und Menschen unglaubliche Gefahren und Entbehrungen überstehen, die dem Zuschauer den Atem stocken lassen. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Wir haben die „Zehn Gebote“ und die „Karawane“ gesehen, den Zug der Kinder Israels und die Fahrt der Auswanderer in den jungfräulichen Weiten.

Es waren gestellte Bilder, wuchtig, eindrucksvoll – aber sie verblaßten hinter dem gestern Gesehenen, das vielleicht zu vergleichen ist mit dem „Großen weißen Schweigen“ oder dem letzten Mount-Everest-Film.

Da bricht ein Zug auf – Tausende von Menschen – Hunderttausende von Tieren, hochbepackte Zugtiere, Kinder und Mütter, die ihre Säuglinge noch auf dem Rücken tragen und zieht achtunddreißig lange Tage durch endlose Wüste, über wilde Ströme, über eisstarrende Berge, durch zerklüftere Täler und über viertausend Meter hohe Berge, durch lockeren Wüstenland und an schwindligen Abhängen empor, immer vorwärts, Menschen und Tiere vereint – sie sind hier alle gleich, alle müssen sie den unerhörten Kampf gewinnen oder sterben.

Kein Forschertrick läßt den Menschen den Zug unternehmen, kein Ruhm, keine Ehre winkt ihnen, es ist für sie etwas Selbstverständliches, dieser Zug entscheidet darüber, ob sie ein weiteres halbes Jahr für sich und ihre Herden Nahrung haben.» (Film-Kurier, 20.5.1927 )

Text?Haijiao shiren Regie: Hou Yao,China - 1927
Produktion: China Sun Motion Picture Co., Ltd., Shanghai - Regisseur: Hou Yao - Drehbuch: Hou Yao - Kamera: Liang Linguang - Darsteller: Hou Yao - Lin Chuchu - Li Dandan - Mi-Tsong - Sing-Yee -
Inhaltsangabe : Das in sich schlüssige Fragment eines chinesischen Stummfilms von Yao Hou, der den „Konflikt zwischen materiellem und spirituellem Leben“ behandelt. Der Regisseur selber spielt die Hauptrolle: einen Dichter, der sich auf eine Insel zurückzieht, um der modernen Zivilisation zu entkommen. Die in der Cinémathèque Suisse überlieferte Exportfassung mit chinesischen und englischen Zwischentiteln wurde von der Cineteca di Bologna restauriert und zeichnet sich durch eine brillante Bildqualität und wunderschöne Farbviragen aus. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Als studentische Protestanten 1925 in der Bewegung des 30. Mai in Shanghai getötet wurden, überarbeitete Hou Yao für Great Wall und Minxin einige seiner eigenen Stücke über den humanitären Preis von Gewalt und Bürgerkrieg. Unter anderem gehören zu diesen Filmen Chungui mengli ren (The person in the spring boudoir dream, 1925), Heping zhi shen (Spirit of peace, 1926) und Haijiao shiren (The poet at the end of the seas, 1927). Stücke wie The Person in the Spring Boudoir Dream, die den Bürgerkrieg durch die Augen eines jungen Soldaten zeigen, aus den Armen der Frauen in seinem Leben gerissen, wurden in ihrer ursprünglichen Produktion für die Bühne zu Beginn der 1920er Jahre von wichtigen Mitgliedern der Literaturgesellschaft hoch gelobt als „Kunst um des Lebens willen“.» (Yingjin Zhang: Cinema and urban culture in Shanghai, 1922-1943, Stanford 1999. )

Text?Hotel Imperial (Hotel Stadt Lemberg), Regie: Mauritz Stiller,USA, Deutschland - 1927
Produzent: Erich Pommer - Regisseur: Mauritz Stiller - Drehbuch: Jules Furthman - Nach einer Vorlage von: Lajos Biró - Kamera: Bert Glennon - Darsteller: Pola Negri Anna Sedlak - James Hall Lt. Paul Almasy - George Siegmann Gen. Juschkiewitsch - Max Davidson Elias Butterman - Michael Vavitch Tabakowitsch - Otto Fries Anton Klinak - Nicholas Soussanine Baron Fredrikson - Golden Wadhams Maj. Gen. Sultanov -
Inhaltsangabe : Der einzige erhaltene Film, den der große schwedische Stummfilmregisseur Mauritz Stiller in Hollywood drehte, spielt zur Zeit des Ersten Weltkriegs in einem von den russischen Truppen besetzten Hotel, in dem ein Zimmermädchen einen österreichischen Offizier versteckt. Im Mittelpunkt des atmosphärisch sehr dicht inszenierten Geschehens steht Pola Negri in einer ihrer besten Rollen, Stummfilmkomiker Max Davidson ist in einer markanten Nebenrolle als Hotelmanager zu sehen. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Das dramatische Feuer der Handlung schlägt auch auf Stiller über, ohne daß seine Regie auf etwas anderes ausgeht, als psychologische Momente wirksam auszuspielen. Stiller inszeniert vor allem darauf hin, wirkliche Menschen zu gestalten, und was er insbesondere mit Pola Negri erreicht, kommt fast an die europäischen Leistungen der Künstlerin heran. Es ist wohl die Einwirkung der amerikanischen Atmosphäre, daß Stiller knapp geblieben ist, sich vor einem allzu novellistischen Verweilen auf interessanten Situationen bewahrt hat. So ist ein Film herausgekommen, knapp in den Szenen, klar in den Motiven und mit deutlich sichtbarer Steigerung, die mitreißt und abschließend das Gefühl harmonisch ausklingen läßt.

