Das Mädchen aus der Ackerstrasse. 1. Teil. Ein Drama aus der Grosstadt

Das Mädchen vom Jungfernsteig (Verleihtitel), Das Mädchen vom Stachus (Verleihtitel), Das Mädchen von der Hohestrasse (Verleihtitel), Das Mädchen von der Peterstrasse (Verleihtitel), Das Mädchen von der Schweidnitzer Strasse (Verleihtitel), Das Mädchen von der Zeil (Verleihtitel)

Regie: Reinhold Schünzel, Deutschland, 1920

Deutschland, 1920
Szenenphoto aus Das Mädchen aus der Ackerstrasse. 1. Teil. Ein Drama aus der Grosstadt, © Cserépy-Film Co. GmbH., Berlin


Stab und Besetzung

Produktion Cserépy-Film Co. GmbH., Berlin
Produzent Arsen von Cserépy
Heinz Schall [Künstlerische Beratung]
Regisseur Reinhold Schünzel
Drehbuch Bobby E. Lüthge
Arsen von Cserépy
Nach einer Vorlage von Arsen von Cserépy [Roman oder Erzählung]
Kamera Curt Courant
Architekt Fritz Seyffert
Darsteller Lilli Flohr [Ella Schulze, Stieftochter]
Otto Gebühr [Universitätsprofessor Dr. Ernst Albrecht]
Rosa Valetti [Mutter Schulze]
Reinhold Schünzel [Franz, Diener im Hause Albrecht]
Albert Steinrück [Vater Schulze]
Hans Junkermann [Geheimrat Fischer]
Olga Engl [Frau Fischer]
Hansi Burg [Gertrud Fischer]
Hansi Burg [Maler Petersen]
Fritz Beckmann [Wirt]
Leonhard Haskel [Arbeiter]
Ferdinand von Alten [Assessor König]
Ferdinand von Alten [Haushälterin]
Erwin Geschonneck

Technische Angaben
Kategorie: Langspiel Film
Technische Info: Format: 35 mm, 1:1,33 - Ratio: 1:1,33 - Schwarz-Weiss Film,, 2224 Meter, 6 Akte
Tonsystem: silent
Premiere: 3. Mai 1920 in Berlin, Decla-Lichtspiele

Vorhandene Kopien: Kopien des Films sind erhalten [Archiv: Deutsche Kinemathek - Museum für Film und Fernsehen (Berlin), Bundesarchiv - Filmarchiv]

Inhaltsangabe
Der erste Teil schilder, wie Ella, die kleine Streichholzverkäuferin, auf der Flucht vor ihren Peinigern, vom gütigen Professor Albrecht aufgenommen, diesem aber zum Verhängnis wurde. (Inserrat-text)

In grauen Vorstadtgassen verkauft die kleine Ella Schulze Streichhölzer. Eines Abends nimmt sie Reißaus, um dem Elend und ihren Eltern, die sie regelmäßig misshandeln, zu entkommen. Erschöpft bricht sie zusammen und wird von dem jungen Universitätsprofessor Dr. Ernst Albrecht gefunden, der sie aus lauter Mitleid mit nach Hause nimmt. Als Ella ihrem Retter von den Umständen ihrer Flucht berichtet, beschließt der, sie als Pflegekind bei sich aufzunehmen und verkündet auch Ellas Eltern augenblicklich seine Entscheidung.
Ella entwickelt sich im neuen Umfeld zu einer jungen Frau, wird zur Haushälterin in Dr. Albrechts Heim und steht ihm treu zur Seite. Allerdings ändert sich die Situation, als Ellas Eltern aus den gebesserten Lebensumständen ihrer Tochter Profit ziehen wollen und Dr. Albrecht mehr als nur väterliche Gefühle für Ella entwickelt. Von da an gerät Albrechts Leben auf die schiefe Bahn: Seine Verlobte verlässt ihn, er wird wegen Verführung einer Minderjährigen angezeigt und am Ende scheint Selbstmord der einzige Ausweg zu sein. (www.filmportal.de)

