Pordenone Filmfestival 2017 - KinoTV

Scandinavia


Text?Anna-Liisa Regie: Jussi Snellman,FI - 1922
Produktion: Suomi-Filmi - Produzent: Erkki Karu - Regisseur: Jussi Snellman - Teuvo Puro - Drehbuch: Jussi Snellman - Nach einer Vorlage von: Minna Canth (play) - Kamera: A.J. Tenhovaara (exteriors) - Kurt Jäger (interiors) - Kamera Assistent: Armas Fredman - Schnitt: Teuvo Puro - Kurt Jäger - Architekt: Karl Fager (AKA Carl Fager) - Stand Photos: Kalle Havas - Darsteller: Glory Leppänen Woman at the party (/xx/) - Helmi Lindelöf Anna-Liisa - Hemmo Kallio Kortesuon isäntä - Tauno Ensio Järvinen Matti, kirjeentuojapoika - Axel Ahlberg Rovasti - Mimmi Lähteenoja Husso - Einar Rinne Mikko - Emil Autere Kivimaan Johannes, Anna-Liisan sulhanen - Greta Waahtera Pirkko, heidän tyttärensä - Meri Roini Kortesuon emäntä -

Fante-Anne Regie: Rasmus Breistein,NO - 1920
Produktionsleiter: Rasmus Breistein - Regisseur: Rasmus Breistein - Drehbuch: Rasmus Breistein - Nach einer Vorlage von: Kristofer Janson novel - Kamera: Gunnar Nilsen-Vig - Musik: Halldor Krogh - Darsteller: Magnus Falkberget En nabogutt - Øygard Presten - Olaf Solberg Haldor som barn - Elsa Vang Anne som barn - Edvard Drabløs Sorenskriveren - Anders Skrede Lensmannen - Kristine Ullmo Margit Moen, rik gårdsjente - Henny Skjønberg Jons mother - Dagmar Myhrvold Annes mother - Lars Tvinde Haldor, hennes sønn - Johanne Bruhn Kona på gården - Einar Tveito Jon Sandbakken, en husmann - Aasta Nielsen Anne 'Fante-Anne' -

Text?Glomdalsbruden (Die Braut von Glomdale, Die Braut von Daalenhof), Regie: Carl Theodor Dreyer,NO - 1925
Produktion: Victoria Film - Regisseur: Carl Theodor Dreyer - Drehbuch: Carl Theodor Dreyer - Nach einer Vorlage von: Jacob Breda Bull (novel) - Kamera: Einar Olsen - Schnitt: Carl Theodor Dreyer - Architekt: Carl Theodor Dreyer - Darsteller: Einar Sissener Tore Braaten - Tove Tellback Berit Glomgaarden - Stub Wiberg Ola Glomgaarden - Harald Stormoen Jakob Braaten - Alfhild Stormoen Kari Braaten, hans hustru - Oscar Larsen Berger Haugsett - Einar Tveito Gjermund Haugsett, hans sønn - Rasmus Rasmussen Presten - Sofie Reimers Prestefruen - Julie Lampe Gammel-Guri - Henny Skjønberg Hushjelp i prestegården -

Text?Morænen (Der Schrei aus der Moräne), Regie: A.W. Sandberg,Dänemark - 1924
Produktion: Nordisk Films Kompagni N° 1859 - Verleih: Fotorama, Aarhus - Regisseur: A.W. Sandberg - Drehbuch: Laurids Skands - Kamera: Christen Jørgensen - Louis Larsen - Architekt: Carlo Jacobsen - Darsteller: Karen Caspersen Gunhild, lehnsmandens hustru - Peter Malberg Aslak Brekanæs - Karina Bell Thora, Thors guddatter - Emanuel Gregers Vasil Brekanæs - Sigurd Langberg Swein Gudmundsson, Gudmunds søn - Peter Nielsen Lehnsmanden Thor Brekanæs - Alfred Osmund - Charles Wilken Gudmund, daglejer -

Text?Synnöve Solbakken (Über den hohen Bergen), Regie: John W. Brunius,Schweden - 1919
Produktion: Skandia Film der Svenska - Regisseur: John W. Brunius - Regieassistent: Einar Bruun - Drehbuch: Sam Ask - John W. Brunius - Nach einer Vorlage von: Bjørnstjerne Bjørnson (novel) - /dummy /dummy novel - Kamera: Arthur Thorell - Hugo Edlund - Architekt: Gustaf Hallén - Darsteller: John Melin Church Visitor - Torsten Bergström Knud's Friend - Artur Cederborgh Knud's Friend - Palle Brunius Young Thorbjörn - Einar Bruun Knud's Friend - Justus Hagman The Doctor - Anders Henrikson Young Man at the Haugean Meeting - Lisa Holm The Bride - Stina Kåge Young Ingrid - Alfred Lundberg The Priest - Harald Wehlnor Young Man Who Reads at the Haugean Meeting - Gösta Cederlund Knud Nordhaug - Ellen Dall Ingrid Granliden - Ingrid Sandahl Karen Solbakken - Eines Röd Aslak - Svea Peters Ingebjörg Grandliden - Hjalmar Peters Guttorm Solbakken - Karin Molander Synnöve Solbakken - Solveig Hedengran Young Synnöve - Lars Hanson Thorbjörn Grandliden - Emil Fjellström Church Visitor - Egil Eick Sämund Granliden -