Niemals, seit Pola Negri in Amerika ist, hat sie eine derartig klare, geschlossene, durchseelte Leistung hervorgebracht. Ihre Anna ist mit einer Einheitlichkeit dargestellt, die seit langer Zeit wieder einmal zeigt, was die Amerikaner an Pola Negri bisher verdorben haben. Jetzt ist sie wieder die große Künstlerin, als die sie uns verlassen hat.» (E.S.P., in: Lichtbildbühne, 6.1.1927 )

Text?Metropolis Regie: Fritz Lang,Deutschland - 1926
Produktion: Universum-Film AG (UFA), Berlin - Produzent: Erich Pommer - Regisseur: Fritz Lang - Regieassistent: Slatan Dudow Volontär - Drehbuch: Fritz Lang - Thea von Harbou - Story : Thea von Harbou novel - Kamera: Helmar Lerski Shufftan-Prozess - Karl Freund - Günther Rittau - Eugen Schüfftan - Schwenker: Robert Baberske /xx/ - Musik: Frank Strobel Rekonstruktion 2010 - Giorgio Moroder Neue Version 1984 color - Gottfried Huppertz Originalpartitur - Architekt: Karl Vollbrecht - Otto Hunte - Erich Kettelhut - Kostümbild: Aenne Willkomm - Maskenbildner: Otto Genath - Weiteres Team: Horst von Harbou Standfotos - Darsteller: Erwin Vater Arbeiter - Rolf von Groth Sohn in den Ewigen Gärten - Olaf Storm Jan - Helen von Münchhofen Frau in den Ewigen Gärten - Helene Weigel Arbeiterin - Arthur Reinhardt Arbeiter - Hans Leo Reich Marinus - Fritz Rasp Grot - Hilde Woitscheff Frau in den Ewigen Gärten - Margarete Lanner Dame im Auto - Lisa Gray Arbeiterin - Fritz Alberti der Schöpferische Mann - Grete Berger Arbeiterin - Erwin Biswanger Georgy, Nr. 1181 - Olly Böheim Arbeiterin - Max Diete Arbeiter - Ellen Frey Arbeiterin - Gustav Fröhlich Freder Fredersen - Beatrice Garga Frau in den Ewigen Gärten - Heinrich George Contrem - Theodor Loos Josaphat - Heinrich Grotto Zeremonienmeister - Brigitte Helm Maria - Anny Hintze Frau in den Ewigen Gärten - Georg John Arbeiter am Moloch - Rudolf Klein-Rogge Rotwang - Walter Kühle Arbeiter - Alfred Abel Johann Fredersen - Rose Liechtenstein Arbeiterin -
Inhaltsangabe : Johann Fredersen ist der Schöpfer der gigantischen Zukunftsstadt Metropolis. Unerbittlich herrscht er über ein Heer von Arbeitssklaven, die in unterirdischen Fabriken an den Maschinen für das süße Nichtstun der Privilegierten in der Oberstadt schuften. In das Paradies der Reichen verirrt sich eines Tages das Mädchen Maria. Fasziniert von ihrer Schönheit, folgt ihr Fredersens Sohn Freder in die Unterstadt. Er lernt das Elend der Arbeiter kennen und wendet sich gegen den Vater. Fredersen zwingt den Erfinder Rotwang, einen Roboter mit der Gestalt Marias, die von den Arbeitern respektiert, ja verehrt wird, zu schaffen. Dieser Roboter hetzt die Arbeiter auf, sie zerstören ihre Maschinen und bringen sich selbst in höchste Gefahr. Im letzten Moment können Freder und die richtige Maria die Katastrophe aufhalten... (3Sat Presse) "Metropolis": In einer Klassengesellschaft leben die Arbeiter versklavt in unterirdischen Fabriken, die Reichen genießen ein luxuriöses Dasein in der Oberstadt. So auch Freder, der Sohn von Joh Fredersen, dem mächtigsten Mann von Metropolis. Eines Tages begegnet er Maria, die den Arbeitern mit ihren Predigten von Liebe und Klassenlosigkeit Hoffnung schenkt, und folgt ihr in die Unterwelt. Als er die Lebensverhältnisse der Arbeiter sieht, ist er erschüttert und will einer von ihnen werden. Um das zu verhindern und Maria auszuschalten, beauftragt sein Vater den Erfinder Rotwang, eine Doppelgängerin von Maria zu erschaffen, die zu Kampf und Zerstörung aufruft. Rotwang erfüllt diesen Wunsch, doch nicht um Fredersen zu helfen, sondern um ihn und seine Stadt zu vernichten. Der Grund: Rotwang hasst Fredersen, da er an ihn seine Geliebte Hel verloren hat, die dann bei Freders Geburt gestorben ist. Rotwang wollte schon Hel als Menschmaschine wiedererschaffen; nun verleiht er ihr die Gestalt Marias. Fredersens Plan geht zunächst auf. Von Marias Doppelgängerin aufgestachelt, revoltieren die Arbeiter und verwüsten die Unterstadt. Als sie erkennen, dass sie dabei eine Überschwemmung ausgelöst haben und ihre Kinder in Gefahr sind, wollen sie sich an Maria rächen. Die unheilbringende Doppelgängerin wird gefasst und verbrannt, während die wahre Maria mit Freder die Kinder der Arbeiter vor den Wassermassen rettet. Beim Showdown zwischen Freder und Rotwang wird der Erfinder getötet und die Arbeiter erkennen den fatalen Betrug. Die Bewohner von Metropolis sind geeint und der Weg ist frei für eine Welt ohne Klassenunterschiede. (Arte Presse Rekonstruktion 2010)