Kritiken : Das Mädchen aus der Ackerstraße „Weder der Titel noch die Wahl des gleichnamigen Romans zur Verfilmung erscheint unter den obwaltenden Verhältnissen und bei der herrschenden Geschmacksrichtung besonders glücklich. Man hat sie allmählich satt, diese sogenannten Sittenbilder aus der Großstadt, die fast nie typisch sind und deshalb weithin nach jener üblen Kinoromantik riechen, die heute eigentlich schon überwunden sein müßte und könnte. Eine Fülle von Unwahrscheinlichkeiten verleidet dem geschmackvollen Zuschauer solche ‚Dramen‘ und nimmt ihnen auch den letzten Rest von ethischer Berechtigung, da nur das abschreckend und bessernd wirken kann, was der Zuschauer als glaubwürdig und dem wirklichen Leben entnommen empfindet.
Deshalb bleibt diese Geschichte eines von Edelmut und Gutmütigkeit, von Anständigkeit und Solidität triefenden Gelehrten, der sich eines armen, unglücklichen Mädchens aus den Tiefen der Großstadt annimmt, sie bei sich im Hause erzieht und dann plötzlich, in der Nacht nach seiner Verlobungsfeier mit einer anderen, das noch unmündige Mädchen verführt, ohne jeden tieferen Eindruck. Daneben rankt sich um diesen Gelehrten ein übles Verbrechergesindel, das der Gelehrte ganz unmotivierterweise um sich duldet, von dem er sich ausbeuten und erpressen läßt, obwohl er bis zu der – psychologisch ebenso völlig unbegründeten – Verführung nur Gutes und Edles getan hat.
Muß man dergestalt die Wahl des Stoffes und seine filmdramatische Bearbeitung entschieden ablehnen, so gebührt der Regie, die in den Händen Reinhold Schünzels lag, der Darstellung und der Photographie uneingeschränktes Lob. Abgesehen von den üblichen Konzessionen an den angeblichen Publikumsgeschmack (Künstlerfest, Kaschemmengetriebe, Verlobungsfeier und dergl.), hat die Regie dafür gesorgt, daß unnötiger Ballast ferngehalten und die Handlung in geradliniger Klarheit und Straffheit sich aufbaut. Die Bilder sind gut gestellt und ihre Wirkung künstlerisch berechnet.
So entwickelt sich Schünzel immer mehr zu einem großartigen Regisseur, ohne daß darunter seine Meisterschaft als Darsteller leidet. Denn auch als solcher liefert er in diesem Cserépy-Film eine glänzende Leistung, die ohne seine Schuld vielleicht nur dadurch beeinträchtigt wird, daß man diese, zu seiner Spezialität gewordenen Type des zynisch-brutalen Theaterschufts nachgerade ein bißchen zu oft gesehen hat. Ihm völlig ebenbürtig zur Seite steht Otto Gebühr, der sich immer mehr zu einem unserer besten Filmdarsteller emporarbeitet, der durch die Einfachheit und überraschende Natürlichkeit seines Spieles, seine souveräne Beherrschung jeder Situation und sein ausdrucksvolles Mienenspiel hervorragt. Auch Lili Flor, die die Titelrolle spielt, zeigt eine erfreuliche Entwicklung nach aufwärts, wenn ihr auch freilich zur erstrangigen Filmdiva noch mancherlei fehlt und namentlich in der pantomimischen Geste noch erhebliche Mängel vorhanden sind. Glänzende Episodenfiguren stellten Albert Steinrück und Rosa Valetti als erpresserisches Elternpaar auf die Leinwand. Die Photographie Curt Courants war sorgfältig und geschmackvoll.“ (Frank [= Paul Frank?] Film-Kurier, Nr. 91 vom 1. Mai 1920)

Das Mädchen aus der Ackerstraße „Der Film hält immerhin mehr als sein Titel verspricht. Man kann sogar zu der Vermutung kommen, der Titel wäre absichtlich so gewählt. Sujet: Tränenfilm par exellence. Eines der Leierkastenmotive des Films. – Aber die Ausführung! Schünzels Regie ist fast durchweg reif und gekonnt. Die kleine Tempoverschleppung im ersten Akt und die nicht ganz überzeugende Komparserie hätte sich ein Mann wie Schünzel allerdings sparen können. Schünzels Regienote in diesem Film ist die Bekämpfung und Ausgleichung des rührseligen Stoffes. Eine schwere Aufgabe. Aber man kann sie als gelöst bezeichnen. Dieser Regisseur ist ein Beherrscher realistischer Kunst und seine beachtenswerten, ehrlichen Bemühungen in dieser Richtung heben das Werk ohne weiteres auf ein höheres Niveau. Als künstlerisches Element ist fernerhin eine gute Parallelisierung der Bilder zu werten. Die Schlußszene erbebt sich sogar zu einer gewissen durchaus angebrachten und gut wirkendenden Symbolik.“ (H.B., Lichtbild-Bühne Nr. 18, 1. Mai 1920)

Anmerkungen : Der Film war mit acht Teilen angekündet worden, realisiert wurden allerdings nur drei Teile.

General Information

Das Mädchen aus der Ackerstrasse. 1. Teil. Ein Drama aus der Grosstadt is a motion picture produced in the year 1920 as a Deutschland production. The Film was directed by Reinhold Schünzel, with Lilli Flohr, Otto Gebühr, Rosa Valetti, Reinhold Schünzel, Albert Steinrück, in the leading parts.

Literatur Hinweise Lichtbildbühne No. 33/34, 1919.
Lichtbildbühne No. 19, 1920.
Lichtbildbühne No. 18, 1920.
Der Film No. 14, 1920.
Der Film No. 19, 1920.
Der Film No. 43, 1920.
Der Film No. 44, 1920.
Filmkurier No. 91, 1920.
Erste Internationale Kinematographenzeitschrift No. 11, 1920.
Erste Internationale Kinematographenzeitschrift No. 20/21, 1920.
Erste Internationale Filmzeitung (Berlin), Nr. 20–21, 1920.

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