Thora van Deken Regie: John W. Brunius,Schweden - 1920
Produktion: Filmindustri AB Skandia - Regisseur: John W. Brunius - Drehbuch: Sam Ask - John W. Brunius - Story : Henrik Pontoppidan - Kamera: Hugo Edlund - Architekt: Vilhelm Bryde - Gustaf Hallén - Darsteller: Hugo Björne Niels Engelstoft - Jessie Wessel Esther Engelstoft - Gösta Ekman Bjerring - Gösta Cederlund Lars Sidenius - Oscar Johansson Brandt - Sam Ask Sandberg - Mathilde Caspér Haushälterin - Ellen Dall Sofie Brandt - Louise Eneman-Wahlberg Krankenschwester - Bengt Lindström - Pauline Brunius Thora van Deken -

Vem Dömer (Wer richtet?, Die Feuerprobe, Beatrix - ein Spiel von Liebe, Hass und Tod), Regie: Victor Sjöström,Schweden - 1922
Produktion: Svensk Filmindustri (SF) - Regisseur: Victor Sjöström - Drehbuch: Hjalmar Bergman - Victor Sjöström - Nach einer Vorlage von: Hjalmar Bergman novel - Kamera: Julius Jaenzon - Architekt: Axel Esbensen - Alexander Bako - Stand Photos: Algot Lindblom - Darsteller: Albert Ståhl Man at the inn (/xx/) - Ossian Brofeldt Old Monk (/xx/) - Tyra Dörum Ursula's Maid (/xx/) - Lars Egge Lute Player (/xx/) - John Ericsson Man at the inn (/xx/) - Emil Fjellström Man (/xx/) - Nils Jacobsson Guest (/xx/) - Herman Lantz Soldier (/xx/) - Artur Rolén Man at the inn (/xx/) - Bror Berger Executioner (/xx/) - Axel Esbensen - Nils Asther Apprentice - Helga Brofeldt Woman outside church (/xx/) - Gösta Ekman Bertram - Edvin Adolphson Man at the inn (/xx/) - Nils Lundell Agitator - Torsten Bergström The Herald - Jenny Hasselqvist Ursula - Olof Ås Man at the inn (/xx/) - Waldemar Wohlström Mendicant Friar - Tora Teje - Tore Svennberg Mayor - Julia Caesar Woman outside church (/xx/) - Paul Seelig - Knut Lindroth Prior - Ivan Hedqvist Master Anton -
Kritiken : Beatrix - ein Spiel von Liebe, Haß und Tod "Beatrix - ein Spiel von Liebe, Haß und Tod". Presse- und Interessentenvorführung. Sehr, sehr süßer Rosenlikör, mit einem Schuß Angostura-Bittern, in einem goldenen, feinziselierten Kelch der Spätrenaissance kredenzt. Oder nüchterner ausgedrückt, ein sentimentales Filmdrama mit tragischem Einschlag, eine glänzende äußere Aufmachung und ein historisches, mittelalterliches Sujet. Fügen wir noch hinzu, daß die Herstellerfirma die Svenska Biograftheatern ist und Sjoström [!] als Regisseur zeichnet, dann ist der Film eigentlich schon hinreichend charakterisiert. Der Autor hat sich nicht sonderlich angestrengt, er putzte die alte Geschichte von der unverstandenen Frau, die an einen ungeliebten Mann gekettet ist, ein wenig historisch auf, läßt die Frau beinahe zur Mörderin an ihrem Manne werden, wobei das beabsichtigte Verbrechen nur dadurch vermieden wird, daß der Gatte in der Aufregung, (er hat die Vorbereitungen zum Giftmord beobachtet), einem Herzschlag erliegt. Sie wird angeklagt und muß sich von dem schweren Verdacht durch die Feuerprobe reinigen. Das Experiment führt sie glücklich zu Ende und Gott hat ihre Unschuld selbst bewiesen. - Wie gesagt, ein etwas verbrauchter Stoff, der bei einer weniger fähigen Regie vielleicht zur Katastrophe geführt hätte. Sjoström jedoch verstand es, der ganzen Sache eine besondere Note zu geben und ein ergreifendes Drama bildlich zu gestalten, das von Meisterhand geschaffene, prächtig bewegte Szenen bringt, und