Kritiken : "METROPOLIS ist nicht ein Film. METROPOLIS sind zwei Filme, Bauch an Bauch aneinanderklebend, aber mit verschiedenen geistigen Beweggründen von extremer Widersprüchlichkeit. Wer das Kino als zurückhaltenden Geschichtenerzähler sieht, wird bei METROPOLIS eine schwere Enttäuschung erleben. Was uns hier erzählt wird, ist trivial, schwülstig, schwerfällig und von überkommenem Romantizismus. Wenn wir aber der Story den Aspekt der plastischen Photogenie vorziehen, wird METROPOLIS alle unsere Erwartungen übertreffen und uns als das herrlichste Bilderbuch begeistern, das man sich nur ausmachen kann. Was für eine begeisternde Symphonie der Bewegung! Das gesamte Kristallwerk der ganzen Welt, romantisch in Reflexe zerlegt, versammelt sich in diesem modernen Kanon des Kinos." (Luis Bunuel) "In einer visionären Zukunftsstadt wird mit gigantischen Mitteln der Kampf zwischen Arm und Reich ausgetragen. Berühmter Stummfilmklassiker mit Nachvertonung" (Falter, Studio München) "In seinem Hang zum Ornamentalen ging Fritz Lang so weit, dass er die Massen selbst da noch in dekorative Muster zwängte, wo sie sich vor der Überschwemmung der Unterstadt verzweifelt zu retten versuchten. Gerade diese Szenen, filmisch geglückt und technisch meisterhaft, wie sie waren, drängten sich dem menschlichen Gefühl als empörend misslungen auf. METROPOLIS beeindruckte das deutsche Publikum. In Amerika schätzte man die technisch hervorragenden Leistungen des Films, in England verhielt man sich kühl; die Franzosen fühlten sich beunruhigt von einem Film, der ihnen als eine Kreuzung von KRUPP und WAGNER und alles in allem als ein warnendes Anzeichen deutscher Vitalität erschien." (Siegfried Kracauer, Von Caligari bis Hitler) "Ich habe neulich den törichsten Film gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich sein könnte, einen noch dümmeren zu machen. Er heisst METROPOLIS, kommt von den grossen UFA-Ateliers in Deutschland, und dem Publikum wird bekanntgegeben, dass seine Herstellung ein enormes Geld gekostet hat. Er verabreicht in ungewöhnlicher Konzentration nahezu jede überhaupt mögliche Dummheit, Klischee, Plattheit und Kuddelmuddel über technischen Fortschritt überhaupt, serviert mit einer Sauce von Sentimentalität, die in ihrer Art einzigartig ist... Das Schlimmste ist, dass dieser phantasielose, verworrene, sentimentale und dummtäuschende Film einige wirklich schöne Möglichkeiten verschwendet. Mein Glaube an den Unternehmungsgeist der Deutschen hat einen Schock erlitten. Ich bin ausserordentlich enttäuscht über den schlauen Schlendrian, der sich hier zeigt. Ich dachte, dass Deutschland selbst in seiner schlechtesten Form sich wenigstens Mühe geben könnte. Ich dachte, man hätte sich dort entschlossen, industriell modern zu sein." (H.G. Wells, Frankfurter Zeitung vom 3. Mai 1927) "Wir haben in METROPOLIS ein Werk, das sowohl in der Kühnheit des Manuskriptes als auch in der technischen Durchführung kaum mit irgendeinem deutschen Erzeugnis verglichen werden kann." (Der Kinematograph Nr. 1039, 16. Januar 1927) "In METROPOLIS entwarf Lang das Schreckensbild einer Zukunftswelt, in der Massen von Sklaven einer Herrenkaste dienen, die für sie an Stelle des Schicksals getreten ist." (Enno Patalas in Abendzeitung, München, vom 4. Mai 1965) «Das expressionistische Meisterwerk setzte mit phantasievoll futuristischer Architektur, Effekten und Montagetechnik Standards für das SF-Genre. Die Revolution der versklavten Arbeiter unter Führung eines weiblichen Roboters mündet in einem schiefen Happy End, aber das tut dem von Fritz Lang mit gewohnt monumentaler Pose präsentierten Epos keinen Abbruch. Unvergessen: Der Roboter nimmt in einem Energiefeld aus wandernden Strahlungsringen die Gestalt des Mädchens Maria an. » (Cinema, 2000) "Nicht nur visuell ein revolutionärer Klassiker..." (tele 10/2009)
Anmerkungen: Thea von Harbou im Vorwort zu Metropolis Dieses Buch ist kein Gegenwartsbild. Dieses Buch ist kein Zukunftsbild. Dieses Buch spielt nirgendwo. Dieses Buch dient keiner Tendenz, keiner Klasse, keiner Partei. Dieses Buch ist ein Geschehen, das sich um eine Erkenntnis rankt: Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein. Thea vo Harbou, METROPOLIS, Berlin 1926
Die Drehzeit des Films betrug 31 Wochen in der Zeit vom 22. März 1925 bis 30. Oktober 1926, Produktionskosten 1'300'000 Mark (Luc Moullet: Fritz Lang) 1984 wurde eine colorierte Version hergestellt, für welche der südtiroler Komponist Giorgio Moroder die Musik schrieb.
"METROPOLIS, Fritz Langs inzwischen 75 Jahre alte Zukunftsvision unserer Welt im Jahre 2000 war seit seiner Entstehung ein Film der Widersprüche, der Extreme: extrem die Produktionszeit, die 17 Monate, von Mai 1925 bis Oktober 1926 dauerte; extrem der Verbrauch an Filmmaterial, unglaubliche 620 Tausend Meter sollen es gewesen sein; extrem auch der beispiellose Aufwand an Ausstattung und Tricktechnik. Ebenso beispiellos wie der Etat: mehr als umgerechnet 50 Millionen Mark hatte die Ufa in ihr bis dahin teuerstes Projekt gesteckt. Und dann wollten den Film nach seiner Berliner Premiere im Januar 1927 gerade mal 15.000 Besucher sehen. Um das totale Fiasko abzuwenden, wurde damals getan, was in solchen Fällen auch heute noch üblich ist: METROPOLIS wurde für weitere Einsätze in Deutschland umgeschnitten und gekürzt. Man orientierte sich dabei weitgehend an einer gekürzten Fassung des Films, die für den US-Markt auf ,normale' Kinolänge zurechtgestutzt worden war. Von den 4189 Metern des Films (das entspricht bei einer Vorführgeschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde etwa 153 Minuten) blieben nach der Kürzung nur noch ca. 3200 Meter übrig. Das herausgeschnittene Material, so müssen wir heute befürchten, wurde vernichtet. METROPOLIS wurde aber nicht nur gekürzt, sondern auch umgeschnitten. Der amerikanische Theaterautor Channing Pollock, der im Auftrag des US-Verleihs Paramount die gekürzte Fassung hergestellt hatte, sagte, die Urfassung des Films sei schierer Symbolismus gewesen und niemand hätte verstanden, von was der Film eigentlich handeln würde. Pollock verpasste dem Film also sein Verständnis von Handlung, ohne Rücksicht auf inhaltliche Zusammenhänge oder das dramaturgische Gesamtkonzept. Offenbar wurden Fritz Lang und Thea von Harbou nie zu dieser radikalen Umgestaltung befragt, geschweige denn mit einbezogen. Man sieht: Urheberrecht wurde damals beim Film noch nicht so groß geschrieben. Von dem Werk, das Fritz Lang und Thea von Harbou im Winter 1926 abgeliefert hatten, war ein halbes Jahr später nicht mehr als ein Torso übrig. Der Regisseur schäumte. In einem Interview, das Lang im Herbst 1927 einer englischen Zeitung gab, sagte er: "Ich werde nie mehr nach Amerika fahren. Die Amerikaner haben meinen Film ruiniert." METROPOLIS gilt heute als der bekannteste Torso des deutschen Films. Dieser Torso landete aber nicht etwa auf dem Friedhof der Filmgeschichte (wie es die lange Liste vergleichbarer Flops nahe legen würde), sondern dieser Torso erwies sich als extrem lebensfähig. In den 60er Jahren wurde METROPOLIS weltweit wiederentdeckt (in der erwähnten Paramount-Fassung), in den 80er Jahren dann stieg er zum Kultfilm auf - und beflügelt seither die Fantasie von Filmemachern: Die Stadtvisionen von Ridley Scotts BLADE RUNNER wären ohne METROPOLIS nicht denkbar; der Film beflügelt die Fantasie von Architekten, Designern oder Musikern, Musikvideos von Madonna oder Freddy Mercury zitieren aus METROPOLIS oder die Techno-Versionen Jeff Mills. Der Film beschäftigt wegen seiner Unvollständigkeit schon lange die Restauratoren. In den späten 60er Jahren hatte es beim staatlichen Filmarchiv der DDR einen Rekonstruktionsversuch von METROPOLIS gegeben, der aus verschiedenen Überlieferungen des Films zusammengesetzt wurde. Mitte der 80er Jahre hat dann unter Leitung von Enno Patalas das Münchner Filmmuseum eine Fassung hergestellt, die sich an den Vorgaben des Drehbuchs, an der Partitur der Originalmusik von Gottfried Huppertz und an den Zensurkarten orientieren konnte - die alle drei erhalten geblieben sind. Der Film konnte zwar nicht mehr in seine ursprüngliche Länge, doch zumindest in seine ursprüngliche Schnittfolge zurückversetzt werden. Diese Münchner Fassung war Grundlage der neuen von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Auftrag gegebenen Restaurierung, die in diesem Jahr abgeschlossen wurde, und die der Premierenfassung am nächsten kommen dürfte. Die Restaurierung von METROPOLIS ist nur ein - wenn auch sehr prominentes - Beispiel für die Arbeit der Murnau-Stiftung. Seit 35 Jahren engagiert sich die Stiftung für den Erhalt und die Pflege des deutschen Filmerbes, dessen überwiegenden Teil sie besitzt. Zum Rechtebestand zählen neben METROPOLIS die frühen Filme Fritz Langs, darunter DER MÜDE TOD, DIE NIBELUNGEN oder SPIONE, Ernst Lubitschs SUMURUN, MADAME DUBARRY oder ANNA BOLEYN oder die Arbeiten Friedrich Wilhelm Murnaus, dem Regisseur von NOSFERATU, FAUST oder DER LETZTE MANN. Zahlreiche Stummfilme wurden in den vergangenen Jahren mit Unterstützung des Bundesarchivs-Filmarchivs durch Umkopierungen von leicht brennbarem Nitro-Material auf Azetat