vor allem in den beiden letzten wirklich starken Akten auch jene Besucher mitreißen dürfte, die derartigen "zahmen Filmen" sonst vielleicht ablehnend gegenüberstehen. Das Durchschreiten des Scheiterhaufens ist eine Leistung von höchstvollendeter Technik, sowohl regietechnisch als auch photographisch. Auch einige Massenszenen sind in ihrer realistischen Bewegtheit beachtenswert. Das Experiment, einen derartigen, heute nicht allzu stark begehrten Sagenstoff zu einem zugkräftigen Film zu verarbeiten, konnte nur dadurch gelingen, daß die Svenska ihre besten darstellerischen Kräfte in den Dienst der Regie stellte, und die prächtigen Typen, verbunden mit der mimischen, ungezierten Ausdrucksfähigkeit der schwedischen Schauspieler verhelfen der sauberen Arbeit zu dem gewünschten Erfolg. Die Namen der wenigen Solodarsteller verdienen daher bekanntgegeben zu werden, in erster Linie Jenny Hesselquist, Tore Svenberg, Ivan Hedquist, Gösta Ekman, Knut Lindroth und Waldemar Wohlström. Die Eindrücke in wenige Worte zusammengefaßt: ein sauberer, logischer, historischer Spielfilm, kein Sittenfilm - aber ein sittenreiner Film. Verleih: Decla-Bioscop.» (Guido Haller, Der Kinematograph 16.Jg., Nr.804, 16.7.1922, anlässlich der Aufführung in Frankfurt a. M.) "Beatrix." Ein Spiel von Liebe, Haß und Tod. Fabrikat: Svenska-Film. Verleih: Decla-Bioscop. Regie: Victor Sjöström. [...] ([...] Tauentzienpalast.) Manchmal werden sich die Schweden untreu. Sie verlassen die erquickend reine Linie ihrer schönen Natürlichkeit, stürzen sich in Abenteuer kostümlichen Anreizes, versteigen sich in Stile, und die schon recht welken Lorbeeren der Historienfilm-Regisseure lassen sie nicht in ihrer harmonischen Ruhe. In Zeiten solcher Anfälle von Modelaune muß "Beatrix" entstanden sein. Ein Spiel von Liebe, Haß und Tod, von Gedankensünde, von Jugendrecht und Altersgrausamkeit, ein Spiel von Scheiterhauen und Gottesurteil. Ganz im Ton alter Chroniken vorgetragen, vom Atem der Legende überflügelt. Sehr fein, abseits vom Gewöhnlichen, nur: von der ersten bis zur letzten Szene eine einzige große Konzession an billigeren Publikumsgeschmack. Durchaus kein Schwedenfilm, nur ein Qualitätsfilm. Und das ist bei einer Produktion, die so sehr mit äußersten künstlerischen Reizen zu verwöhnen verstand, zu wenig. Sjöström hält auch in diesem ihm ungewohnten Rahmen an der Ueberlieferung der Sauberkeit fest, bindet schön Spiel und Gedanke, denkt bildhaft. Aber all dies geschieht bewußt und nicht mehr mit der elementaren Kraft von sonst. Jenny Hasselquist ist Beatrix, die schuldlos Schuldige. Ihr Ausdruck ist voll des Adels innersten Erlebens, das Spiel der Hände lebendig und echt, die ganze Persönlichkeit ganz Musik der Bewegung. Bestes geben wieder die männlichen Partner Ivan Hedquist und Tore Svennberg. Die Photographie in delikatem Reiz.» (Max Prels, Der Kinematograph 16.Jg., Nr.822, 19.11.1922) Beatrix «Die Epidemie der historischen oder der Kostümfilme hinterläßt überall ihre Spuren: Auch die Schweden, verführt durch einen alten Legendenstoff, haben nun ihren eigenen Boden verlassen. Zwar ist dieser Film (U.T., Tauentzienpalast) Victor Sjöströms noch immer der schwedischen Tradition treu geblieben, also makellos in der Regie, streng und sauber in der Idee und im dramatischen Bau des Manuskriptes, aber es [!] hat das Unmittelbare der Wirkung eingebüßt, das Selbstverständliche, Natürliche, den großen Vorzug der skandinavischen Darsteller. Trotzdem Sjöström gerade dem Ausspielen der menschlichen, außerhalb jeder Zeit stehenden Konflikte viel Raum und Sorgfalt widmet, bleibt ihm die gewünschte Wirkung versagt. Die Schauspieler sind durch das fremde Gepräge, das zu einem gewissen Pathos zu verpflichten scheint, irritiert; die großen dramatischen Augenblicke treten deshalb nur unmerklich aus dem dickflüssigen, schwerblütigen Tempo dieser Legende von Liebe, Haß und Tod. Mittelalter, die Zeit der Gottesurteile. Beatrice haßt ihren ungeliebten, um vieles älteren Gatten und betet alltäglich zu Gott um Befreiung; auch um Vergebung für ihren Haß, denn sie ist fromm. Als ihre Liebe zu einem schönen Jüngling entdeckt wird, tritt zum ersten Mal der Gedanke an den Tod in ihr Leben. Angstvoll kommt ihr Gatte zu ihr. Das Gift, das sie für sich bestimmt hat, mischt sie ihm in den Becher. Er sieht es und stirbt vor Erregung am Schlagfluß. Nur die Aussage eines Bettelmönches, der Beatrix ein unschädliches Pulver statt des vermeintlichen Giftes gegeben hat, macht sie von der Anklage frei. Aber der Verdacht bleibt, selbst der Geliebte zweifelt und das empörte Volk verlangt nach einem Gottesurteil. Der Geliebte will sich für sie opfern; im letzten Augenblick kommt sie selbst, von Gewissensqualen übermannt, denn sie glaubt, daß ihr Haß, ihr Wille zum Mord den Tod des Gatten verschuldet hätten und besteigt selbst den Scheiterhaufen. Und Gott entscheidet für sie, den sie ist rein... Jenny Hasselquist spielt die Beatrix; ihre Partner sind Ivan Hestquist und Tore Svennberg; schöne, natürliche Menschen voll Eifer und Begabung.» (p.m., Film-Echo, Beilage zur Sonderausgabe des "Berliner Lokal-Anzeigers", Nr.42, 13.11.1922) "Beatrix" Dieser erinnerungswürdige Abend wurde mit einem Bergsteigerfilm (Decla-Bioscop), "Auf den Höhen des Schweigens", eingeleitet, der in geschickt geschnittenen Bildern die Bezwingung einiger Berggipfel und -wände zu Gesicht bringt. Der Film ist nur ein wenig lang, könnte Schnitte (im Aufrollen des Seiles, das sich wohl zwanzigmal wiederholt) vertragen, um dann von noch stärkerer Wirkung zu sein. Die Virage der Kopie war recht ungleich; es wäre am besten, sie durchgehend elfenbeinfarben zu viragieren. Es folgte dann der Schwedenfilm "Beatrix", ein Spiel von Liebe, Haß und Tod in fünf Akten, die, von Hjalmar Bergmann geschrieben, von Victor Sjöström inszeniert wurden. Man geht neuerdings mit einiger Skepsis zu den Schweden; denn nachdem man sie anfänglich übertrieben feierte, kam man bald hinter die Grenzen ihrer Kunst, die Dramatisches zugunsten zu starker "Seelenspiegelung" unterdrücken. Schwedenfilme sind langweilig, wurde nicht selten geurteilt, was der Qualität nicht ganz gerecht wurde. Aber irgendwo geschieht bei Stiller oder Sjöström ja doch das Wunder, daß wir vor ihren Leistungen verstummen und in ehrfürchtigem Staunen zu ihnen aufblicken. Dieses Wunder geschieht in Beatrix im letzten Akt, der sich von den vorhergehenden an dramatischer Schlagkraft so abhebt, als sei er von einer ganz anderen Hand geschrieben worden. Die Geschichte ist bis dahin ziemlich einfach und alltäglich und wird auch nicht interessanter dadurch, daß man ihr das Gewand der späten Gotik anzieht. Beatrix wird einem ungeliebten Gatten angeheiratet und verliebt sich in der Ehe in einen schönen jungen Mann. Den Gatten versucht sie zu vergiften, aber den trifft, da er ihre Vorbereitungen gesehen, zuvor der Schlag. Das vermeintliche Gift war ein harmloses Pulver - die Obrigkeit spricht Beatrix frei, aber das Volk verlangt ein Gottesurteil. Der Geliebte will für sie den Scheiterhaufen besteigen, aber Beatrix, von Reue getrieben, stürzt sich in die Flammen, geht aber aus ihnen, da sie bereut, heil hervor. Dieses Melodram