oder Polyester gesichert und restauriert. Hinzu kommen etwa 1000 Tonfilme aus den Jahren 1930 bis 1960. Die meisten Produktionen der Firmen Ufa, Terra, Tobis oder Bavaria, darunter DER BLAUE ENGEL, DIE DREI VON DER TANKSTELLE oder MÜNCHHAUSEN. Auch sie benötigen ein Bild ohne Laufschrammen, einen besseren Ton oder frische Farben, um auch Zuschauern von heute den Zugang zu diesen besonderen Zeugnissen der Vergangenheit - man könnte auch sagen: zum Gedächtnis des 20. Jahrhunderts - zu erleichtern. Dies ist Denk-mal-pflege im wahrsten Sinne: wenn wir unsere filmischen Zeugnisse nicht pflegen, verlieren wir unser historisches und kulturelles Gedächtnis. Eine besondere Rolle bei der Restaurierung alter Filme spielen die digitalen Techniken. Sie ermöglichen Retuschen, Reparaturen, Stabilisierungen am beschädigten Bild, die noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wären. Diese Verfahren sind sowohl in finanzieller wie in zeitlicher Hinsicht noch sehr aufwändig. Aber diese Verfahren sind eigentlich nicht mehr wegzudenken. Da sich bekanntlich die Leistungsfähigkeit der Rechner etwa alle 18 Monate verdoppelt, ist leicht auszurechnen, wann eine digitale Restaurierung nur noch einen hohen fünfstelligen, statt hohen sechsstelligen Betrag und statt ein Jahr nur noch ein paar Monate Arbeit kosten wird. An einigen Beispielen aus METROPOLIS lässt sich zeigen, mit welcher Art und welchem Ausmaß an Schäden wir bei der Restaurierung von METROPOLIS zu tun hatten und wie sie behoben wurden: Zittriger Bildstand, Laufschrammen, Klebestellen, Beschädigte Perforation, Einzeichnungen, Zerstörte Bildteile, Retuschen von Untertiteln. Das Verfahren der digitalen Restaurierung: Der Originalfilm wird eingescannt, im Computer Bild für Bild bearbeitet, anschließend auf Zelluloidfilm ausbelichtet und ist so wieder vorzeigbar. " (FRIEDEMANN BEYER, Vorstand der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, stellte den Film METROPOLIS als deutschen Beitrag zum Memory of the World-Programm anlässlich der Tagung "Kulturelles Gedächtnis - das UNESCO-Programm Memory of the World" am 6. Dezember 2001 im Haus der Geschichte in Bonn vor. - UNESCO Heute)
"Fritz Langs großartiger, einflussreicher Stummfilmklassiker "Metropolis" wurde 2001 als einziger Film ins UNESCO-Register "Memory of the World" aufgenommen. Damit repräsentiert "Metropolis" neben Beethovens 9. Sinfonie, Goethes "Faust" und der Gutenberg-Bibel das schutzwürdige geistesgeschichtliche Erbe Deutschlands. Bei seiner Uraufführung im Januar 1927 hatte "Metropolis", der einflussreiche Filmklassiker von Fritz Lang, eine Länge von etwa 150 Minuten. Für die amerikanische Verleihfassung wurde der Film um fast ein Viertel gekürzt. Auf der Grundlage einer Rekonstruktion von Enno Patalas wurde auf Initiative der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung erstmals eine Fassung hergestellt, in der die Schnittfolge des Films soweit wie möglich wieder hergestellt wurde und eine photographische Qualität erreicht wurde, die dem Bildeindruck der Premierenkopie sehr nahe kommen dürfte. Die neue Fassung wurde auf den Berliner Filmfestspielen 2001 mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Frank Strobel uraufgeführt. Der Auftrag für eine neue "Metropolis"-Musik ging an Bernd Schultheis, der sein Konzept so beschreibt: "Die Musik soll die Gleichzeitigkeit der Ober- und Unterwelt/-schicht von 'Metropolis' vermitteln, den Fluss und den Puls des Films betonen und an Stellen, wo dieser aufgrund fehlender Szenen gefährdet ist, unterstützen." Bernd Schultheis, geboren 1964, gehört international zur ersten Wahl junger Filmkomponisten. Seine Stummfilm-Musiken, international aufgeführt und für ARTE und 3sat aufgezeichnet, vereinen die komplexe Klangsprache Neuer Musik und filmdramaturgische Funktionalität." (3Sat Presse)
"METROPOLIS ist das prototypische offene Kunstwerk der Filmgeschichte: editorisch für immer unabschließbar, hermeneutisch unendlich ergiebig, ideologisch ausgesprochen anfechtbar. Thomas Elsaessers Zwischenbilanz: „Vielleicht übersteht Langs Film die widersprüchlichen Behandlungen, denen er über die Jahrzehnte ausgesetzt war, so gut, weil er die robuste Gestalt eines Märchens hat. Solche Geschichten überstehen raue Behandlungen unversehrt, dank ihrer Redundanzen und archetypischen Konfigurationen. Die Ufa konkurrierte nicht nur in Größe und Spezialeffekten mit dem US-Film, sondern wollte auch eine Romanze für das Zeitalter der Maschinen präsentieren - eine epische Geschichte, wie sie zuvor nur die Amerikaner zu erzählen wußten. Auch wenn METROPOLIS die Hoffnungen der Ufa nicht erfüllte, reproduzierte der Film doch sehr akkurat die doppelte Plot-Struktur der klassischen Hollywood-Narration, in der Märchen und Romanze mit einer Abenteuerhandlung und einer Suche verwoben werden. (...) Neben der Romanze zwischen Freder und Maria gibt es das romantisch-gotische Märchen des Zauberlehrlings: Ein Erfinder erschafft ein künstliches menschliches Wesen, das Zerstörung über alle Beteiligten bringt. Dagegengestellt ist die Intrige um den ,Schmalen' - Auge und Ohr des Herrschers über Metropolis - und der schließlich vereitelte Plan, die Helfer des Helden zu neutralisieren. Die zweite Intrige ist Rotwangs Rache, der versucht, den Sohn des Mannes zu zerstören, der ihm seine Liebe raubte. (...) Neben den Elementen aus Volkserzählungen war weder der Symbolismus von der Jungfrau Maria noch die Aufteilung in Jungfrau und Hure vorherigen Kommentatoren entgangen, doch in der zynischen Berliner Atmosphäre von 1927 wurde die Figur der Maria mit unverhüllter Häme begrüßt. (...) In seinem einflußreichen Essay The Vamp and the Machine nimmt Andreas Huyssen zwei traditionelle Motive der Weimarer Republik auf: den ängstlichen Mann und den technophoben Kulturpessimismus der Intellektuellen. Seine Hauptthese lautet, dass dem Film eine sinnreiche und originelle Lösung dieser beiden Komplexe gelingt, indem eine Geschichte konstruiert wird, in der die kulturell verhältnismäßig junge Furcht vor ,unkontrollierbarer Technologie' auf die archaischere Furcht vor ,unkontrollierbarer weiblicher Sexualität' projiziert wird. Der Stil korrespondiert mit dieser Bewegung auf der ideologischen Ebene: Das expressionistische Pathos in der Sprache der Figuren wird schließlich von der kühlen Maschinenästhetik der Neuen Sachlichkeit begrenzt." (Thomas Elsaesser, Metropolis, 77-81, gekürzt)
Die DVD-Edition von Euroka-Video besticht durch die optische Qualität der sorgfältigen Restaurierung des Films und zeigt den Film in einer wohl einmaligen Brillianz. Höchst interessant sind auch die Beiträge über den 'Fall Metropolis' sowie die Dokumentation über den Restaurierungsprozess. (lhg) 2008 wurden in Argentinien verschollene Fragmente aus der Originalfassen gefunden. Sie sollen restauriert und in einer neuen Version integriert werden.
«Entdeckt wurde diese weltweit einzigartige "Metropolis"-Fassung von Fernando Martín Peña und der Direktorin des Museo del Cine, Paula Félix-Didier, in Argentinien. Im Museo del Cine in Buenos Aires lagerte ein 16-mm-Negativ des Films, das 30 Minuten Filmmaterial enthielt, das in keiner anderen überlieferten Kopie zu sehen war. Dank dieser Szenen vermittelt die aktuelle Restaurierung einen authentischen Eindruck von der ursprünglichen Fassung des Films, auch wenn noch immer etwa 300 Meter fehlen. Die Verstümmelung des Monumentalfilms begann kurz nach seiner Premiere am 10. Januar 1927 im Berliner Ufa-Palast am Zoo. Die Uraufführungsfassung von 4189 Metern lief vier Monate ohne Erfolg, weshalb die Ufa den Film zurückzog und um circa 30 Minuten auf 3241 Meter kürzen ließ. Dabei orientierte sie sich an der amerikanischen Verleihfassung von 1926. Der von Paramount beauftragte Theaterautor Channing Pollock hatte den Film damals um etwa ein Viertel auf die gängige Kinolänge von 3100 Meter gekürzt und alle "kommunistischen Tendenzen" eliminiert. Kurz nach der Premiere und noch vor den Kürzungen erwarb der argentinische Filmverleiher Adolfo Wilson eine Kopie, die er ab 1928 in argentinischen Kinos einsetzte. Nach der kommerziellen Auswertung gelangte diese Kopie in den privaten Besitz des Filmkritikers Manuel Peña Rodriguez, dessen Sammlung später an das Museo del Cine Pablo C. Ducrós Hicken gegeben wurde. In den 70er-Jahren wurde von der inzwischen stark beanspruchten Nitrokopie eine Sicherheitskopie als 16-mm-Negativ gezogen. Das leicht entflammbare Nitromaterial, dessen Beschädigungen im Duplikat nun verewigt sind, wurde anschließend vermutlich vernichtet. Eine der großen Herausforderungen der Filmrestaurierung ist der problematische Zustand des in Argentinien wiederentdeckten 16-mm-Materials, das von einer stark abgenutzten 35-mm-Verleihkopie gezogen wurde. Trotz modernster Restaurierungstechnik wird der Unterschied der wiederentdeckten Teile zur Qualität der Fassung von 2001 immer sichtbar sein. Das 16-mm-Material wurde bei ARRI in München gescannt und unter Einsatz einer individuell entwickelten Software bei alphaω im Einzelbildverfahren retouchiert. Eine weitere Herauforderung lag in der Wiederherstellung der ursprünglichen Montage des Films. Dafür spielt die überlieferte Originalmusik von Gottfried Huppertz eine entscheidende Rolle. Archiviert sind im Filmmuseum Berlin seine handschriftliche Partitur für großes und