hat die unwirkliche Atmosphäre der Legende, ganz besonders im letzten, in einer Nacht sich abwickelnden Akt, in dem Sjöström die Handlungsarmut der ersten Akte durch einprägsam einfache Bilder wettmacht. Seine Art, die Handlung aufzulösen, sie wechselnd in den verschiedenen Figuren zu spiegeln, ist bekannt. Die Massenszenen sind von Lubitsch beeinflußt, zwei Bilder glatt aus dem "Weib des Pharao" übernommen. Der Höhepunkt de Sjöströmschen Regiekunst wird beim Bau des Scheiterhaufens erreicht, in der Schar der fanatischen, mit Reisig beladenen Weiber. In den letzten Szenen hätte man die Figur des Gatten, der Beatrix schützend durch die Flammen des Scheiterhaufens führt, nur schemenhaft einkopieren sollen - auch sollte man Visionen stets im Dämmerlicht durch Schleier photographieren - auch nur inmitten von Kreisblenden, um sie unwirklicher zu machen. Jenny Hasselquist bewies als Beatrix von neuem ihr eminent schauspielerisches Können - nur dem Schluß blieb sie die Verzückung schuldig - aber vielleicht ist dieses Gefühl nicht mehr darzustellen. Tore Svenneberg und Ivan Hedquist hatten am Erfolg ebenso großen Anteil wie die Photographie Julius'.Der Film fand eine außerordentlich beifällige Aufnahme. Svenskafilm der Ufa.» (N., in Film-Kurier, 4.Jg., Nr.252, 13.11.1922) «Dramaturgie eines Schwedenfilms - Gedanken über Sjöströms "Beatrix" Ein in sich starker, überzeugender Film muß eine Voraussetzung erfüllen: er muß die Logik des Alltages haben. Sobald ein Film sich auf eine exzeptionelle Verquickung stützt, nähert er sich vielleicht dann und wann dem Leben - aber nur die Wirklichkeit darf sich die Konstituierung von Unwahrscheinlichkeiten erlauben; dem Dichter nimmt man sie übel, und das Publikum bezweifelt sie. Das ist die grundlegende Schwäche des Sjöströmschen Filmes "Beatrix". Eine Frau, deren Schuld in der Andeutung einer Verfehlung, in der Eröffnung der Perspektive auf einen Ehebruch besteht - wohlgemerkt: der Ehebruch kommt nicht zustande! -, eine solche Frau mischt ihrem Manne, den sie haßt, Gift in den Wein. Und sie tut es, indem sie nicht sieht, daß dieser Mann dicht vor dem Spiegel steht und sie beobachtet. Zudem verdeckt sie den verbrecherischen Vorgang nicht etwa mit ihrem Körper, sondern stellt sich offen vor den Spiegel hin. Diese Prämisse ist falsch. Das Leben mag die Unwahrscheinlichkeit zulassen, es gibt Verwirrungen des Geistes (bei der Frau), mit denen man die Unsinnigkeit rechtfertigen könnte, - und Bewegungshemmungen (beim beobachtenden Mann), die ihn, den offenbar Herzkranken, hindern können, der Frau entgegenzutreten; aber der Film darf mit diesen exzeptionellen Denkbarkeiten nicht rechnen: er muß das alltägliche Vorkommnis im Auge behalten, denn nur dieses läßt sich typisieren. Vollends indiskutabel ist die Voraussetzung, daß der Mönch, der feilschend von Haus zu Haus zieht, Gift mit sich führt. Hier fühlt man eine Absicht, die aber nicht klar zum Ausdruck kommt: soll der Tod eine Symbolisierung erfahren, das Verderben gleichfalls menschliche Form annehmen in dem Augenblick, in dem auch die Liebe Mensch wird? Das scheint das Ziel gewesen zu sein, aber es wurde in keiner Weise erreicht. Nicht der Tod erscheint, sondern ein körperlicher Faktor, der dem Schicksal in die Speichen fällt. Zwar dokumentiert die Art, in der der Mönch eingeführt wird, ein klares Bestreben: die Auswechselung des Giftes im Ring der Frau gegen eine ungefährliche Substanz erfolgt vor den Augen des Publikums, so daß über die Harmlosigkeit der späteren Vergiftungsszene keine Zweifel bestehen können, der Zuschauer also ohne