kleines Orchester sowie ein handschriftliches Particell und der gedruckte Klavierauszug, der 1028 Synchronmarken enthält. Mit Hilfe dieser originalen Musikmaterialien wurde sowohl die Platzierung des wiederentdeckten Materials verifiziert, als auch eine Korrektur der Schnittfassung der bisher kursierenden "Metropolis"-Kopie vorgenommen, die zuletzt 2001 überarbeitet worden war. Für die Rekonstruktion der Musikfassung zeichnet Frank Strobel verantwortlich, der als Dirigent und Musikhistoriker zusammen mit Anke Wilkening (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung) und Martin Koerber (Deutsche Kinemathek) die aktuelle Restaurierung betreut hat. Parallel liefen die Vorbereitungen zur Wiederaufführung und Musikeinspielung, koordiniert von der Filmredaktion ZDF/ARTE in Zusammenarbeit mit dem RSB, Deutschlandradio und der Europäischen Filmphilharmonie. Dabei entstand ein komplett neuer Notensatz auf der Grundlage der überlieferten handschriftlichen Musikmaterialien, der von der Filmphilharmonie sowohl als Urtextausgabe wie auch als kritisch-editorische Aufführungsausgabe veröffentlicht wird. Restauriert wurde "Metropolis" von der in Wiesbaden ansässigen Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Kooperation mit ZDF und ARTE, gemeinsam mit der Deutschen Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen (Berlin) und in Zusammenarbeit mit dem Museo del Cine Pablo C.» (Nina Goslar, Presse ZDF / Arte, Februar 2010)

Text?So this is Paris (Das ist Paris), Regie: Ernst Lubitsch,USA - 1926
Regisseur: Ernst Lubitsch - Drehbuch: Hanns Kräly - Kamera: John J. Mescall - Darsteller: Monte Blue - Sidney D'Albrook - Myrna Loy Magd - Patsy Ruth Miller - Lilyan Tashman - George Beranger AKA André Béranger -
Inhaltsangabe : Suzanne liebt exotische Romane über alles und stellt sich ihren Nachbarn, einen Schauspieler, als Scheich verkleidet vor. Als der eifersüchtige Ehemann ihn zur Rede stellen will, trifft er auf dessen Frau, eine Ex von ihm… Ein hinreissendes Vaudeville, das seinen Höhepunkt in einem fidelen Tanzabend findet. Die Komödie machte Harry Warner reich. (Locarno 2010)
Kritiken : «Natürlich ist das Ganze außerordentlich geschmackvoll gemacht. – Eine junge Frau verliebt sich in einen Tänzer, den sie versehentlich für einen Inder hält. Ihr Mann, der sich um die etwas knifflige Sache kümmern will, findet, daß die Frau dieses Tänzers seine frühere Freundin ist. Es ergeben sich allerhand Komplikationen, und schließlich geht der Mann, genau so wie in der Operette, abends auf den Ball anstatt ins Gefängnis. Der Tänzer, der die Tugend der Frau bedroht, kommt allerdings etwas schlechter weg als sein Urbild. Er muß die drei Tage wirklich brummen, und der Schluß zeigt zum mindesten ein versöhnliches und glückliches Ehepaar.

Den Doktor, der tanzt anstatt zu brummen, gibt Monte Blue, ein charmanter, vielgewandter, ausgezeichnet aussehender Künstler, der aber diesmal mit seiner Rolle nicht so recht etwas anfangen kann. Die romantische Frau liegt bei Patsy Ruth Miller in den besten Händen.» (Kinematograph, 16.1.1927)

«SO THIS IS PARIS ist die lustigste amerikanische Stummfilmkomödie von Ernst Lubitsch. Ein Pariser Arzt begegnet zufällig seiner ehemaligen Geliebten, während dessen Mann gerade einen heißen Flirt mit der Frau des Arztes beginnt. Die turbulenten Verwicklungen der Geschichte erinnern an die frühen deutschen Komödien von Lubitsch, nur hat er diese Ehebruchskomödie nun mit ungleich größerer Raffinesse und Präzision in Szene gesetzt – dem berühmten Lubitsch touch. » (Stummfilmtage Bonn 2010)

Text?Tösen från stormyrtorpet (Das Mädchen vom Moorhof), Regie: Victor Sjöström,Schweden - 1917
Produktion: AB Svenska Biografteatern - Verleih: Universum-Film AG (UFA), Berlin (Germany) - Produzent: Charles Magnusson - Regisseur: Victor Sjöström - Drehbuch: Esther Julin - Victor Sjöström - Nach einer Vorlage von: Selma Lagerlöf novel - Kamera: Henrik Jaenzon - Architekt: Axel Esbensen - Darsteller: Karin Molander Hildur Persson - Josua Bengtson Constable - Olof Ås - Jenny Tschernichin-Larsson Hildur's Mother - Hjalmar Selander Gudmund's Father - Concordia Selander Gudmund's Mother - Edla Rothgardt Per Månsson's Wife - Greta Almroth Helga - William Larsson Helga's Father - Lars Hanson Gudmund Erlandsson - Gösta Cederlund Per Månsson - Thekla Borg Helga's Mother - Georg Blomstedt Hildur's Father - Nils Aréhn Judge -