jede Spannung in der Handlung weiter vorgeschritten ist, als die handelnden Personen selber, - aber dieses Bestreben, die Kolportage zu vermeiden, ist, so stilvoll sie für den Intellektuellen schon sein mag, ein Verzicht auf das stärkste filmische Element der Handlung überhaupt. Zwei Punkte sind es somit, die bereits im Vorwurf der Fabel der Spannung zuwiderlaufen und den Film dramaturgisch matt machen. Aber darüber hinaus wirken große Schwächen nach: Beatrix, die Frau, haßt ihren Mann, ... warum? Liebe braucht nicht motiviert zu werden, sie ist da, im Äußerlichen der Menschen begründet, denn Liebe strömt von Geschlecht zu Geschlecht. Aber der Haß gegen einen Menschen, der äußerlich angenehm und in seinem Charakter augenscheinlich edel ist, muß begründet werden, auch wenn dieser Mensch ... Ehemann ist. Weiterhin: die geistreiche Komposition, durch die die Frau die Vorgänge der Sterbeszene ihres Mannes sich nachträglich vergegenwärtigt, erweist sich als wirkungslos, weil wir zu sehr Augenzeugen der Spiegelszene wurden. Wir haben - im Film - zu oft Beobachtungen durch den Spiegel erlebt, als daß wir die Ahnungslosigkeit der Frau hinnehmen könnten. Schließlich aber findet der Film Sjöström[s] einen konstruktiven Höhepunkt, der in seiner fast legendären Färbung erst recht nicht geeignet erscheint, die wenig überzeugenden Voraussetzungen zu überstrahlen. Das Gottesgericht, nachdem die Frau ihre Mitschuld erkannt hat, ist ein unendliches Legato der Geste, das keine natürliche Kulmination kennt. Der Sohn des Bürgermeisters tritt sein Opferplatz an die Urheberin des Unheils, an Beatrix, ab ... ohne fühlbare Erregung darüber, daß hier ein Schuldbekenntnis zum Durchbruch zu kommen scheint. Die Symbole des Entwurfes: Tod und Liebe - sie verschwinden, dafür löst sich vom Kreuz die Figur des gestorbenen Gatten los ... Ist das wieder ein Symbol: das Kreuz des ehelichen Hasses? Oder will Sjöström das Visionäre des Schuldbewußtseins zum Leitgedanken des Gottesurteils machen? Auch diese Klimax fängt den Zuschauer nicht mehr ein, weil dieser zumeist eine Abneigung gegen die Exaltiertheit der religiösen Ideen, sicherlich aber eine besondere Empfindlichkeit gegenüber der Verweltlichung konfessioneller Symbole haben wird. Die Dramaturgie der "Beatrix" verpufft damit selbst an den Höhepunkten: das Nicht-Alltägliche verschließt sich, weil die Prämissen versagen, auch in seinen Folgen ganz der gedanklichen Zugänglichkeit. Für die Beurteiler dieser Arbeit ist aber eines lehrreich: sehen wir von "Erotikon" ab, so hieß bisher die beste schwedische Filmautorin Selma Lagerlöf, und das aus dem einfachen Grunde, weil sie nicht symbolisierte, nicht ideelle Konzeptionen gab, sondern nur typisierte, also dem Alltag das Selbstverständliche entlieh. Der Umstand, daß selbst Stimmungsmaler, Menschenzeichner und Durchgeistiger von Situationen, wie es die beiden schwedischen Regisseure Sjöström und Stiller sind, an der Unzulänglichkeit neuer Vorstellungen scheitern, ist angesichts der "Beatrix" von lehrreichem Interesse. Zwar soll und kann nicht jede Erzeugung ein Meisterwerk sein, wohl aber kann der Vorwurf, die dramaturgische Unterlage, in jedem Fall die klare Film-Erkenntnis verraten. Davon kann man hier nicht sprechen. Die Technik des Bildes - Ton und Gebärde -, Tempo und Mitteilsamkeit ... alles das scheint am Film Handwerk zu werden (oder zu sein); doch das Manuskript gelingt einem Handwerker nicht. Auch Sjöström wird das einsehen müssen.» (Paul Ickes, Quelle: Film-Kurier, 4.Jg., Nr.252, 13.11.1922)

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