Inhaltsangabe : Die erste Verfilmung einer Geschichte von Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf, die sich dem neuen Medium gegenüber sehr skeptisch zeigte, geriet Victor Sjöström zum Triumph: Die melodramatische Geschichte der Tochter eines Bauern, die ein uneheliches Kind hat und sich mit dem Sohn eines Landbesitzers anfreundet, wurde der bis dahin größte Erfolg des schwedischen Kinos und wurde in viele andere Länder exportiert. Selma Lagerlöf war vom Film tief beeindruckt und bot daraufhin ihre Romane für weitere Verfilmungen an. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «(...) Wieder einer jener wunderfeinen schwedischen Filme, die das eine vor den unserigen voraus haben: sie wurzeln in der Heimaterde. Nach einer Erzählung der Lagerlöf. Der Seelenkonflikt eines jungen aufrechten Burschen wird hier geschildert, der, wie das so Brauch ist, die Tochter eines angesehenen wohlhabenden Mannes heiraten will, sich aber schließlich doch noch zur rechten Zeit für ein als Mensch wertvolles Mädchen entscheidet, trotzdem dieses allgemein verachtet wird, weil es einmal gefallen ist. Zwei prächtige Frauengestalten stehen im Vordergrund, die von Greta Almroth und Karin Molander seelenvoll kreiert werden. Ebenbürtig Lars Hansen uns von früheren schwedischen Filmen in angenehmster Erinnerung. Die sorgsame feinfühlige Regie besorgte Victor Sjoström.» (Fritz Olimsky, in: Berliner Börsen-Zeitung )
Anmerkungen: «Selma Lagerlöfs Werk wurde von Victor Sjöström fürs Kino entdeckt und kultiviert: Beginnend mit Tösen från Stormyrtorpet realisierte er rund ein halbes Dutzend durchwegs grandioser Filme nach Vorlagen von Schwedens vielleicht grösster Erzählerin (an denen diese oft genug herummäkelte - man kennt das von Schriftstellern). ­Tösenfrån Stormyrtorpet wirkt dabei wie eine Summe der ersten grossen Jahre Sjöströms: Seine pantheistische Gewaltigkeit, seinen Sinn für das Leben der Bauern, die Wahrheit der Wälder und Felder stellt er hier in den Dienst der Gesellschaftskritik. Ein Bauernmäd­chen gebiert ein uneheliches Kind und wird fortan von der Gemein­schaft geschnitten. Ein Gutsbesitzerssohn erbarmt sich ihrer und bietet eine Stelle an, woraufhin seine Verlobte und ihr Vater beginnen, nun ihn zu schneiden. Es bedarf einer Beinahe-Katastrophe, um den Verblendeten die Irrtümer ihres Denkens zu offenbaren. (R.H.) » (filmmuseum.at)

«Sjöström’s first adaptation of a Selma Lagerlöf story also launched his defining suite of epic Nordic sagas, remarkable for their sensitivity, visual splendour, attention to rural detail, and convincing, psychologically complex characterisation. Helga (Greta Almroth), an unmarried mother, selflessly defends the honour of her child’s father to save him from committing perjury. This so impresses Gudmund (Lars Hanson) that he employs her as a servant.» (Svenska Filminstitutet)

The Vagabond Queen (Königin der Vagabunden), Regie: Géza von Bolváry,Grossbritannien - 1929
Produktion: British International Pictures Ltd, London - Regisseur: Géza von Bolváry - Drehbuch: Val Valentine - Rex Taylor - Nach einer Vorlage von: Douglas Furber short story - Kamera: Charles Rosher - Darsteller: Betty Balfour - Glen Byam Shaw - Ernest Thesiger - Harry Terry - Charles Dormer -
Inhaltsangabe : Eine märchenhafte Komödie mit dem britischen Stummfilmstar Betty Balfour, die sich durch absurde Gags und aberwitzige Einfälle auszeichnet: Ein Dienstmädchen soll als Doppelgängerin für Prinzessin Zonia von Bolonia, einem fiktiven Balkanstaat, dienen. Das eigentlich harmlose Spiel wird ernst, als sie eine Krönungszeremonie überstehen muss, die von Attentatsversuchen begleitet wird. Der als Stummfilm fertiggestellte Film wurde später mit einem Musik-Soundtrack versehen. (Stummfilmtage Bonn 2010)
Kritiken : «Manchmal kreist die Erzählung um Einzelpersonen, die sich einander ähneln, jedoch aus unterschiedlichen sozialen Schichten oder Positionen kommen. Der Austausch von Identitäten lässt häufig vage an Mark Twains Geschichte ‚Der Prinz und der Bettelknabe‘ erinnern. Eine frühe Stummverfilmung mit dem Titel ‚The Vagabond Queen‘ aus dem Jahr 1929, die 1930 dann mit einem Soundtrack veröffentlicht wurde, veranschaulicht diese Aufmachung. Betty Balfour war in den 20er Jahren in einer Reihe sehr beliebter britischer Stummfilme als das Cockney Obdachlosenmädchen Squibs aufgetreten. In dieser Komödie spielt sie nun eine Doppelrolle als Ruritanische Prinzessin Xonia und als Cockneymädchen namens Sally. Wie zu vermuten ist, gleichen sich die Prinzessin Xonia und Sally wie ein Ei dem anderen. Daher wird die Prinzessin bei dem Versuch einen Aufstand zu vereiteln mit Sally vertauscht, die ihren Platz auf dem Thron einnimmt. Dort muss sie erfahren, dass Prinzessin sein keine leichte Aufgabe ist.» (Stephen C. Shafer: British popular films, 1929-1939: the cinema of reassurance, London 1997 )

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